Lieber Herr Böttcher,
auf Ihre Provokationen gehe ich nicht weiter ein, ich bleibe sachlich.
Zu ihrem Punkt A - es muss funktionieren:
Alte, nicht mehr funktionierende Fugen sollten normalerweise um das doppelte des Fugenmaßes ausgearbeitet werden und dann neu verfugt werden - so weit die Theorie. In der Praxis ist das natürlich stark abhängig davon wie die neu zu verfugende Wand aufgebaut ist. Es gibt Mauerwerk, wenn man da so verfährt, kommt einem der Rest auch entgegen, daher meine Empfehlung mind. 10-15mm auszuarbeiten und dann neu zu verfugen. Vorteil einer möglichst tiefen Ausarbeitung ist die Entfernung evtl. eingelagerter Salze, diese setzen sich nämlich vornehmlich in den meist sehr offenen Porenraum in den Fugen. Zudem haftet dann der Fugenmörtel auch ausreichend an den Steinflanken. Ein zu geringes Ausarbeiten führt zu Schalenbildung, nur fix "drüberschwammeln" bringt also keine Punkte.
Fugen sind zudem immer weicher auszuführen als der Stein.
Zu Ihrem Punkt B - es muss kostengünstig sein
Die gezeigte Wand und auch andere gleicher Art habe ich für einen Preis von 40€ pro m2 gereinigt, verfugt, Dübel / Anker / Gipsplomben entfernt und wo nötig auch mit Vierung ergänzt, ca. 2-4 Vierungen pro 10m2, zeitlich gebraucht habe ich inkl. Wartezeit fürs Kratzen des Mörtels bei der gezeigten Wand ca. 7h. Ich denke zwischen beiden Verfahren, so wie sie zur Auswahl stehen, wird es irgendwo eine Schallmauer in Form der Menge geben wann welches Verfahren das schnellere oder günstigere sein wird. Fugenschlämmen sind allerdings auf der Materialseite oftmals teuerer, für den 40kg Sack TKM von Sakret habe ich bisher etwas um die 5€ bezahlt - das ist zumindest bei den mir bekannten und genutzten Fugenschlämmen um ein Vielfaches teuerer gewesen.
Einen großen Nachteil bei der Schlämmverfugung sehe ich darin, dass man mindestens zu zweit arbeiten sollte, da einer schlämmt und der andere wäscht - so kenne ich das jedenfalls von Ziegelfassaden, was anderes habe ich noch nicht geschlämmt.
Für den Selbstmacher halte ich meine beschriebene Variante für die günstigere + schnellere.
Zu Ihrem Punkt C - Allgemein geltende technische, historische und denkmalpflegerische Vorgaben
In der Din 18332 im Kapitel "Ausbildung von Fugen" (3.3) unter dem Punkt 3.3.5 steht geschrieben:
"Mörtelfugen sind durch Einschlämmen zu schließen, ausgenommen sind Naturwerksteine mit rauhen Oberflächen"
Die Din 18332 ist in dem Zusammenhang als untergeordnet zu betrachten, da hier denkmalpflegerische und historische Vorgaben sicherlich stärker eine Rolle spielen werden und die VOb darauf nicht ausgelegt ist. Viele Angaben beziehen sich in der Din eher auf die heute üblichen Bauarbeiten wie zum Beispiel Böden und Wandbeläge o.ä.
Früher wurden solche Mauerwerke entweder verputzt (so wie in meinem gezeigten Fall zum Beispiel) oder direkt beim Mauern wurde der Versetzmörtel mit abgezogen. Ich finde nichts konkretes auf dem Bild, was den Rückschluss zuließe, dass das hier gezeigte Mauerwerk einmal verputzt war. So wie das Bild wirkt, wurde das Mauerwerk direkt beim Erstellen mit verfugt, also mit der Kelle abgezogen. Das kann man aber vor Ort sicherlich besser erkennen und beurteilen.
Was allgemeines: Was ich unter "lebendiges" Mauerwerk verstehe, ist genau das, was im Bild des TE zu sehen ist. Das Mauerwerk lebt von den kleinen Versprüngen, Ecken und Kanten und den sehr ungleich dicken Fugen, den kleinen Zwickeln usw.
Was mich an Ihrem gezeigten Beispiel so abschreckt, sind die übermäßig breiten Fugen und völlig weggeschlämmten Zwickel, das sehr glatte Fugenbild und die "knallende" Fugenfarbe. Es wirkt ein wenig wie eine verputzte Wand in die die Steine unregelmaßig hineingedrückt wurden. Mag sein, dass das von Ihnen gezeigte Beispiel im Ursprung genau so war, dann frage ich aber: was hat es dann mit der hier gezeigten Wand zu tun?
Dass dadurch natürlich auch die Oberfläche verringert wird, ist unbestreitbar ein Vorteil, da gebe ich Ihnen auf jeden Fall recht. Würdig für das gezeigte Haus (TE) empfände ich das trotzdem nicht und bei den kleinen Flächen und dem Dachüberstand wohl auch für vernachlässigbar.
Der TE fragte nach Mörteln die er verwenden kann und ich glaube da wurde zumindest von meiner Seite ausreichend erwähnt.
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