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Thomsen1
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Liebe Community,
das ist mein erster Post im Forum, und es wird wahrscheinlich nicht der letzte bleiben. Zu der Frage, die gleich folgt, möchte ich erst einmal kurz die Randbedingungen vorstellen:
Wir haben im Sommer letzten Jahres ein Fachwerkhaus im Norden von Frankfurt a.M. erworben. Baujahr angeblich um 1800 (keine Pläne oder sonstige Unterlagen existent); nach allem, was wir bisher gesehen haben, erscheint dies glaubhaft. Das Haus besitzt einen Steinsockel mit Tonnengewölbekeller, darauf EG, 1. OG und das 2. OG in der Dachschräge.
Von außen ist das Ganze komplett verputzt; diejenigen Wände, die wir von innen bis jetzt geöffnet haben, zeigen tatsächlich sehr altes Fachwerk mit Lehmausfachungen. Eine Giebelwand und der anschließende Teil der einen Seitenwand sind aus Ziegeln gemauert; laut Aussage der Vorbesitzer soll das aufgrund eines Brandes im frühen 20. Jahrhundert geschehen sein. Im Inneren gab es mehrere "Sanierungsschübe", zuletzt in den 1970er und anfangs der 1990er Jahre, was auch Trockenbau mit verputzten Streckmetallmatten und verkleidete beinhaltete.
Die Decken (im 1. OG), die wir geöffnet haben, sehen auch stark nach Originalzustand aus. Auf den Balken sind immer noch im Zickzack verlaufende Drähte, die wohl einmal den Putzträger gehalten hatten, gespannt; die Zwischenräume bestehen aus Stroh-/Lehmeinschüben, von denen ein großer Teil noch erstaunlich fest ist und fest sitzt.
Durch einem Raum (ca. 20 m²) im 1. OG zieht sich quer ein Deckenbalken. Dieser Balken mit einer freien Länge von ca. 3,80 m ist das Problemkind. Die Decke soll wieder geschlossen werden, der Balken aber offen liegen bleiben; deshalb habe ich ihn allseits leicht abgeschliffen und den Balkenkopf im Putz und Mauerwerk (die oben erwähnte Giebelwand) ein Stück weit freigelegt, um dessen Zustand beurteilen zu können.
Der Balken besitzt eine Höhe von ca. 21 cm und ist ca. 22 cm breit. Es war schon einmal ein Zimmerermeister, der hauptberuflich Fachwerkrestauration betreibt, vor Ort und hatte ihn sich angesehen -allerdings noch vor dem Anschliff und vor dem Freilegen des einen Kopfes. Seiner Aussage nach handelt es sich um ein Nadelholz, und da der Querschnitt noch meist vollständig erhalten war und keine groben Schäden zu sehen waren, schätzte er den Balken als vertrauenswürdig ein.
Mittlerweile ist mehr zu sehen. Im Bereich des Balkenkopfes /Mauerwerk der Giebelwand befindet sich an der Unterseite eine rechteckige Aussparung, die möglicherweise früher einmal eine kurze diagonale Strebe beinhaltet hat? Das verringert schon einmal die wirksame Auflagefläche, und zu allem Überfluss fehlt beiderseits dieser Aussparung an der Unterseite reichlich Material, was die Fläche nochmal verkleinert. Auf einer Seite wurde offenbar von Hand etwas Holz abgebeilt.
Der Balkenquerschnitt ist also geschwächt. Zum einen menschengemacht (Aussparung, Materialabnahme), zu anderen sieht es aus, als ob der Balken an seiner Unterseite einmal angefressen worden wäre (laienhaft gesagt) oder vielleicht auch hier Menschen nachgeholfen haben. Ich kann es schlecht beurteilen, da es sich um die verbleibenden Auflagepunkte handelt. Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, als ob die unteren und seitlichen Beschädigungen des Balkenkopfes schon zu dem Zeitpunkt vorhanden waren, als der Balken in die Giebelwand eingemauert wurde -oder aber aus diesem Anlass entstanden sind (a la: was nicht passt, wird passend gemacht"). Dazu passt auch ein merkwürdig schräg stehender abgebrochener Holzteil. So weit ich es messen konnte, reicht der Balken maximal 20 cm ins Mauerwerk hinein.
Zu allem hier Beschriebenen gibt es eine Fotosammlung, im Moment nur zu finden unter "www.brandensteiner.de/Haus_neu"; ich werde sinnvolle Bilder auch noch direkt in die Forumsgalerie einpflegen.
21 x 22 cm ergeben einen Querschnitt von 462 cm². Am Ort des Übergangs in die Wand habe ich nachgemessen und gerechnet und bin auf nurmehr ca. 354 cm² gekommen; das entspräche einer Querschnittseinbuße von ca. 23 %.
Meine Fragen an die Fachleute unter Euch sind ganz einfach:
(1) Wenn man sich die Fotos ansieht: was ist davon zu halten? Ist so etwas völlig im Bereich des Üblichen oder müssen wir Maßnahmen ergreifen?
(2) Wenn ja, was wäre zu tun? Kann man einen solchen Balken teilersetzen? Muß er ganz raus? Wie geht man da vor, falls ...? Oder gibt es andere Lösungsansätze, wie z.B. ein neuer innen an der Wand anliegender "Ständer", der den Endbereich des Deckenbalkens zusätzlich abstützen kann (vorausgesetzt, es findet sich unterseits des Fußbodens der Zwilling dieses Balkens, der Gewichtskraft aufnehmen kann)?
Ich bin zwar Handwerker, aber kein Zimmermann, und habe deswegen das Fachvokabular nicht drauf. Aber ich hoffe, dass ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt habe, dass die verlinkten Fotos dazu beitragen und bin auf Eure Meinungen gespannt!
