Heizleisten statt Wärmedämmung?

Diskutiere Heizleisten statt Wärmedämmung? im Forum Fußboden, Wand & Decke im Bereich - Hallo, mir hat gerade jemand geraten statt in Wärmedämmung (erst mal) in so genannte Heizleisten zu investieren. Ist das energetisch überhaupt...
Nachbarn:
Mann, Frau, 2 kleine Kinder,
Vater + Mutter

in einem Haus :eek:)
 
Heizleisten ersetzen keine Dämmung

Das sollte man mal wieder klarstellen; wer etwas anderes behauptet sagt schlicht die Unwahrheit.
Dabei ist es relativ egal mit welchem Heizsystem beheizt wird. Die Physik hat ihre Regeln, und das sind nicht die der sog. "Ziegelphysik", danach bemisst sich dann am Ende die Gas/Öl/Peletts/xx-rechnung.
Der Energieverbrauch bei einer 50cm Ziegelwand lässt sich durch Dämmung in jedem Fall mehr als halbieren.
 
Die Frage

ist ja nicht, ob sich der Verbrauch durch Dämmung reduzieren wird. Ganz bestimmt ist das der Fall. Die Frage bei den alten Häusern ist, ob die das vertragen.

Und erzähle mir niemand etwas von richtiger oder falscher Verarbeitung. Handwerker sind Menschen und Menschen machen Fehler. Selbst wenn zwei verschiedene Systeme sich vertragen würden - sobald sich ein Fehler einschleicht ist's halt vorbei. Natürlich weiß ich nicht, ob die Handwerker, die unser vorheriges Haus saniert haben, auch anständige Arbeit geleistet haben. Ich habe die Auswirkungen erlebt - und das reicht mir um zu sagen: Unser jetziges Haus hat fast 200 Jahre so überlebt wie es gebaut wurde. Schlecht bekommen sind ihm, bzw. dem Holz nur die s.g. modernen Baustoffe die abdichten. Also warum soll ich dann dazu beitragen, dass mein Denkmal die nächsten 50 Jahre nicht überlebt?

Ja, klar - man könnte die alten Häuser dem Erdboden gleich machen und ein Niedrigenergiehaus draufstellen. Aber erstens sehen diese Behausungen schrecklich aus und zweitens wird durch eine derartige Politik unsere Hauslandschaft und damit auch Geschichte zerstört. Und drittens habe ich keine Lust, mir von Baustoffherstellern sagen zu lassen, wie lange ich frische Luft ins Haus lassen darf. Steht im Sommer die Balkontüre zu lange offen, bin ich schuld wenn es Feuchteschäden gibt. Besser sollte ich mich von irgendwelchen Motörchen "berieseln lassen, die die Luft ganz gezielt austauschen. Möglichst noch mit Wärmerückgewinnung.

Das ist doch der reine Irrsinn!

Davon werden Menschen nervös und sogar krank. Denn diese Luftaustauscher sind nur so sauber wie ihre Filter und ständige Geräusche verträgt kein Mensch auf Dauer. Damit wird nur ein künstliches Klima geschaffen. Wir leben hier nicht auf dem Mond, wo so was notwendig wäre.

Sorry, dieser Dämmwahn bringt mich regelmäßig auf die Palme. Außerdem bin ich der Meinung, wer sich ein altes Haus kauft, kauft auch die Verantwortung dafür dass es noch möglichst lange stehen darf. In der Zwischenzeit ist es ja regelrecht "Mode" geworden, ein altes Haus zu besitzen. Aber nicht etwa aus Liebe zur regionalen Hauslandschaft ...

Grüße
 
ist den alles reiner Dämmwahn

@Frau Nolte
Ich bin ebenfalls "altbaugeschädigt", und das in zweierlei Hinsicht - ich versuche die Nachkriegssünden in einem wunderschönen Altbau mit Ziegelmauerwerk & Sandsteinfassade (u.a. Plastikfenster, miese Bauqualität) und das viel Geld wieder herzustellen. Ein NEH werde ich aufgrund der Verhältnisse nicht erreichen. Ihre ästhetsiche Abneigung für die Standardausführung dieser Häuser teile ich voll und ganz (es gibt auch rühmlich Ausnahmen...) ebenso den Wunsch, die Kulturlandschaft zu erhalten.

Das heisst noch lange nicht, jedes Jahr zur Energieverschwendung beizutragen und in Folge davon eine Wahnsinns-Heizrechnung bezahlen zu müssen.
Ich habe bei mir eine Innendämmung aufgebracht, habe darauf geachtet ökologisch unbedenkliche Materialien laut Nabu auszuwählen.
Ich bin durchaus skeptsich gewesen. Das Problem hierbei war, eine Architekten zu finden, der überhaupt fundierte Kenntnisse besitzt. Man kann diese Leute noch heute mit der Lupe suchen die weder zur "Konrad-Fischer"-Fraktion noch zur "Innendämmung-Niemals"-Abteilung.

Nach drei Jahren habe den Putz an kritischen Stellen geöffnet (Holzauflager) mit einen Zimmermann Fechtigkeitwerte gemessen. Dabei wurden keine Problem festgestellt - es geht also doch.

Die Behaglichkeit ist ungemein verbessert worden, die Wände sind nicht so kalt wie vorher, ich kann sogar wieder Schränke im Schlafzimmer an Außenwände stellen und nebenbei hat sich meine Gasrechung mehr als halbiert - trotz konventioneller Handlüftung.

Gibt es denn wirklich keinen gesunden Mittelweg zwischen Dämmwahn und "Konrad Fischer"?
Wir verheizen doch heute noch immer die Ressourcen die morgen gebraucht werden, wenn wir nicht vernünftig handeln.


PS: das mit der Balkontür im Sommer verstehe ich allerdings nicht, können sie mich da mal aufklären?
 
Dämmwahn vs. Dämmphobie

Hallo Herr Förster,

selbstverständlich gibt es einen Mittelweg, der von manchen Planern, Baubiologen und Handwerksfirmen seit etlichen jahren begangen wird - mit Erfolg. Deshalb: lassen Sie sich nicht entmutigen. Wie so häufig stecken in beiden Positionen auch wahre Dinge. Gefährlich wird es nur immer dann, wenn eine Position zur allein seeligmachenden verklärt wird und nicht mehr links und rechts geschaut wird, was sonst noch so passiert. Es sind viele Häuser durch falsch geplante und ausgeführte Dämmmaßnahmen ruiniert worden. Es gibt aber auch Häuser, die durch eine vernünftige Wärmedämmung ein sehr viel besseres Raumklima erhalten haben und wo Zugluft und kalte Füße der Vergangenheit angehören. Und nebenbei haben sich auch noch die Heizkosten drastisch verringert.
Um nochmal zum Ausgangspunkt zurückzukommen: Wandheizung und Wärmedämmung stehen nicht gegeneinander, sondern sie ergänzen sich - wozu will mensch den Garten beheizen?
 
Balkontüre

Ganz einfach Herr Förster,

mir wurde damals gesagt, dass ich grundsätzlich falsch lüfte und dadurch die Wand feucht werde. Glauben Sie mir, ich habe den Architekten nur blöd angestarrt. Erst mal fiel mir dazu gar nichts ein.

Das Haus sei so gut gedämmt, dass ein ständiger Luftaustausch schädlich wäre. Besser sei es, nur stoß zu lüften. Auch und gerade im Sommer. Und noch besser wäre, ich würde (oder besser der Eigentümer - wir hatten das Haus ja gemietet) in Bad und WC Lüfteranlagen einbauen lassen. Beide Räume hatten Fenster, nach dem Duschen wurde grundsätzlich das Fenster für einige Zeit geöffnet, um die feuchte Luft nach draußen entweichen zu lassen. Im WC stand das Fenster häufig auf Kippe - warum wohl ;-)

Steif und fest wurde behauptet, dass die feuchte Wand im Schlafzimmer nur wegen meiner falschen Lüftungstrategie entstanden ist - bis sich ein Fachmann der Problematik annahm und festgestellt hat, dass es sich wohl um aufsteigende Feuchtigkeit handeln müsse und der Grad der Nässe niemals von falscher Lüftung stammen kann. Die Grundmauern aus Sandstein waren klatschnass, die beiden Keller unbrauchbar. Nur knapp 5 Jahre haben dazu gereicht. Super, oder?

Das Haus war alt, wurde gedämmt - und die Probleme kamen.

Grüße
 
Kosten und Ökologie im Blick!?

Als ich die Frage nach den Heizleisten gestellt habe, hatte ich keine Ahnung. Nun habe ich zumindest eine Ahnung vielen Dank den diversen "Beitragsschreibern".

Nach weiteren Recherchen usw. komme ich zu folgenden Gedanken.

Offensichtlich verbreiten Heizleisten ein sehr angenehmes Raumklima durch die Art, wie sie die Wärme abgeben. Staub wird wohl auch nicht so viel aufgewirbelt wie bei den alten Heizkörpern an der Wand. Die Kosten halten sich (vor allem bei Selbstbau) im Vergleich im niedrigen Rahmen. Also scheinen mir die Heizleisten als Heizsystem eine gute Sache zu sein.

Ein anderes Thema ist der Gedanke ob man zu den Heizleisten zusätzlich in eine Wärmedämmung investiert. Da scheint mir nötig den ökologischen und den ökonomischen Aspekt zu trennen.

Ökonomisch -> am Beispiel meines Hauses:

Gleich vorweg -> alles ca.! Genaueres ist zu berechen und ... bevor jetzt die eine oder andere Fraktion in die Luft geht. Ich freue!!! mich wenn mir jemand die Rechnungen widerlegen kann.
So nun also. In meinem Haus ist bisher keine Dämmung angebracht (auch nicht beim Dachboden, Keller etc.) das Haus wird über eine Gastherme von 1998 beheizt, die laut Schornsteinfeger noch einen guten Wirkungsgrad besitzt.

Was könnte ich also tun?
1. Die Aussenwände, Kellerdecke und Dachboden dämmen.
2. (wie allgemein empfohlen) in einen neuen Heizkessel investieren, vielleicht künftig mit Holzpellets oder Erdwärme heizen, eine Solaranlage zur Wassererwärmung installieren.
3. Bei sehr guter Dämmung auch eine Lüftungsanlage mit Wärmetauscher.
4. neue Fenster
5. Regenwasserrückgewinnung, Solar, Erdwärme
usw.

Den meisten wird es so gehen wie mir. Ich habe nicht genug Geld um diese Maßnahmen aus meinem vorhandenen Geld zu bezahlen.
Also muss ein Kredit her. Da bietet die KFW Bank im Moment unschlagbar günstige Konditionen an. Doch selbst wenn ich nur die Dämmung, die dann nötige Lüftungsanlage, die Fenster und einen neuen Heizkessel (ohne neue Heizkörper etc.) installiere komme ich da bei einer Laufzeit von 10 Jahren auf eine Monatsbelastung von (geschätzten) 500,- Euro. Macht in einem Jahr 6000,- Euro macht in den 10 Jahren 60.000 Euro (incl. Zinsen) Das Kann natürlich mehr oder weniger sein je nach Umfang und Hausgröße. Unser Haus z.B. hat ziemlich große Außenwände (10m hoch und die längste Wand 14,50m lang).
Nachdem ich die Sanierungmaßnahmen durchgeführt habe, habe ich eine geringere Belastung durch eingesparte Energiekosten von geschätzten 200,- Euro jährlich. Macht in 10 Jahren 2000,- Euro. Das heißt nach zehn Jahren steht die Bilanz 2000,- Gewinnn gegen 60.000,- Verlust macht 58.000 Euro Verlust. Wenn ich den Verlust durch die Energetischen Maßnahmen einsparen will, brauche ich dafür 29 Jahre. Danach ist ein Jahresgewinn von 200,- zu verzeichnen.
Die Investition lohnt sich also nach ungefähr 39 Jahren aus ökonomischer Sicht.

Die ökologische Bilanz ergibt bei mir folgendes:

Ich investiere also in die Dämmung, die Lüftungsanlage, die Fenster und einen neuen Heizkessel.

