Das wird nichts.
Hallo Andreas,
der Fassadenaufbau ist absolut typisch für das genannte Baujahr und ist - wenn man hier mit modernen Dämmmaterialien rangehen will/wollte - ein ziemlich komplexes System. Das würde ich wirklich nicht jedem anvertrauen.
Die innerer Schale dürfte - soweit diese nicht ausgewechselt wurde - nicht aus KS sondern aus einem Bimsstein oder Gasbeton ähnlichem Material sein. Es ist verm. großporig und grau?
Gibt es am Mauerfuß über dem Sockel Lüftungsöffnungen? Häufig sind kleine Gitter, offene Fugen oder auch einfach fehlende halbe Steine zu finden. Manche Schalen wurden auch über Öffnungen im Keller hin zur Schale belüftet.
Die häufig auch nur eingeschossig ausgeführten Schalen besitzen/besaßen auch zum Teil kaminähnliche Lüftungsöffnungen in den Dachraum oder auch darüber hinaus. Leider wurden die Öffnungen häufig zugemauert.
Beide Schalen übernehmen oft tragende Funktionen und sind durch Metallanker oder Verbindungssteine miteinander verbunden.
Zur Systematik und damit Problematik der Schalen: Durch das einfaches Leben, das Schlafen, das Kochen usw. entsteht in den Wohnräumen eine ganze Menge Feuchte, die aus den Räumen abgeführt werden muss um nicht in einem Feuchtbiotop leben zu müssen.
Die grobporige Innenschale lässt die raumseitig auftretende Feuchte in die Luftschicht diffundieren, schlägt sich (im Winter) an der Außenschale nieder und wird durch daran entlang streichende Luft abgeführt. Im Sommer wird die vorgesetzte Schale aufgeheizt und befördert so durch thermisch bedingt erhöhte Luftbewegungen die Feuchtigkeit.
=> soweit ein tolles System, wenn die Öffnungen noch vorhanden sind. Negativ jedoch, dass eben im Winter durch die Öffnungen zwar trockene, aber eben kalte Luft durch die Schalen geführt wird und im Sommer aber warme und auch feuchte Luft. Also immer das, was man gerade nicht gebrauchen kann ...
Wenn nun die Außenschale von außen gedämmt wird führt das zu folgenden Szenarien:
- im Winter wird die kalte Luft noch immer hinter die Dämmung an die Innenschale geführt ... also eine sinnlose Maßnahme.
- im Sommer erreiche ich keine Überhitzung der Außenschale mehr, was zu einer verminderten Abfuhr der Feuchtigkeit führen kann, also feuchte Schale und feuchter Fußbereich.
Werden die Öffnungen verschlossen kann die Feuchte nicht mehr abgeführt werden. Feuchtigkeit sammelt sich an Wand und Fußpunkt, Putzschäden und Schimmel können auftreten, auch die Metallanker die Außen- und Innenschale miteinander verbinden können rosten.
Kerndämmung: Reinschütten oder auch ausblasen: Es funktioniert einfach nicht.
Mal davon ausgegangen, dass die 5 cm - durch Mörtelreste oft eingeengte Luftschicht - homogen, ohne Luftlöcher ausgebildet zu haben im gesamten Wandbereich bis unter das Dach gleichförmig vorhanden ist: Wohin geht nun die Raumfeuchte? Zunächst wie gehabt durch die Innenschale, dann in die Dämmung. Je nach Material kann die Dämmung die Feuchtigkeit halten oder aber sie kann es nicht (hydrophob), dann ist mit erhöhtem Feuchteeintrag im Fußpunkt zu rechnen und wenn sie Feuchtigkeit aufnehmen kann in der ganzen Wand.
Feuchte, Nasse Dämmung dämmt nicht. Erschwerend kommt die Schwere des Materials hinzu, dass in sich zusammensacken kann und zu feuchteren Bereichen am Fußpunkt und kälteren Bereichen am Kopfpunkt der Dämmung führt.
Dann sind da ja noch die Metallanker, noch jedenfalls. Statt luftumspült zwischen den Schalen zu sitzen verbringen diese nun ihre Zeit in feuchter Dämmung eingepackt. Und feucht werden gerade diese allemal, denn nicht nur die Raumfeuchte sitzt in der ehemalige Luftschicht. Durch die Temperaturschwankungen der Außenschale wird sich Kondensfeuchte gerade im Ankerbereich sammeln und durch die Dämmung dann dort halten.
Du schreibst oben etwas, von dem viele Hausbesitzer nur träumen können: Deine Wände sind trocken.
Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer