Blähtonbodenplatte im Altbau einbauen

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Tilman1

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Hallo Experten, in meinem Haus in Portugal möchte ich eine Bodenplatte (ca. 20 ) aus gebundenem Blähton einbauen und wenn möglich direkt darauf Fliesen verlegen.
Der Boden ist im Erdgeschoß (kein Keller) . Ein 20 cm Starkes Kiesbett habe ich bereits eingebaut. Die Außen und Innenwände sind aus massiven Lehmziegeln gebaut.
Eine Drainage an den Außenwänden baue ich gerade ein, um Feuchtigkeit im Boden in der Zukunft zu vermeiden. Zwischen den Wänden und dem Boden möchte ich ein natürliches Dämmmaterial verwenden.
Weiter möchte ich Elektrische-, Wasser- und Abwasserleitungen vor dem Einbau verlegen. Ich würde mich über einige Hinweise und Empfehlungen freuen.
 
Re: ...bodenplatte im Altbau einbauen

Was verstehst du unter "gebundenem Blähton" und wie sollen darauf Fliesen verlegt werden? Geklebt? In einem Mörtelbett?

Eine ums Haus verlegte Drainage kann maximal die Feuchtigkeit unter einem Haus etwas reduzieren, aber niemals komplett verhindern/austrocknen.

Ohne Keller wird aus dem Erdreich aufsteigende Feuchtigkeit anstehen.
Kies ist kapillar leitfähig, Blähton ebenfalls. D. h., die Erdfeuchte wird bis unter die Fliesen aufsteigen. D. h., selbst bei glasierten Fliesen, die an sich eine trockene Oberfläche haben werden, kann es passieren, dass zumindest die Fugen permanent feucht sein werden.

So lange mit aufsteigender Feuchtigkeit zu rechnen ist, macht es keinen Sinn eine Dämmung auf den Boden zu legen. Sie wird von unten durchfeuchtet und verliert dadurch die Dämmwirkung (vgl., selbst der dickste Pullover wärmt nicht mehr, wenn er nass geworden ist).

Nimm 5 - 6 cm Kies wieder raus, mische ihn mit Zement und Wasser, fülle den Beton als Sauberkeitsschicht wieder rein, ziehe ihn eben und einigermaßen glatt ab, lege eine Abdichtungsfolie aus (Bitumenbahn, o. vglb.), ziehe diese an den Wände bis Oberkante fertigen Fußboden (OKFF) hoch, lege darauf die Dämmung aus, lege darauf den Estrich (z. B. "gebundenen Blähton"), verlege darauf dem Untergrund entsprechend die Fliesen. Dann wird der neue Boden trocken bleiben. Auch ohne Drainage ums Haus.

Ob unter den Lehmziegelwänden eine Horizontalsperre vorhanden ist, die in den Wänden aufsteigende Feuchte verhindert, wäre zu prüfen und idealerweise bei der Gelegenheit nachzurüsten. An diese wird die Bodenabdichtung angeschlossen.

Abwasserleitungen werden unter der Sauberkeitsschicht im Kiesbett (oder darunter) eingegraben, Wasser-/Heizungsrohre und Kabel auf der Abdichtung, unter bzw. in der Dämmung verlegt.

Gruß,
KH
 
Blähtonbodenplatte im Altbau einbauen

Vielen Dank für die umfassenden Antworten. Die Fliesen ( 20 mm Terra Cotta )sollen in einem Mörtelbett verlegt werden. Die Drainage wurde eingebaut um die Feuchtigkeit in den Lehmsteinmauern zu reduzieren. Der Boden ist trocken und es besteht kein grundsätzliches Problem mit Feuchtigkeit.
Der Blähton soll mit einem auf Kalk basierenden Mörtel ,nach Vorgabe des Herstellers, angemacht werden und dann zu einem 20 cm starken Boden verlegt werden. Gibt es eine minimum Bodenstärke in cm die man über den Abwasserleitungen verlegen sollte?
Eine Dämmung zwischen Kies und Blähton ist nicht geplant, da wir hier kaum Minustemperaturen haben und ich versuche den Boden so diffusionsoffen wie möglich zu halten. Ich bin noch am überlegen ob ich evtl.. eine Fußbodenheizung einbauen soll. Dann wäre eine Dämmung sicherlich gut. Gibt es ein gutes diffusionsoffenes Dämmungsmaterial für diese Anwendung?
 
