Verehrter Herr Struve, nach einem herrlichen Wochenende habe ich mich einmal wieder Ihren Beiträgen zugewendet und versuche möglichst kurz zu antworten. Die Fragen nach den Poren und der Physik betrachte ich als durch Herrn Kehle beantwortet
Auf das Beispiel mit dem Brückenpfeiler haben mich Ihre beiden selbstgemauerten Pfeiler gebracht, die Sie nun ins Wasser stellen mussten um überhaupt ein Bild dieser Art erzeugen zu können.
Von leichten Farbvarianzen abgesehen erkenne ich, dass beim rechten der von Ihnen gemauerten Pfeiler der Feuchtehorizont etwa in der 3. Fuge liegt. Etwa in dieser Fuge ist fast immer der Feuchtehorizont zu erwarten, wenn Feuchtigkeit am Mauerfuß anliegt. Beim linken Pfeiler vermute ich, dass es sich bei der dunklen Verfärbung um Ihr Kunstharzprodukt handelt, weiter unten sieht es irgendwie nach Ausblühungen aus? Der Feuchtehorizont ist nicht erkennbar. Welches Produkt haben Sie hier eingesetzt ?
Es mag gewiss Einsatzgebiete für Injektagen geben, doch sind mir bisher keine wirklich eingängigen begegnet. Vielmehr habe ich bereits einmal ein solch (gewerblich) behandeltes Vollziegelmauerwerk bereichsweise austauschen müssen, da die äußeren, luftberührten Bereiche nach Salzsprengung abschalten. Dementsprechend bin ich hier kritisch.
Auch durfte ich einmal beobachten, wie auf Deutschlands größter Regionalmesse in Mannheim ein bautenschützender Aussteller gleichen Pfeilerversuchsaufbau vor Messeeröffnung mit einer Blumenspritze etwas "verdeutlichte". Dementsprechend bin ich hier kritisch.
Bei Ihrer Porotonbaustelle aus dem Beitrag (142769) muss ich sagen, dass ich auch hier nirgends Ihre aufsteigende Feuchte erkennen kann. Wohl gemerkt es geht nicht um Kapillarität, sondern um die Feuchtigkeit, die scheinbar meterhoch fugenüberbrückend aufsteigen soll. Auf Ihrem Bild ist lediglich eine gewöhnlich Baustelle nach einem Regen zu sehen. Die jeweils oberen Steinschichten sind nass geregnet und geben die Feuchtigkeit selbstverständlich nach unten ab, dies liegt im Wesen des Wassers; nennen Sie dass von mir aus "absteigende Feuchte".
Zumindest hat es bei Ihnen soviel geregnet, dass die 1. bituminöse Abdichtung mit unter Wasser gesetzt wurde und das Wasser wohl in die erste Steinlage zog. An der 2. Lage ist Schluss damit, das Bild passt hier eigentlich gar nicht hinein.
Die bisher von Ihnen gelieferten Bilder zeigen eben abgesperrte und verputzte Beispiele, die ein kapillares Aufsteigen begünstigen. So etwas habe ich nie in Zweifel gezogen., deshalb spreche ich von "bauteilübergreifend":
Die so genannte "aufsteigende Feuchte" gibt es bauteilübergreifend nicht, bzw. in nur sehr geringem Maß, beispielweise über wenige Fügungen (Fugen) eines Bauteils. Anders verhält es sich in ein- oder zweiseitig abgesperrten Wänden, auf denen sich beispielsweise ein Zementputz oder Fliesen befinden. Hier kann die Feuchtigkeit nicht bis an die Materialoberfläche vordringen und ausdiffundieren, sondern wird weiter noch oben transportiert als es die natürlichen Materialeigenschaften zulassen würden.
Auf Ihrem schicken Sägebild erkenne ich eine bituminöse Abdichtung und vermute einen möglicherweise bereits hohl liegenden Kalkzementputz, wer weiß... Noch gibt es keine Aussage, woher die Feuchtigkeit kam und weshalb die vermutete Horizontalsperre hier versagte, ob es sich um einen Keller oder was auch immer handelt, auch passt das nicht zum Thema, lassen Sie uns bei den Altbauten bleiben.
Letztlich geht es mir doch immer nur um die Vorgehensweise: Wenn ich beidseitig ungenügendes Material auf der Wand habe, sollte ich versuchen dieses zu entfernen und durch zur Wand und zum Problemfall passendes Material zu ersetzen, statt weitere Maßnahmen zu unternehmen, die den vorherigen Fehler ausgleichen sollen. Das ist der Kritikpunkt den ich immer wieder habe.
Alle Nase lang wird aufsteigende Feuchte diagnostiziert mit dem sofort folgendem Schluss: Horizontalsperre fehlt und muss hergestellt werden, mach ich Ihnen, preiswert. Der wahre Grund des Auftretens von Feuchtigkeit wird in vielen Fällen gar nicht erst richtig diagnostiziert.
Wenn Sie sich erinnern war die Ausgangssituation hier ein Feuchteschaden aufgrund einer tröpfelnden Dusche. Da muss doch nicht die Wand aufgesägt oder voll-injeziert werden, gerade vor dem Hintergrund, das 60% aller gewerblichen und 80% aller privaten Injektagen versagen sollen (s. Studie Balak / Simmlinger , Österreichischen Forschungsinstituts für Chemie und Technik, 2005/06).
Und jetzt denken Sie noch einmal zwei Sätze zurück: "Der wahre Grund des Auftretens von Feuchtigkeit wird in vielen Fällen nicht erst richtig diagnostiziert". Desöfteren war ich schon in Kellern, die eine nachträgliche Horizontalsperre erhalten haben und trotzdem feucht waren. Ich bin mir in fast allen Fällen sicher, dass die nachträgliche Horizontalsperre nicht versagt hatte, sondern gar überflüssig war, da entweder Undichtigkeiten durch wasserführende Leitungen und/oder Kondensatausfall die eigentlich Ursache war. Die nachträgliche HZ war meist umsonst.
Ich erspare es mir jetzt dutzende Bilder unverputzter Sockel einzustellen, an denen seit Dekaden keine Feuchtigkeit aufzusteigen vermag, das führt zu nichts. Bitte glauben Sie mir, ich habe genug Feuchte Keller gesehen und durch einfache Maßnahmen wieder trocken bekommen – und sogar das immer wieder diagnostizierte Bild der "aufsteigenden Feuchte" verschwand dabei. Kostensparender Bautenschutz sozusagen.
Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer