Dämmung- Sinn oder Unsinn?
Wenn Florian Kurz schreibt,
Luft sei ein schlechter Wärmeleiter, so mag das im eng begrenzten Sinn stimmen.
Es zeigt aber auch, das in solchen Situationen jeder Ansatz einer ganzheitlichen Betrachtung vergessen wird.
Man greift sich immer die Eigenschaft heraus, die gerade ins Konzept passt.
Luft leitet Wärme schlecht, aber es gibt noch weitere Formen der Wärmeübertragung durch Konvektion und Strahlung.
Luft überträgt Wärme sehr gut durch Konvektion.
Auf diesem Prinzip beruhen Heizungen.
Und Sie dämpft Wärmestrahlung nur in sehr geringem Maße.
So funktionieren die auch von Florian Kurz gelobten Strahlungsheizungen.
Massives Mauerwerk, um das es hier geht, leitet Wärme ganz gut.
Damit kann ich erst mal theoretisch die thermische Trägheit nutzen. Die ersten kühlen Herbsttage gibt die Wand nach innen (aber in erster Linie nach außen) noch gespeicherte Wärme des Sommers ab.
Was dann? Ich fange nur ein paar Tage später an zu heizen, und zwar kräftig.
Denn so groß, das die gesamte Wärmemenge, die ich ich Winter zum Heizen brauche, gespeichert wird kann keine Wand sein.
Vor allem da sie immer eine größere Menge nach außen, an der Seite mit der größeren Temperaturdifferenz, im Winter abstrahlt.
Das passiert auch mit den paar Watt solarer Energie, die nachts wieder abgestrahlt werden.
Und im Frühling, wenn es wieder warm wird, muß ich innen immer noch heizen, da von der Strahlungswärme der Sonne innen erst mal nix ankommt. Was ich im Herbst eingespart habe, setze ich im Frühjahr zu.
Soviel zur thermischen Trägheit.
Diese Trägheit mag ja bei Dauernutzung und diskontinuierlicher Heizung (z.B. mit Öfen) von Vorteil sein, aber sie kostet auch mehr Energie bei diskontinuierlicher Raumnutzung.
Deshalb sehe ich eine Innendämmung positiv. Und durch die restlichen Wände, die Decke und den Fußboden bleibt immer noch genug Speichermasse übrig.
Beispiel: Eine Außenmauer aus 45 cm dickem Reinhardsdorfer Sandstein mit 2 cm Kalk-Innenputz hat einen U-Wert von 2,820 und damit eine Wandflächentemperatur von 11,1 °C(Randbedingungen: Normklima außen -5°C bei 80% RLF, innen +20°C bei 50% RLF)
Mit einer 50 mm dicken Innendämmung aus Calciumsilikat (SLP 50 von Remmers) fällt der U- Wert auf 0,886 und die Wandflächentemperatur steigt auf 17,1°C.
Das spart schon Einiges an Heizkosten und mindert die Gefahr von Schimmelbildung auf der Innenwand.
An Frank Otto:
Das die Berechnungsverfahren nach DIN und das Glaser- Verfahren nicht der Weisheit letzter Schluß sind (Sie wurden für Neubauten entwickelt) wissen wir alle.
Es hat sich mittlerweile auch herumgesprochen, das es bessere, exaktere und genauere Programme gibt, die in der Lage sind, der Wahrheit nahe zu kommen.
Niemand verbietet uns, damit zu arbeiten.
Ich nenne nur das Simulationsprogramm Delphin der TU Dresden oder einfachere Programme wie COND oder IQ Lator.
Mit Delphin können z.B. Wandquerschnitte tageweise über ein Jahr und länger hinsichtlich Feuchte- und Temperaturverteilung simuliert werden.
Die obigen Werte aus dem Beispiel stammen aus der hygrothermischen Beurteilungshilfe der Fa. Remmers.
Viele Grüße