Der Unterbau aus Grobkies ist nicht kapillarleitfähig. Kapillarität bedingt aus Kohäsions- und Adhäsionskräften. Ab einer gewissen Porengröße sinkt der Kapillardruck so das flüssiges Wasser nicht transportiert werden kann.

Bei "diffusionsoffenen" Böden wirst du hier im Forum wenig Fürsprecher finden.

Im angelsächsischen Raum ist die Verwendung von Blähton aber durchaus üblich und recht wirtschaftlich.

Vielmehr handelt es sich um einen Estrich aus haufwerkporigen Leitbeton. Die Stärke richtet sich nach der Feldgöße so ab 100 Millimeter und damit deutlich dicker als Zementestriche.

Dieser wird auf einer festen Schüttung ebenfalls aus ("coated") Blähton 10/20 mm schwimmend verlegt. Bei der Ausführung als Heizestrich ist eine Trennung zu festen Bauteilen vorzusehen.

Auf den Boden kann Cotto im Dickbett verlegt werden. Höhere Dämmung kann vegetabil mit Korkschrott oder Hanfschäben erreicht werden.
 
[...] 20 cm starkes Kiesbett [...],

schreibt Tilman, nicht "Grobkies"!
Wenn es sich aber um ein stinknormales Kiesbett mit z.B. Körnung 0 - 32 handelt, ist das eben doch kapillar leitfähig.
Oder ist es eine 2 Kornschüttung z.B. 8+16?
Das wäre erst mal zu klären!
 
Blähtonplatte vs. Drainage

"Gibt es eine minimum Bodenstärke in cm die man über den Abwasserleitungen verlegen sollte?"
Die Kanalrohre müssen in einem Sandbett liegen und müssen mit Sand abgedeckt werden, damit sie nicht durch (spitze) Steine beschädigt werden können. Wegen Schallübertragung (der Fließgeräusche) sollten sie auch nicht fest einbetoniert werden. Eine vorgeschriebene Mindestüberdeckung unter der Bodenplatte gibt es meines Wissens nicht.

Wenn du die Fliesen nicht slbst verlegen wirst, frage lieber erat den Fliesenleger ob er die Fliesen im relativ harten (zementären) Mörtelbett auch auf einen sehr weichen Kalk-Blähton-Untergrund verlegt.

Je nachdem wo in Portugal, sprich in welchem Klima, das Haus steht, frage ich mich was es für einen Sinn hat, einerseits außenrum eine Drainage zu bauen um Feuchtigkeit weg zu halten, andererseits IM Haus den Boden möglichst offenporig zu gestalten, damit die Erdfeuchte möglichst gut von unten rein kommen kann.
Ich bin da sehr skeptisch. Habe schon zu oft in portugiesischen Häuser Kondensat an den Wänden runter laufen und Schuhe und Klamotten verschimmeln sehen, als dass ich ein solches Risiko eingehen würde.
Mein Rat: Wenn du sowieso über eine Fußbodenheizung nachdenkst, baue sie ein! Auch wenn es nicht so kalt wird wie in D, es wird aber u. U. viel feuchter. Die FBH, in Verbindung mit einem Solarpanel aufm Dach, hilft kostengünstig das Haus trocken zu halten.

"....Grobkies ist nicht kapillarleitfähig."
Richtig. Im Eingangstext steht halt nix von "grob".
Wenn genug Feinanteil drin ist, kann auch "Kies" kapillar leitfähig sein, deshalb mein Einwand. Ich meinte diese Art Kies: https://de.wikipedia.org/wiki/Kies#/media/Datei:Graupensandrinne.jpg

Gruß,
KH

Edit: Michael war schneller...
 
Das Kondensat kommt vom maritimen Klima und nicht vom "offenporigen" Boden. Hier helfen hygro-thermisch regulative Baustoffe. Deswegen besser an regional tradierter Bauweise orientieren als an deutschen Bedenken.

Im Vorstellungstext habe ich Grobkies gelesen und wäre auch davon ausgegangen das sich niemand Spielsand in die Hütte kippt und bevor er die Frage stellt.

Beim Bodenaufbau macht man in der Tat "hart" auf "weich" schon seit Christi Geburt. Der Cotto wird natürlich in Kalkmörtel ohne Portlandzement gesetzt und verfugt.
 
