Sehr geehrter Herr Schmidt,
Sie haben sich bestimmt aus gutem Grund für Bienenwachs entschieden und es bleibt dabei: Für Ihre Zwecke ist es absolut empfehlenswert aus den bereits dargelegten Gründen.
Wenn Sie die Imprägnierung selber herstellen möchten, dann ist Bienenwachs vom "Imker um die Ecke" verwendbar. Dort können Sie es unter Umständen in Barrenform kaufen. Ich möchte jetzt keinen Roman über die Gewinnung schreiben, aber was verstehen Sie unter gereinigt? Während der Gewinnung z. B. durch den Imker reinigt sich das Wachs praktisch selbst.
Werter Herr Böhme, wenn Sie doch darum bitten, man möge sich von liebgewonnenen Mythen trennen, dann verstehe ich nicht, weshalb Sie selbst welche verbreiten.
Meine derzeit etwa 180.000 Mitarbeiterinnen haben mich gebeten, Ihnen folgendes auszurichten:
Produzent von wirtschaftlich nutzbarem Bienenwachs sind nämlich sie selbst, die Honigbienen (lat. Apis mellifera). Apis mellifera ist in verschiedenen Abstufungen (z. B. A. m. ligustica oder caucasica etc.) auf der ganzen Welt heimisch. Freilich existieren auch Lokalrassen. Das schmelzen des Wachses verhindern Bienen aber generell übrigens nicht durch "schwitzen" eines Temperaturbeständigeren Wachses sondern durch die stockeigene "Klimaanlage", die sie selbst bilden. Die Stocktemperatur wird durchweg auf etwa dreißig Grad gehalten. Das die Bienen z. B. in Brasilien ein Wachs herstellen, welches einen zehn Grad höheren Schmelzpunkt hat als hiesiges, ergibt also überhaupt keinen Sinn.
Bin aber immer lernbereit und Sie werden sicher die Quelle benennen können, aus der diese Information stammt.
Soviel zum Thema "Bienen denken nicht sondern handeln."
Ansonsten verweise ich auf die jahrhundertelange Verwendung von Bienenwachs in allen nur erdenklichen Varianten. Die Ägypter verwendeten es z. B. schon als Bestandteil zur Mumifizierung ihrer Pharaonen, es wurde lange im Schiffbau als Holzschutz angewandt, zur Möbelbehandlung und Restauration sowie auch Ölgemälderestauration wird es heute noch sehr häufig verwendet.
In unserer Familie wird seit über zwanzig Jahren eine Holzkinderwiege herumgereicht, die nur mit Bienenwachs behandelt wurde/wird und sie ist, obwohl sie schon viel mitmachen mußte und bis auf einige mechanisch verursachte Kitschen in tadellosem Zustand.
Herr Böhme, in ihren Schilderungen ist das Holz erst "dicht" und im nächsten Schritt ist Wachs dann aber "nicht wasserfest". Was denn nun?
Fakt ist, das Bienenwachs eine kristallähnliche Struktur aufweist und die Holzporen eben nicht verstopft. Es bildet vielmehr eine Art Membran, die diffusionsoffen und dennoch Feuchterestistent ist. Diesen Effekt kennt man auch bei Kalkseifen als Schutzüberzug.
Wer einmal selbst ein Stück Holz mit Bienenwachs behandelt hat wird sehen, wie sich die Farbe des Holzes verstärkt und die Struktur deutlicher hervortritt. Herr Böhme hat aber Recht, das Wachs dringt in seiner Grundform im Vergleich nicht so tief ein wie Öl, was aber wie in meinem Vorbeitrag geschildert behoben werden kann, wenn die Imprägnierung vor Auftrag erwärmt wird (das Wachs muß lange flüssig bleiben).
Das Bienenwachs ein Schmutzfänger sein soll ist schlicht und ergreifend eine Parole. Herr Böhme hat aber wiederum insoweit Recht, als das die Oberflächen von mit Bienenwachs behandelten Materialien nicht ganz so strapazierfähig und damit also pflegeintensiver weil weicher sind.
Gruß
Achim Hecke