Dämmung wir auf unbestimmte Zeit verschoben
Also ich muss sagen, dass ich auch kein gutes Gefühl mit dem Styropor habe. Ende letzter Woche bin ich dann mal zu einer Baufirma gefahren, um mir einen Sack Lehmputz für Testzwecke zu holen. Ich kam mit dem Inhaber ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass die Firma auf Denkmalpflege und Altbausanierung spezialisiert ist.
Fazit: Styropor außen macht das Haus langsam aber sicher mürbe. Eine Dämmung innerhalb der Luftschicht zwischen den Mauerschalen bringt auch nicht viel - außer Arbeit und Ärger.
An den Innenseiten der Außenwände war, als wir das Haus Anfang Januar gekauft haben, Styropor ("Thermotapete") geklebt. Nachdem das Styropor weg war, sah man überall eine gelbe Schicht Styroporkleber. Ich habe die Wand auf dem Kleber nass gemacht. Die Wassertropfen sind nicht eingezogen. Der Herr von der Denkmalpflege meinte: Die Wand ist abgesperrt, der Kleber muss runter. Das gleiche hat mir vor vier Wochen übrigens schon ein Stukkateur gesagt, der ebenfalls Denkmalpflege macht und den ich hier im Haus hatte. Aber da wollte ich das noch nicht glauben.
Gestern habe ich mir einen Betonschleifer ausgeliehen und alles abgefräst. Das war eine Riesenarbeit, aber jetzt ist alles weg.
Ich werde die Dämmung weglassen sowohl an der Ost- und Südseite (zweischaliges Mauerwerk) als auch an der Nord- und Westseite (Bruchsteine). Der Herr von der Denkmalpflege meinte, dass eine stehende Luftschicht schon ganz gut dämmt. Das Haus ist ohnehin so aufgebaut, dass Nord und Westwand nur wenig Berührflächen mit den intensiv bewohnten Räumen haben. Gestern und heute hatte ich Gelegenheit mit zwei Leuten zu sprechen, die entweder selbst oder deren Bekannte nachträglich gedämmt haben. Eine große Begeisterung über das gedämmte Haus konnte ich in beiden Fällen nicht feststellen.
Was die Innenseiten der Außenwände betrifft: Ich kann mir schon vorstellen, dass Lehmputz hier ein geeignetes Material ist. Ich möchte ja nur einen Lehmoberputz (0,5 bis 1cm Schichtdicke) auf den bereits vorhandenen Putz aufziehen.
Momentan sind die Innenwände wirklich "offen": Ich habe letzte Woche auch Schlitze für die Elektroinstallation gezogen und hoffe diese bald wieder schließen zu können.
Auf die Innenwände die nicht mit Lehm verputzt werden, kommt eine Tapete: Variovlies M160 (PVC-frei) von Erfurt. Die ist mir von der Firma Kreidezeit empfohlen worden bei der ich die Wandfarbe (Vega weiß) ebenfalls in der letzten Woche gekauft habe. Da freue ich mich schon drauf das alles anzubringen.
Außerdem bin ich darauf gekommen, dass die Fenster auch erhaltenswert sind. Ich habe einiges über Kunststoffenster, U-Wert, Lüftungssysteme und so weiter gelesen. Als ich gelesen habe, dass bei den neuesten Fenstern Lüftungsschlitze installiert werden oder bewusst die Dichtungslippe weggelassen wird damit sie nicht so dicht sind, bin ich aus dem schmunzeln nicht mehr herausgekommen. So etwas können meine alten Fenster doch auch! Die sind von Natur aus nicht so dicht - obwohl sie wirklich noch gut schließen. Ich habe mir einen Deltaschleifer besorgt und bin mal gespannt wie sie sich bearbeiten lassen.
Nachdem ich in den letzten Wochen viel Zeit hatte mich mit dem Haus auseinander zu setzen wird mir immer klarer, dass das ganze Gebäude sehr durchdacht ist und deshalb auch noch nach 58 Jahren so gut funktioniert.
Zu den Styroporkügelchen ist mir auch noch eingefallen, dass meine Nachfahren, sollte das Haus in ferner Zukunft einmal abgerissen werden, ganz schön fluchen würden. Und vor allem die Nachbarn würden sich über die vom Wind verteilten Plastikschneeflöckchen ärgern. Das möchte ich irgendwie auch nicht verantworten.