Die Abwasserrohrüberdeckung

hängt letztlich von der Tragfähigkeit deines Rohfußbodens ab.
Die dürfte aber bei 20 cm gebundenem Blähton zu vernachlässigen sein, wenn die Rohre nicht größer Dn 100 sind.
Nur wie KH schon schreibt, müssen sie in Sand gehüllt sein.
Da sind wir also wieder bei der kapillaren Leitfähigkeit!
Rechnung:
Gewachsener Boden, + 5 cm Sand unter der tiefsten Rohrstelle, + (angenomme Leitungslänge 8 m, belüftet) 4 cm Steigung, + 11 cm Rohr, + 4 cm Sandüberdeckung an der höchsten Rohrstelle
= 24 cm !
Bei unbelüftetem Aw-Rohr sieht das noch ungünstiger aus!
Abgesehen davon, wie soll das ganze vom Rollkiesbett getrennt werden?
 
Re: Das Kondensat kommt...

"Das Kondensat kommt vom maritimen Klima und nicht vom "offenporigen" Boden."
Ersetze das "nicht", durch "zusätzlich", dann triffts genau das was ich befürchte.

Gruß,
KH
 
Nicht Diffusion mit Kapillarität verwechseln. ("Diffusionitis")

Der Bodenaufbau ist nicht "offenporig", sondern durch den Unterbau für Wasser nicht leitend.

Unterbrochene Kapillarität und Wasserdampfdurchlässigkeit bringt trockene Oberflächen.

Für eine relevanten Transport bzw. Konzentrationsausgleich von Wasser aus dem Erdreich über die Dampfphase durch den Bodenaufbau müsste dort ein Dampfdruckgefälle existieren was praktisch nicht der Fall ist.
 
Blähtonbodenplatte im Altbau einbauen

Vielen vielen Dank für all die gute Info. Hatte in den vergangenen Tagen leider kein Internet und mich erst jetzt bedanken.
Der Boden hier ist sehr sandig und Regenwasser versickert sehr schnell und tief. Das Haus war lange Zeit nicht bewohnt und die Dachrinnen und Fallrohre entsprechend in einem sehr schlechten Zustand. In einer Ecke hatte ich daher etwas Feuchtigkeit. Auch ist die Straße vor dem Haus in einem Bereich höher als das Haus, deswegen der Einbau der Drainage. Die Dachrinnen werden in Kürze neu gemacht und damit die eine Ecke trocken gelegt. Das Haus ist insgesamt sehr trocken und die massiven Lehmziegelwände sind nach den genannten Arbeiten trocken.
Der Grobkies ist ca 20 cm stark und keines der Rohre ist mehr als 100 mm im Durchmesser. Entsprechend werde ich die Sandmenge um die Rohre ausführen. Danke für die gute Info.
Der Blähton Boden wird auch ca. 20 cm stark werden und ich möchte dort auch die 40mm und 50 mm Abwasserrohre verlegen sowie die Wasser und Stromleitungen. Die Cotta Fliesen (20 mm) sollen in einem Dickbett verlegt werden.Zwischen den Wänden und dem Blähtonboden plane ich 15 mm Holzfaserdämmplatten einzubauen wegen Trittschall .Gibt es da bessere Materialien?

Nochmals vielen Dank an Alle.

Gruß
Tilman
 
Holzfaserplatten sind nicht geeignet, das Fasermaterial hat eine hohe Ausgleichfeuchte .und verträgt kondensierende Feuchte nicht gut.

Besser Platten (30 mm) aus expandierten Kork ("Backkork") verwenden. Kork hat eine geschlossne wabenartige Struktur mit sind wasserabweisenden Zellwänden. Das macht das Material weitgehend gas- und wasserdicht, womit bekanntlich Flaschen verschlossen werden können.

Wenn keinen Heizestrich ausgeführt wird, kann der Kalk-Leichtestrich gegen die Wand gestellt werden, da beim trocknen das Material umlaufend schwindet und sich so eine Entkopplung ergibt.

So richtig erschließt sich mit das Konzept der vorgesehen Drainage nicht. Schichtenwasser wird ja bei der beschrieben Bodensituation nicht anstehen, zumal das Objekt auch keinen Keller hat.

Funktion einer Drainage ist nicht Hang- oder Oberflächenwasser zu sammeln und zu transportieren, dies sollte in vorgelagerten Gräben oder Rinnen vom Haus weggeführt werden.

Da es in Portugal veritable Vorkommen von schweren Elementen gibt, sollte geprüft werden, ob örtlich eine Abdichtung zum Boden gegen Radon erforderlich ist.
 
Thema: Blähtonbodenplatte im Altbau einbauen
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