Kalkputz oder Lehmputz

Diskutiere Kalkputz oder Lehmputz im Forum Farben & Stuck im Bereich - Hallöchen alle zusammen! Wir haben ein Haus (Bj. 1930) gekauft und sind nun dabei die Schlafzimmer zu sanieren. Eigentlich sind die Wände top...
es ist zum davonlaufen... ich befürchte Raumklima wie im Plattenbau!

Wir haben heute zusammen mit einem Maler, einer Giraffe und diverser grobkörniger Schleifpapiere versucht die vermeintlich Farbe von den Wänden zu bekommen. Leider hat es sich herausgestellt, dass es sich um Reste von Leinfarbe mit einer Grundierung darüber handelt, die mehrere MM in den alten Putz eingezogen ist. Diese Grundierung ist verantwortlich, dass der alte Kalk-Zementputz von der Raumseite keine Feuchtigkeit aufnehmen kann. Wenn man Wasser gegen die Wand spritz, läuft es nach unten, ohne dass die Wand etwas davon aufnimmt.

Mein Mann hat keine Lust mehr und möchte die Schlafzimmer fertig machen. Er meint die aufnahmefähige Decke und die Holzdielen reichen aus für ein gutes Raumklima und eine konstante Luftfeuchtigkeit. Seid Ihr auch der Meinung?

Er argumentiert, dass keiner hier im Forum meine Meinung bestätigt, im Gegenteil, das überputzen oder entfernen des alten Putzes wurde als Quatsch abgetan...

Wenn ich nicht bessere Argumente bringen kann, wird am Wochenende glatt gespachtelt und Glasvlies tapeziert.
 
Raumklima

Was ist denn so schlimm am "Plattenbauklima"?

Jetzt stellen Sie fest das der Vorbesitzer beim letzten Renovieren mit Grundierung gearbeitet hat. Sie haben weiter oben gefragt ob man vor dem Spachteln nicht grundieren sollte.
Ich hoffe Ihre Frage hat sich damit erledigt.
Übrigens begegnet mir so etwas immer wieder. Das "grundieren" ist mittlerweile bei Selbstrenovierern zu einer Art zwanghaftem Komplex geworden. Egal was man auf die Wand aufbringen will- es muß erst einmal grundiert werden. Wofür das gut sein soll, was auf die Wand kommen soll, wie die Wand vorher beschaffen ist und welche Art von Grundierung man aufträgt ist egal, Hauptsache es steht Grundierung auf dem Kanister.
 
Die perfekte Luftfeuchtigkeit

Das schlimmst für mich sind trockene Räume.
Auf Verdunster, Massen am Zimmerpflanzen, habe ich keine Lust mehr. Ich hab da viel ausprobiert und mich stundenlang Informiert... nur alle Maßnahmen zusammen ergeben ein gutes Raumklima.
Mir ist klar das man das natürlich auch zu einem großen Teil der Luftfeuchtigkeit durch Lüften und Heizen reguliert, da ist aber auch witterungsabhänig.
Ich würde mir gerne aber einen zusätzlichen "Speicher" mit den Wänden schaffen. Die in bei hoher Luftfeuchte aufnehmen und bei trockener Luft abgeben.

Aber wie? Die einzige Lösung die ich derzeit sehen, ist den alten (und intakten) Putz abzuschlagen... da macht mein Mann wohl nicht mit...
Die Grundierung lässt sich wohl auch nicht "neutralisieren"?
 
Raumklima

Liebe Steffi,
dieses trockene Raumklima kam zustande weil im Winter die Raumtemperatur über das Fenster geregelt wurde. Ständige Kaltluftzufuhr die von der Heizung aufgewärmt wurde... Mit Plattenbau hat das nix zu tun, aber mit der Heizung.
Diese Zeiten sollten wohl auch bei Ihnen vorbei sein.
Mit modernen Fenstern und energiesparenden Thermostatventielen sind wir jetzt beim Gegenteil angelangt, miefigen Zimmern mit feuchten Wänden an denen in den Ecken der Schimmel sprießt. Das passiert unabhängig davon ob Sie 5 mm oder 50 cm Kalkputz an der Wand haben. Deshalb noch mal mein Hinweis:
Neuer Putz nützt nix wenn Sie Ihr Lüftungs- und Heizungsverhalten nicht anpassen!
Denken Sie an Frau Holle, die ließ morgens Ihre Betten nicht nur aufschütteln sondern auslüften. Auch in Ihrem Bettzeug steckt morgens ein Mehrfaches dessen an Feuchte was Sie glauben im Putz speichern zu können. Der speichert nämlich nur nennenswerte Mengen an Wasser durch Kondensation und kaum durch Sorption. Wenn Luftfeuchte auf den Wandoberflächen kondensiert haben Sie Schimmel. Dem ist es es egal ob er auf Kalkputz oder auf Zementputz wächst. Hängen Sie sich ein Hygrometer an die Wand und schauen Sie ab und zu mal drauf.
 
Klimafragen

Hallo Steffi … 

Nicht nur der Glaube, dass viel Dämmung die Eisbären rettet und deshalb die ENEV so "wichtig" ist … ist irrig … sondern auch dass der gute Kalkzementputz a la DIN und Altbaumeistermörtelmacherwieimmer doch soooo gut ist …

Je härter der Mörtel und je mehr zementäre Anteile der hat, desto weniger Feuchte nimmt er auf … :
Versuch:
schmieren Sie mal 1m2 blanken Zement an die Wand
daneben dann 1 m2 Luftkalkmörtel von z.B. solubel.de

dann reiben Sie diese mit einem Schwammbrett ab und lassen Sie die dann langsam "reifen" oder "trocknen"

dann spritzen Sie mit einer Sprühflasche Wasser drauf … und Sie werden das Ergebnis sehen … ohne DIN-Beweis und Fraunhofersiegelzertifikation …

oder Sie nehmen ein klassisches Bad der Deutschen bis in den letzten Winkel zugefliest … also keinerlei Feuchteaufnahme möglich und das Wasser läuft beim Baden und langem Duschen nicht nur an der Duschwand und dem Spiegel hinunter … 

Bei wenigst Fliesen und viel "feuchteadaptivem" Lehm oder Kalkputz (mit der richtigen Farbe drauf) kan der Lehm oder Kalkputz wirklich puffern … 

Was natürlich richtig ist, ist die adäquate Heizerei … vermeiden Sie Konvektionsmärchen . setzen Sie auf Strahlung … ergo Temperierung … lowtech statt Bürokratenwahn … 

Gutes Gelingen

Florian Kurz
 
Kapillarität

Kapillarität und Diffusion sind etwas Unterschiedliches, Florian. Kalkzementputz und Sanierputz sind auch was Unterschiedliches.
Ich empfehle Dir dieses Experiment mal selber auszuprobieren. Nicht wundern wenn ein anderes Ergebnis rauskommt wie von Dir gewünscht.
Das mit der Spritzflasche ist ein guter Tipp, das praktiziere ich seit Jahren um Kunden zu zeigen wie das mit der Kapillarität bzw. dem Wasseraufnahmevermögen funktioniert. Mit einem weiteren Fläschchen verdünnter Salzsäure, ein paar Blatt Löschpapier, einem Feuerzeug und einem kräftigen Schraubenzieher ergibt das schon ein kleines mobiles Labor. Die Luxusausstattung hat dann noch Uranin AP, einen Akkuschrauber und einen dünnen Wandbohrer.
 
Thema: Kalkputz oder Lehmputz

Ähnliche Themen

Zurück
Oben