Dadurch ergibt sich ein geringerer Energieverbrauch.
Dem gegenüber steht der Energieverbrauch der für die Herstellung der Materialien (Dämmung, Heizkessel, Lüftungsanlge) verwendet wurde.
Ich kann nicht genau berechnen wie die Bilanz aussieht. Meine Einschätzung ist aber, dass es auch einige Jahre dauern wird, bis ich durch die eingesparte Energie ökologisch auf der Habenseite ankomme.


Also kann man sagen die Investition in Energiesparende Maßnahmen ist eine langfristige Angelegenheit.
Das heißt irgendwann rechnet sich das auch.

Nun kann man aber sicherlich auch noch andere Kriterien anführen. z.B.

Das Haus steht seit Jahrzehnten (Jahrhunderten) ungedämmt da und die Bausubstanz hat sich gut erhalten. Von vielen Sanierungen hört man, dass die Substanz danach angegriffen war. Ist das jetzt ein Fehler der Ausführenden oder vielleicht ein Problem des Konzeptes?
Wenn das Haus unter der energetischen Sanierung leidet ergeben sich natürlich wieder Folgekosten, die dann gegen den Gewinn der (in meinem Beispiel) nach 39 Jahren eintritt aufgerechnet werden müssen ...

Oder: ich habe einen noch gut funktionierenden Heizkessel. Ist es ökologisch überhaupt vertretbar solche Geräte frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen?
Ökonomisch rechnet sich das ja fast nie.

Es ist natürlich auch ein beachtlicher zeitlicher Aufwand diese Dinge auszuführen. Vielleicht macht man in der Zeit etwas anderes!?

Wir haben eine alte Backsteinfassade. Wie schade wäre es, wen die durch eine Dämmung mit Putz oder Schalung verdeckt würde.

Wenn ich ein neues Haus baue ergeben sich noch andere Einschätzungen, weil das Haus ja von vornherein anders konzipiert werden kann und man dadurch bestimmte Kosten gegen nicht entstandene aufrechnen kann.

Die Lüftungsanlage soll ja lange halten. Wie ist es da eigentlich mit der Reinigung bzw. Verkeimung der Rohre?

Wer ist eigentlich bereit von ausgetretenen Pfaden nach neuen Wegen zu suchen? Wenn man so häufig schlechte Erfahrungen mit Sanierungen macht, müsste doch daraus gelernt werden können.

Welche Anforderungen werden an mich gestellt in Verbindung mit dem Energiepass etc.

Wie bekomme ich ein möglichst natürliches Raumklima.

usw.

Fazit: wir werden in Heizleisten investieren, die alte Heiztherme weiter benutzen, die Außenwände nicht dämmen aber sehr wohl den Keller und das Dach. Dann werden wir in unser Portemonaie und in unsere Energieverbrauchswerte sehen und dann schlauer sein. Und aus akustischen Gründen werden dann auch bald die Fenster ausgetauscht.
 
bei Ihrer vernünftigen Entscheidung

können Sie noch die Klimaerwärmung in den kommenden 39 Jahren mit ca 3 Grad Celsius hinzurechnen.
Sie haben ein kluge Wahl getroffen, herzlichen Glückwunsch.
Auf Wunsch organisiere ich Ihnen gerne ein preiswertes Heizleistenangebot für Selbstmontage.
 
Zukunftsgrößen

kann man allenfalls aus dem Kaffesatz lesen. Zwei Sachverhalte sind aber sicher:
1. Energie wird teurer, und das vermisse ich in Ihrer Rechnung.
2. es wird zunehmend als unmoralisch angesehen werden, mehr Energie zu verbrauchen als unbedingt nötig.
Auch dieser Asppekt fehlt. Es geht bei den ganzen Energiespardiskussionen nicht nur ums Geld sondern um das Einsparen von Primärenergie. (notfalls: koste es was es wolle).

Ansonsten finde ich den Ansatz: "Ich mache erst mal was und lasse mein Entscheidungsbäumchen wachsen bis ich klarer sehe" nachvollziehbar.

Grüße aus dem heute verdammt kalten Rheinland, in dem von Klimaerwärmung in diesem Frühjahr nichts zu spüren ist.

Dietmar Beckmann
 
Thema: Heizleisten statt Wärmedämmung?
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