Viele Grüße, Thomas
das ist mein erster Post im Forum, und es wird wahrscheinlich nicht der letzte bleiben. Zu der Frage, die gleich folgt, möchte ich erst einmal kurz die Randbedingungen vorstellen:
Wir haben im Sommer letzten Jahres ein Fachwerkhaus im Norden von Frankfurt a.M. erworben. Baujahr angeblich um 1800 (keine Pläne oder sonstige Unterlagen existent); nach allem, was wir bisher gesehen haben, erscheint dies glaubhaft. Das Haus besitzt einen Steinsockel mit Tonnengewölbekeller, darauf EG, 1. OG und das 2. OG in der Dachschräge.
Von außen ist das Ganze komplett verputzt; diejenigen Wände, die wir von innen bis jetzt geöffnet haben, zeigen tatsächlich sehr altes Fachwerk mit Lehmausfachungen. Eine Giebelwand und der anschließende Teil der einen Seitenwand sind aus Ziegeln gemauert; laut Aussage der Vorbesitzer soll das aufgrund eines Brandes im frühen 20. Jahrhundert geschehen sein. Im Inneren gab es mehrere "Sanierungsschübe", zuletzt in den 1970er und anfangs der 1990er Jahre, was auch Trockenbau mit verputzten Streckmetallmatten und verkleidete beinhaltete.
Die Decken (im 1. OG), die wir geöffnet haben, sehen auch stark nach Originalzustand aus. Auf den Balken sind immer noch im Zickzack verlaufende Drähte, die wohl einmal den Putzträger gehalten hatten, gespannt; die Zwischenräume bestehen aus Stroh-/Lehmeinschüben, von denen ein großer Teil noch erstaunlich fest ist und fest sitzt.
Durch einem Raum (ca. 20 m²) im 1. OG zieht sich quer ein Deckenbalken. Dieser Balken mit einer freien Länge von ca. 3,80 m ist das Problemkind. Die Decke soll wieder geschlossen werden, der Balken aber offen liegen bleiben; deshalb habe ich ihn allseits leicht abgeschliffen und den Balkenkopf im Putz und Mauerwerk (die oben erwähnte Giebelwand) ein Stück weit freigelegt, um dessen Zustand beurteilen zu können.
Der Balken besitzt eine Höhe von ca. 21 cm und ist ca. 22 cm breit. Es war schon einmal ein Zimmerermeister, der hauptberuflich Fachwerkrestauration betreibt, vor Ort und hatte ihn sich angesehen -allerdings noch vor dem Anschliff und vor dem Freilegen des einen Kopfes. Seiner Aussage nach handelt es sich um ein Nadelholz, und da der Querschnitt noch meist vollständig erhalten war und keine groben Schäden zu sehen waren, schätzte er den Balken als vertrauenswürdig ein.
Mittlerweile ist mehr zu sehen. Im Bereich des Balkenkopfes /Mauerwerk der Giebelwand befindet sich an der Unterseite eine rechteckige Aussparung, die möglicherweise früher einmal eine kurze diagonale Strebe beinhaltet hat? Das verringert schon einmal die wirksame Auflagefläche, und zu allem Überfluss fehlt beiderseits dieser Aussparung an der Unterseite reichlich Material, was die Fläche nochmal verkleinert. Auf einer Seite wurde offenbar von Hand etwas Holz abgebeilt.
Der Balkenquerschnitt ist also geschwächt. Zum einen menschengemacht (Aussparung, Materialabnahme), zu anderen sieht es aus, als ob der Balken an seiner Unterseite einmal angefressen worden wäre (laienhaft gesagt) oder vielleicht auch hier Menschen nachgeholfen haben. Ich kann es schlecht beurteilen, da es sich um die verbleibenden Auflagepunkte handelt. Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, als ob die unteren und seitlichen Beschädigungen des Balkenkopfes schon zu dem Zeitpunkt vorhanden waren, als der Balken in die Giebelwand eingemauert wurde -oder aber aus diesem Anlass entstanden sind (a la: was nicht passt, wird passend gemacht"). Dazu passt auch ein merkwürdig schräg stehender abgebrochener Holzteil. So weit ich es messen konnte, reicht der Balken maximal 20 cm ins Mauerwerk hinein.
Zu allem hier Beschriebenen gibt es eine Fotosammlung, im Moment nur zu finden unter "www.brandensteiner.de/Haus_neu"; ich werde sinnvolle Bilder auch noch direkt in die Forumsgalerie einpflegen.
21 x 22 cm ergeben einen Querschnitt von 462 cm². Am Ort des Übergangs in die Wand habe ich nachgemessen und gerechnet und bin auf nurmehr ca. 354 cm² gekommen; das entspräche einer Querschnittseinbuße von ca. 23 %.
Meine Fragen an die Fachleute unter Euch sind ganz einfach:
(1) Wenn man sich die Fotos ansieht: was ist davon zu halten? Ist so etwas völlig im Bereich des Üblichen oder müssen wir Maßnahmen ergreifen?
(2) Wenn ja, was wäre zu tun? Kann man einen solchen Balken teilersetzen? Muß er ganz raus? Wie geht man da vor, falls ...? Oder gibt es andere Lösungsansätze, wie z.B. ein neuer innen an der Wand anliegender "Ständer", der den Endbereich des Deckenbalkens zusätzlich abstützen kann (vorausgesetzt, es findet sich unterseits des Fußbodens der Zwilling dieses Balkens, der Gewichtskraft aufnehmen kann)?
Ich bin zwar Handwerker, aber kein Zimmermann, und habe deswegen das Fachvokabular nicht drauf. Aber ich hoffe, dass ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt habe, dass die verlinkten Fotos dazu beitragen und bin auf Eure Meinungen gespannt!
Viele Grüße, Thomas