Wofür ist ein Denkmalamt eigentlich da?

Diskutiere Wofür ist ein Denkmalamt eigentlich da? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, ich kaufte Anfang Jahr ein Schloss, irgendwo im Osten deutschlands, 20 Jahre Leerstand, holzwurmzerfressen, hausschwammbefallen, unter...
Türen, die keine sein sollen

Die ersten beiden Türen waren zugemauert. Auf der rechten Seite das zugemauerte war eine Tür.
Hinter den ersten beiden Türen war noch eine Wand mit einer solchen Doppelflügeltür, 2.50m hoch.
Da dies die Längsachse ist, mussten die Türen durch alle Wände gehen und die gemauerten Bögen zeigten, es waren genau diese Türen dort früher mal drin.
DS wollte aber unbedingt erstmal ein Gutachten haben und zweifelte meine Aussage, dass dort Türen sein müssen, an.

Das dort trotzdem jetzt die Türen offen sind, lag an einem Versehen. Ich dachte, wenn ich keine Antwort bekomme, zählt das als Zustimmung....
So sind die Fronten mittlerweile verhärtet.
DA spricht nicht mehr mit mir, weil ich mich weigere, die Gutachten zu zahlen und ich ziehe daraufhin meinen Stiefel durch.
Es endete jetzt mit einem Überraschungsbesuch des DA und der Drohung, die Baustelle zu schliessen, wovon man aber grosszügigerweise nochmal absieht, weil ich nur all das gemacht habe, was ich schon in den Vorbesprechungen angekündigt habe.
Nach den diversen Antworten hier, werde ich also nun im August (aufgrund Urlaub etc. passiert jetzt nicht viel) zu einem Gespräch einladen und meinen Standpunkt verteidigen und werde dazu einen genauen Plan vorlegen und mir dann anhören, was DA dazu sagt.
Wie ich sie kenne, beharren sie weiterhin auf ihren Gutachten.
Das werde ich aber dann damit beantworten, dass ich keine Förderung in Anspruch nehmen will, dafür sollen sie ihre Gutachten selbst zahlen, wenn sie die haben möchten.
Nach Absprache steht das Gebäude regelmässig (mind. einen Werktag pro Woche) für solche Arbeiten zur Verfügung.
Ich glaube, damit habe ich dann ausreichend kund getan, dass ich an einer Kooperation interessiert bin und ihnen alle Möglichkeiten offen lege.
In der Hinterhand halte ich mir dann die Charta von Venedig als letztes Argument.
Und wenn wir dann immer noch nicht klar kommen...dann bleibt wohl nur noch der Gang vor Gericht.
 
Versehen

Klaus


"Das dort trotzdem jetzt die Türen offen sind, lag an einem Versehen. Ich dachte, wenn ich keine Antwort bekomme, zählt das als Zustimmung....
So sind die Fronten mittlerweile verhärtet.
DA spricht nicht mehr mit mir, weil ich mich weigere, die Gutachten zu zahlen und ich ziehe daraufhin meinen Stiefel durch.
Es endete jetzt mit einem Überraschungsbesuch des DA und der Drohung, die Baustelle zu schliessen, wovon man aber grosszügigerweise nochmal absieht, weil ich nur all das gemacht habe, was ich schon in den Vorbesprechungen angekündigt habe."

In der Juristerei nennt sich das konkludentes Verhalten, also Zustimmung durch Nichtwiderspruch.

Du kündigst etwas an und wenn die Gegenseite nicht widerspricht, gilt es als Zustimmung. Auf diese Art und Weise sind schon viele Verträge zustande gekommen. Mahnbescheide zB werden so rechtskräftig. Widersprichst Du einem Mahnbescheid nicht, bekommt er automatisch Rechtskraft und ist gerichtlich vollstreckbar. (Manchmal ist meine Ausbildung zum Haustechniker inkl Vertragsrecht doch nicht in den Sand gesetzt...fg).


Dein Treppenhaus ist inkl Treppe eindeutig Made in GDR. Solche Billigstiegen gab es in keinem Schloss.
Übrigends, versuch doch mal rauszubekommen, ob das Schloss 1945 beschossen und ausgebrannt ist, neuer Putz und die Umbauarbeiten schließen da drauf. Wenn dem so ist, hat`s sich mit Denkmalamt und Malereisuchgutachten...


Dein Objekt macht mioch immer neugieriger. Überleg mal, ob Du über diese Sanierung nicht ein Buch schreiben willst. Ob als Anklage auf den Denkmalschutz oder Ratgeber zur Sanierung alter Schlösser ist Dein Projekt.


Andreas


Würden Wahlen etwas ändern, währen sie längst schon verboten...
 
tjaaa

Das wäre natürlich superklasse aber Handlauf als auch Stufen sind eindeutig mindestens 1920, vielleicht auch noch früher.
Ob das Haus beschossen wurde, habe ich noch nicht rausfinden können.
Wir wissen nur sicher, dass nach dem Krieg die Russen das Schloss okkupiert haben.

Es kann passieren, dass ich über die Sanierung ein Buch schreibe weil Du ungefähr der 20. bist, der mir das sagt.
Aber darüber kann man sich Gedanken machen, wenn man was erreicht hat.
Und das sehe ich im Moment noch nicht.
Aber ich dokumentiere alles, was passiert.
 
Die Russen waren da

Klaus

IdR sind Gebäude, in denen die Russen gewohnt haben, hinterher unbewohnbar gewesen, da unsere Befreier unsere Häuser im ersten Winter von allem brennbaren befreit haben, um es in die Öfen zu schieben.
Nach dem Abzug unserer Freunde waren in der Garnision in Weimar nur noch Hüllen der Gebäude übrig, weil sie selbst die Fenster, Türen und das Parkett in die Heimat verschickt haben.

Gibt es Nachweise, daß die Treppe aus den 20ern oder davor stammen? Schlösser und bessere Besenstiele für den Handlauf passen irgendwie nicht zusammen. Drechselarbeiten waren auch damals schon "in"



Andreas
 
Nachweise

Nachweise habe ich nicht aber der Handlauf sieht vielen Handläufen sehr ähnlich, von denen ich weiss, dass die so alt sind.
Ich meine jetzt nicht die Hölzchen, die den Handlauf tragen. Die sind DDR.
Bei den Stufen gehe ich von dem Alter aus, weil diese stark ausgetreten sind. Nun weiss ich natürlich nicht, wieviel Leute da drüber marschiert sind aber so ausgetretene Holzstufen habe ich sonst noch nicht gesehen.
 
Treppenhaus

Wenn mit dem Treppenhaus, die Treppe auf dem Bild gemeint ist, sieht mir diese ca. BJ 1920 aus (angaben natürlich ohne Gewähr :)), man kann sie zumindest einigemassen datieren.
Anhand der Treppenschrauben oder Spannschrauben mit den verwendeten Rosetten wird das Alter zumindest eingrenzbar. Die Treppenschrauben findest Du auf de Unterseite der Treppe, meist in der Nähe vom An-und Austritt und in der Mitte der Treppe.
Hier gibt es allerdings zwei Möglichkeiten, entweder sind die Treppenschrauben sichtbar, das wäre die einfachere Variante, oder die Schrauben wurden in die Stufen eingelassen.
Anhand der Schraubenart lässt sich erkennen, wie alt die Treppe sein kann.

Na ja was die Wände anbelangt, das Bild der Decke spricht Bände.

Man sollte zusätzlich in Erwägung ziehen, dass dem ursprünglichen Bauherr evtl. das Geld ausging und es ein unvollendetes Werk war. Diese unvollendeten Werke wurden dann nach und nach vollendet, meist aber nicht nach dem ursprünglichen Baustiel.

Grüsse Thomas
 
Datierungen

Was wir verbindlich wissen:

- Baujahr der östlichen Längsachse 1684 bis ca 1706
Das ergibt sich aus zwei Nachweisen: Dem Auftrag, ein Rittergut zu bauen (1684) und einem Eigentumsübergang ca. 1706

- 1758 starb der Besitzer (Generalfeldmarschall, preuss. Adel) im Haus.

- 1765 ist der Besuch Friedrich des Grossen bei dem damaligen Besitzer (beschrieben als einer der berühmtesten Reitergeneräle der preußischen Geschichte) überliefert.

- Erweiterung vielleicht irgendwann 1800-1850 zum Schloss
Vergrösserung des Gebäudes auf das vierfache, Längsachse doppelt so breit, Aufstockung um eine Etage plus das Dach wie auf dem Foto von 1910, Anbau des Kellers (Feldsteinsockel), möglicherweise mit Terrasse, da wir eine Treppe gefunden haben, die von nirgendwoher nach nirgendwo führt (ende jeweils vor einer Wand).

- Grundlegende Sanierung und Umbau ca. 1921
Einbau von Dachgauben, Einbau eines Uhrwerkes in Dachgaube, umfangreiche Holzarbeiten, Ausbau Dachgeschoss zum Wohnraum, Aufbau des Anbaukellers um ein Vollgeschoss mit Stilbruch (anderer Baustil). Ab jetzt Nutzung als Gutshaus.

- Umbau in DDR, ca 1960/1970
Zerschlagung des Gebäudes in viele kleine Wohnungen. Änderung des Grundrisses im EG und 1.OG, Vergrösserung mehrerer Fenster, Verkleinerung einiger anderer Fenster, Einbau Zwischenwände, Umbau des Terrassenvorbaus zu einer Laderampe.
Ab dann Teilnutzung als Konsum (Keller, Küche, Eingangshalle), Teilnutzung als Arztpraxis (ehem. Bad/Hauswirtschaftsraum oder ähnliches und im Heizhaus), Teilnutzung als Postfiliale (1.OG zu einem viertel), Teilnutzung als Wohnraum (der Rest)

- Ca. 1960 Brand im 1.OG mit teilw. Zerstörung und unsachgemässer Reparatur Dielenboden und Balkenunterkonstruktion
 
was daran ist "Denkmal" ?

Nun habe ich mich durch die vielen Antorten und Anregungen durchgelesen. Hochinteressant.

Ich bin mit meinem Haus raus aus dem Denkmalschutz. Kleines Dorf, Ortskern, eindeutig ist belegt: es ist das Hirtenhaus des Dorfes, verkauft an private Leute 1823. Jedes Dorf hatte so ein Haus zu haben. Viele gibt es nicht mehr davon.
Aufgrund der vielen Umbauten, die alle durch Genehmigungen mit Bauzeichnungen belegt sind, ist mein Haus nicht denkmalwürdig.

Anscheinend ist es bei Dir/Ihnen umgekehrt. Merkwürdige Denkmalbehördenwelt. Da soll trotz bekannter Tatsachen und ständigen Umnutzungen/Umbauten noch Denkmalschutz bestehen. Ich denke, über kurz oder lang wird der Denkmalschutz aufgehoben. Dank Herrn Göbel ist der Weg und die Argumentation nun aufgezeigt.

Viel viel Erfolg und nicht aufgeben.
 
Es ist belegt

Ich glaube, genau das ist das Problem.
Bei Dir war alles belegt und dokumentiert, bei mir gibt es nichts.
Das Bild von 1910 ist von einer Postkarte, die ein Nachbar bei ebay gesehen hat und sofort ersteigerte.
Es gibt bei der Gemeinde, Stadt, Ämtern, Archiv nichts über das Schloss.
Genauso sieht das Denkmalschutzgutachten aus, alles nur vage Vermutungen, die ich dann im Laufe der Zeit und motiviert durch den Gutachtenwahn des DS, widerlegen konnte.
Wir sind aber nicht über das Gebäude daran gekommen sondern haben den Ort als solches unter die Lupe genommen und darüber kamen wir an den ersten "Einwohner" nach der totalen Zerstörung des Ortes im 30 jährigen Krieg, einen Ritter aus einer "Nachbarstadt", der dort hin kam und erklärte, dass er dort jetzt seinen Sitz hat.
Und auf einmal fügten sich viele kleine Teile zu einem Bild zusammen.
Er liess das Gutshaus bauen, dann kamen wir auf Verkäufe und Vererbungen bis nach 1830, wo die Aufzeichnungen enden.
Irgendwann danach (oder auch davor) wurde aus dem Rittergut ein Schloss und dann wieder ein Gutshaus.
Dann ein Wohn- und Geschäftshaus und kaum, dass ich es gekauft habe, war es urplötzlich ein Barockschloss.
Der Denkmalgutachter hat nichts aber auch gar nichts an Aufzeichnungen gefunden bzw finden wollen nehme ich eher an.
Stattdessen hat er einen Fachwerkanbau von um 1930 oder 40, genutzt als erweiterten Wohnraum, mit unter Denkmalschutz gestellt. Genau wie einen Balkon, den der Dorfmaurer 1986, Zitat "Wenn er mal nüchtern war, immer Ziegelsteinweise aufgemauert hat" und 2 Holzanbauten, die als Windfang dienten, 1978 gebaut wurden und 1990 schon baufällig waren.

Gut, der Balkon, aus dessen Bodenplatte schon 2 Birken wuchsen, wurde zwischenzeitlich gestohlen, der Eingangsanbau fiel von alleine zusammen, als ich mit dem Bauamt über Gefahr im Verzug oder nicht wegen Baufälligkeit gestritten habe, mit einem Holzanbau bin ich zusammengebrochen, als ich drin stand, im anderen lag ein toter Fuchs und wir haben ihn mit den Holzresten gleich begraben.
Das die nicht noch eventuelle Abdeckplanen mit unter Denkmalschutz gestellt haben, ist alles.
 
Hilft dir nicht weiter, aber.....

...das was du über dein "Schloß" weißt, ist doch schon allerhand. Ich finde das echt bemerkenswert.

Ich wäre froh, wenn ich nur ansatzweise soviel über mein, denkmalgeschütztes, Haus wüsste.

Wenn du es denn behältst und die "Hürden" des DS und der Sanierung überwinden kannst, solltest du wirklich mal über die Idee ein Buch darüber zu schreiben, nachdenken.

Sehr spannend, wie ich finde.

Im übrigen ist der ganze Thread sehr vielfältig ;-).

Von der geschilderten Ausgangssituation, über "Ost-Westgeplänkel" das bis nach Österreich reicht, DDR "Renovierungen" und vieles mehr.

Mir macht es Spass hier zu lesen. (Okay, das ist sehr eigennützig, denn der Spass eines Lesers hilft dir nicht. Trotzdem).

Viel Erfolg weiterhin

Martin
 
Martin

Mir macht es Spass hier zu lesen. (Okay, das ist sehr eigennützig, denn der Spass eines Lesers hilft dir nicht. Trotzdem).

Viel Erfolg weiterhin




Martin, meld Dich einfach wieder an, Du kannst doch nicht vom Forum lassen....sfg



Andreas
 
Da schließ ich mich dem Andreas an.
Komm alter Kumpel, wie sieht das den aus wenn
da nur so MW steht ?

Gruß Thomas
 
Doch doch

die wichtigsten Informationen habe ich bekommen. Wenn zufällig noch neue dazu kommen, und sei es, weil ein bespasster Leser etwas schreibt, hilft das vielleicht doch weiter.

Als kleines Dankeschön noch ein Foto:

Frostsprengung einer 1,5 Meter dicken Ziegel/Fels Wand. Etwa 1 Meter tiefe ist rausgesprengt worden.
Als das der Denkmalfuzzi sah, machte er grosse Augen, guckte mich an, guckte das Loch an, guckte mich an und sagte "Waren Sie das?"

Tatsächlich war es der Vorbesitzer (die Stadt). Auf Beschwerden der Nachbarn wurde Jahre zuvor (etwa 10) das Dach repariert. Dazu kamen auch teilweise neue Regenrinnen und Fallrohre dran. Die Fallrohre gehen die Wände runter bis auf den Boden und ... enden dort. Kein Bogen, kein Knick, keine Ablaufrinne sondern das Wasser läuft geradewegs die Wand zum Keller runter.

Übrigens hätte ich hier ein Gutachten erstellen lassen sollen, ob die Statik des Gebäudes durch das Loch gefährdet ist und ich sollte die Reparatur durch einen beim (ich weiss jetzt nicht ob Bau- oder Denkmal-)amt zertifizierten Fachbetrieb durchführen lassen.
Man weiss nicht genau, wie es passierte, die Wand war eines Tages plötzlich zu. Leider nicht so akurat gerade um die Felsen gemauert wie anderswo aber stabil.
 
Wofür ist ein Denkmalamt eigentlich da?....

genau dafür!

Du hast Recht, das DA agiert vielleicht derzeit nicht zielführend und was die Beweggründe hierfür sind, weiß ich auch nicht. Da ist es sicher ein unschätzbarer Vorteil, dass Du selber einiges machen kannst um den Verfall aufzuhalten. (wobei ich dennoch nicht verstehe, wieso dieser Frostschaden dem DS nach der ersten Begehung nicht bekannt war).

Nachdem, was Du über das Haus erklärt hast, hast Du es wirklich mit einem Baudenkmal zu tun, in dem sich preussisch/deutsche Geschicht im eigentlichen Sinne wiederspiegelt und zwar nahezu ohne wesentliche Pausen seit fast 400 Jahren.

Denkmalschutz hat nichts mit schönen, originalen und aus der Zeit gefallenen Bauten zu tun, in denen man die Bausünden der letzten 100 Jahre einfach rückbauen muss, und dann ist alles gut.
Es hat zu tun mit der Kontinuität der Geschichte, auch wenn sie während und nach dem 2. Weltkrieg stattgefunden hat.

Um das zu verstehen, muss man sich die Sicht unserer Nachkommen in vielleicht 200 Jahren zu eigen machen. Die werden selbstverständlich wissen wollen, wie es nach 1900 mit diesen Bauten weitergegangen ist, sofern sie das überhaupt noch interessiert. Vielleicht wird dann weniger 'originale' DDR Bausubstanz erhalten sein, als pittoreske Fachwerkbauten, die alle paar Jahre nach der jeweils gültigen aktuellen Auffassung grundrenoviert wurden:
Erst mit gebrannten Ziegeln, dann mit Schieferbehang, dann mit Wellblech, schließlich mit Eternit und MiWo und nun auch noch mit Wandheizung und Solarkollektor auf dem Dach.

Das ist aber der Verlauf der Geschichte, den gilt es zu dokumentieren und wenn das Baudenkmal weiter existiert, ist das Ziel erreicht.
Da kann es sein, dass eine handwerklich perfekte Rekonstruktion ebenso sinnlos ist, wie ein Denkmalschutzgutachten, das Anbauten nach 1920 nicht für schützenswert hält, wie mancher sich das vielleicht wünscht.

ich hoffe für Haus und Besitzer, dass sich auch jetzt der geschichtliche Faden weiterspinnen lässt, ohne dass wichtige Episoden in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

@ Christian Bisping
Zitat: 'Veranschlagte Kosten…

… nach Tabelle und qm, so wie es leider Praxis der Experten ist, die man eher Handaufhalter oder noch besser Bau-Zuhälter nennen sollte, ist schlicht und einfach UNSERIÖS! Genau diese Praxis führt dazu, dass kaum noch engagierte Privatleute, sondern nur noch die auch hier geschmähten Konsortien mit spekulativer Absicht größere Bauprojekte angehen.'

Das sehe ich anders: Die Kenntnis eines 'worst case szenario', dass sich nicht selten auch einstellt, hat noch niemendem geschadet, manchmal hat es sogar die Phantasie und den Tatendrang beflügelt.

Viele würden sich doch im DS engagieren, sie möchten aber gleichzeitig vorab eine halbwegs belastbare Kostenschätzung haben und sei es für die Bank.
Ich denke, dass die Zahl der willigen Privatinvestierer gar nicht so klein ist, vieleicht sogar größer als die der erfolgreichen privat Saniererer, die nicht nach Jahren -aus welchem Grund auch immer- erfolglos aufgeben.

Die Bausünden der letzen Jahre sind ja nicht dadurch entstanden, dass die Bauherren plötzlich zuviel Geld übrig hatten, sondern weil sie feststellen mussten, dass trotz Kauf einer konkurrenzlos billigen Immobilie die Knete nicht reicht und man schließlich eine billige Kompromisslösung ausführen musste.

Gruß Götz
 
Warum der Frostschaden dem DS nicht bekannt war

liegt daran, dass der Keller voll mit Holzeinbauten war, die massiven Schwammbefall hatten (siehe meine Fotos, da ist irgendwo so ein 2 Meter breiter Fruchtkörper zu sehen - das ist das :))

Der DS wollte da nicht rein.

Und natürlich erfüllt es mich mit Stolz, zu wissen, wer da schon alles im Haus drin war oder wem es gehört hat oder das es Zitate von geschichtlich bekannten Persönlichkeiten gibt, die in diesem Haus gefallen sind.
Nicht nur deswegen lasse ich mich auch auf sehr viel ein, was das DA sich wünscht.
Aber wir sind uns sicher einig: Eine nach 1920 neu verputzte Wand versteckt mit grosser Sicherheit keine Wandgemälde und wenn man sicher gehen will, soll man dem Besitzer die Kosten nicht aufs Auge drücken sondern selbst bezahlen.
 
@Klaus

Zu deinem letzten Satz:
In vielen Landesgesetzen zum Denkmalschutz ist das "Verursacherprinzip" verankert. So auch in Brandenburg.

§ 7
Erhaltungspflicht
(3) Soweit in ein Denkmal eingegriffen wird, hat der Veranlasser des Eingriffs im Rahmen des Zumutbaren die Kosten zu tragen, die für die Erhaltung, fachgerechte Instandsetzung oder Bergung und Dokumentation des Denkmals anfallen.

Möglicherweise wird das in deinem Fall etwas zu, na sagen wir mal, "hart" ausgelegt und die verlangten Gutachten unter "Dokumentation" verbucht? Oder die Gutachten sollen beweisen dass eine Dokumentation aus denkmalschützerischer Sicht unnötig ist, weil das Alte eben schon früher verschwunden ist.

Übrigens taucht auch hier der Begriff des "Zumutbaren" auf. Vielleicht wäre das ein Punkt deine Situation gegenüber dem DS in ein anderes Licht zu rücken.

Ich an deiner Stelle würde da schon einmal über einen Anwalt nachdenken, der dich dabei unterstützt.

Grüße
Martin

(der nicht von alten Gewohnheiten lassen kann und sich irgendwann auch wieder anmeldet ;-) )
 
Recherche

irgendwie geht mir dieser Beitrag nicht aus dem Kopf... Ich bin bei meinem Haus pfündig geworden, weil ich auch quer gedacht und gesucht habe. Ich bin über die Kombination "Brandkataster-Brandkatasternummer-Bauaktennummer:Ort-Ortsgeschichte" zur Erkenntnis "Hirtenhaus im Dorf X" gekommen.

Du weißt, dass irgendein Ritter Dein Haus gebaut hat. Dieser Ritter hat einen Namen, evtl. auch ein Wappen.
- Es gibt Wappenkundige Menschen und Organisationen,
- Geburts- und Sterbelisten in Kirchen.
- Und Stammbücher von Rittergeschlechtenin Landesarchiven
- Brandkatasteraufzeichnungen mit Aufmaßen und Lageskizzen, Brandrisikoeinstufungen
Für dieses Haus wurde viel Geld ausgegeben. Es gibt viele Bauabschnitte. Es kann nicht sein, dass es dafür keine Unterlagen und Pläne gibt.
- Eventuell Innungsaufzeichnungen der einzelnen Gewerke

Also bei mir war der Schlüssel dieses Brandkataster. Die Bauakte war im hiesigen Landkreis unter der Brandkatasternummer archiviert.

Das würde sich bei Dir zeitlich auch mit dem "Verschwinden" sämtlicher Aufzeichnungen decken. So um 1800...irgendwas wurde nämlich im Braunschweiger Land die erste Feuerkasse Deutschlands gegründet und nach und nach hat der Rest von "Germanien" nachgezogen. Ich vermute auch mal in nördlicheren Gefilden wie McPom.

.... nun bin ich gespannt..... =:)) .... was aus dieser Info wird.
 
na das ist doch was

Das ist doch mal eine super Idee! Danke. Da setze ich meine Frau drauf an, die kann sowas.

Das Wappen des Ritters habe ich bisher nicht gefunden.
Wäre auch nicht so tragisch. Viel tragischer ist, dass ich weiss, dass um 1760 herum und um 1910 herum das Gebäude jeweils einer Adelsfamilie gehörte, die es heute noch gibt und die Webseiten über ihre doch recht grosse Familie betreiben.

Um 1760-1800 treiben sich da zahlreiche Namen im Haus herum.
- Caroline Luise Eleonore Johanne von Kleist
- Maria Eleonora von Kleist, Gemahlin des Hof-Fiskals Engelbrecht
- Franz Casimir III von Kleist (General der Infanterie, Gouverneur von Magdeburg)

Die Familie von Kleist ist preussischer Uradel.
Mutter von Franz Casimir war Christina Luise Eleonore, geb. Freiin Gans Edle zu Puttlitz aus dem Hause Wolfshagen

Franz Casimir hat das Haus beim zocken gewonnen.
Es gehörte vorher einem von Ziethen der verstarb, aber noch Schulden hatte und die von Kleists spielten um das Haus unter der Auflage, die Schulden zu begleichen, was er dann auch tat. Er starb am 30.03.1808 an einem Nervenfieber.
Maria Eleonora, seine Schwester, wollte die Hütte nicht haben. Jetzt gibt es keine Aufzeichnungen mehr bis auf einen Besitzeintrag in einer Familienchronik.

Ich habe beide Familien (von Kleist, die andere weiss ich jetzt nicht mehr) angeschrieben und gefragt, ob man vielleicht rausfinden kann, wem von dieser Familie wann das Haus gehört hat.
Blieb leider ohne Antwort.


@Martin
Die Sache mit der Zumutbarkeit ist auch ein guter Hinweis. Danke!
 
@Klaus

echt erstaunlich, was du alles über das Haus in Erfahrung bringen konntest.

Mein Haus steht in etwa 2km Entfernung zu dem Sitz (auch ein Schloß) einer Adelsfamilie die da auch noch lebt. Die Strasse in der mein Haus steht, trägt den Namen dieses Adelsgeschlechts.
Auf einer Karte von 1780 ist ein Eigentümer vermerkt, der einen sehr ähnlichen Namen wie dieses Adelsgeschlecht trug.

Daraufhin habe ich eben auch diese Familie angeschrieben und auch eine Antwort erhalten:

Aufgrund der Namensähnlichkeit konnte ein Nachkömmling der Adelsfamilie in Verbindung mit einer Magd als Mutter nicht ausgeschlossen werden. War wohl üblich seinerzeit.
Aufzeichnungen dazu gab es aus verständlichen Gründen aber nicht.

Kleine Anekdote zur "Hausbesitzerforschung".

Grüße
Martin
 
MW

Es gibt noch viel mehr. Teilweise sind da wirklich gute Dokumentationen vorhanden, meist über Familienchroniken und über einen Herrn Theodor Fontane, der mehrere Geschichten über das Schloss geschrieben hat.
Ich denke, ich habe von 1706 bis um 1820/30 herum ziemlich gut alle Besitzer beisammen. Ab dann wird es leider dunkel. Aber vielleicht finde noch mehr raus. Vor allem nach den guten Tips.

Das Schloss ist schon ziemlich genial. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich es eigentlich nur als grosses Wohnhaus gekauft habe, was baufällig vor sich hingammelte und als ich geforscht habe, weil ich das Denkmalschutzgutachten anzweifelte und meine Argumente untermauern wollte, plötzlich auf lebendige preussische Geschichte gestossen bin.
In den Chroniken sind oftmals sehr lebendige Texte verfasst über die grossen oder eben auch nicht so grossen Taten der Besitzer, mitunter interessante Dialoge festgehalten usw.
Macht richtig Spass, sich da durch zu lesen, wenngleich es mitunter nicht einfach ist zu lesen.
 
Thema: Wofür ist ein Denkmalamt eigentlich da?

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