Großeschmidt- umstrittenes Konzept

Diskutiere Großeschmidt- umstrittenes Konzept im Forum Haustechnik im Bereich - Ich hatte intensive Gespräche mit unserem Denkmalpfleger bezüglich der Wohnumnutzung eines Stalls (in einem Fachwerkensemble)in Verbindung mit...
Vorsicht

@Stefan Pape

Eine Verlegung der Wandheizung nur auf den Innenwänden halte ich für gefählich.
Sicherlich werden dadurch die Wärmeverluste minimiert - das ist vordergründig richtig, jedoch handelt man sich damit zwei andere Probleme ein.
Eine Wandheizung soll natürlich einen sehr hohen Strahlungsanteil liefern, das ist der erste Aspekt.
Hinzu kommt aber die Überlegung, daß die AUßENWAND wärmer sein soll als die Raumluft. Dadurch wird eine Kondensat-bildung an und in der Außenwand verhindert.
Verlegt man nun die Heizung auf die Innenwände, kann es sein, daß die Außenwand kühler ist als die Raumtemperatur und dann wieder Kondensat anfallen kann.
Diese bauphysikalischen Aspekte sollten aber vor dem Hintergrund des konkreten Wandaufbaus gesehen werden.

Eine Wärmeverlust durch die Außenwände wird es immer geben. Unter Aspekten der Bauteiltrocknung ist dieser Aspekt system-immanent und auch gewollt.

Ein bißchen Theorie in kürze:
Wir sprechen bei der Wandheizung - leider immer etwas verkürzt - von Strahlungswärme. Das ist so nicht richtig. Eine Wandheizung hat lediglich einen höheren Strahlungsanteil. Die beiden anderen Formen des Wärmetransport - Wärmeleitung und Konvektion - finden nach wie vor statt, jedoch in geringerem Außmaß als bei Heizkörpern.
Liegt die WH auf der Außenwand, erfolgt auch eine Aufheizung der Innenwände durch alle drei möglichen Formen.
Liegt die WH jedoch auf der Innenwand, besteht ein größeres Temperaturgefälle zwischen Innenwänden und Außenwand. D.h. das sogenannte "Behaglichkeitsgefühl" kann sich je nach den Wärmeverlusten der Außenwand nicht einstellen, da sie mit einer wesentlich tieferen Temperatur strahlt - ähnlich dem Kältegefühl vor einem Fenster im Winter (im Sprachgebrauch immer als Zug bezeichnet, den es jedoch zusätzlich bei geringer Winddichtigkeit auch noch geben kann).

Um dieses "Un-Behaglichkeitsgefühl" zu überwinden, müßte demnach die Temperatur der Innenwände angehoben werden (höhere Vorlauftemperatur). Dadurch steigt dann aber über Konvektion wieder die Raumtemperatur über das notwendige Maß hinaus, und die Wärme wird dann auch wieder über die kühle Außenwand in die Freiheit entlassen.
Unterm Strich: ökonomisch eine kontra-produktive Maßnahme, die auch die baubiologischen Vorteile aus der niedrigen Raumtemperatur vernichtet.

Insofern sind die Transmissionsverluste bei Verlegung in der Außenwand das geringere Übel. Wärmeverluste lassen sich nicht verhindern - gerade im Fachwerkhaus - sondern nur minimieren.

Aber deshalb sind wir noch keine Minimalisten ;-))

Die Belegung der Außenwand ist insofern ein vorrangiges MUSS, die zusätzlich Belegung der Innenwände dann eher ein KANN, je nach dem errechneten oder gewünschtem Wärmebedarf.

Gruß aus BS und frohe Ostern
 
Sehr schön geschrieben Herr Froehlich

Ich kann Ihren Aussagen nur zustimmen.

Frohe Ostern
 
vielen Dank für Ihre Hinweise, denen ich auch im wesentlichen nicht widersprechen kann und möchte.

Meine Gedanken gingen nicht in die Richtung, auf eine direkte Aufheizung der Außenwände zu verzichten, sondern eine unnötig starke Aufheizung der Außenwände zu vermeiden.
Klar, Wärmeverluste lassen sich nicht verhindern, aber man kann ja nach dem Optimum streben. Das Optimum ist wohl, dass alle Wände ungefähr die gleiche Temperatur haben bzw. die Außenwände eine etwas geringere Temperatur als die Innenwände haben (natürlich beide über der Raumluftttemperatur). Deshalb frage ich mich, ob es nicht sinnvoller ist anstatt zwei Schleifen in die Außenwand zu verlegen, eine in die Außenwand und eine in die Innenwand bzw. das Rohr im Kreis zu verlegen, so dass in den Innenwänden gewissermassen die Rückläufe verlaufen. Evtl kann man auch unterschiedliche Durchmesser einsetzen.
Dies ist sicher eine Optimierungsfrage. Ich habe aber meine Zweifel, ob man dass rechentechnisch in den Griff bekommt, nicht zuletzt aufgrund der vielen Randbedingungen (z.b. spätere Anordnung der Möbel), so dass im Zweifelsfall sicher eine evtl. einseitig starke Beheizung der Außenwände der sicherere Weg ist.
Das sind nur einige Gedanken von mir zu dem Thema, ich bin da noch am überlegen.

Grüsse Stefan Pape
 
Thermische Sanierung und Denkmalschutz

Ich habe für mein Haus ein schriftliche Empfehlung für die thermische Sanierung (Einbau einer thermischen Horizontalsperre) vom Landesamt für Denkmalschutz in Bayern. Das Thema "Wie lege ich am besten ein Denkmal trocken?" ist derzeit wohl eher im Stadium der mittelalterlichen Glaubenskriege, soll heißen: Fragen Sie 5 Experten und Sie bekommen 5 Glaubensrichtungen. Negativbeispiele werden auch je nach persönlicher Meinung des Auskunftgebenden als "klappt hervorragend" bis "nur Mist" beschrieben (Beispiel: Rathaus Tittmoning). Vermutlich liegt der Teufel oft im Detail (keine Standardlösung möglich) und die Verwirrung läßt sich kaum beseitigen.
P.S.: In meinem Haus lasse ich derzeit auch eine Hüllflächentemperierung nach Großeschmidt einbauen (zum Trockenlegen und zum Heizen). Warum - weil ich dran glaube.
 
Großeschmidt

Hallo Frau Zaunseder,
interessant, dass Ihr Denkmalpfleger das empfiehlt.
Darf ich sie bitten, den wandaufbau ein wenig zu beschreiben - Ziegelwand, Dicke ?, Fachwerkwand?, Bruchstein?, etc.
Wie verlegen Sie? Schleifen wo und wieviele?
Rohrart?
Vielen Dank
Siegfried Seiffert
 
Großeschmidt ohne Ende

Eingeflochten: Dass das Landesamt für Denkmalpflege eine Großeschmidt-Heizung empfieht, wundert nicht; Herr Großeschmidt ist dort beschäftigt (Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen). Ich staune immer wieder über die kontrovers geführten Temperierungs-Debatten: Über Heizkörper diskutiert keiner (die hat man halt ...). In einem anderen Forum bin ich mal in der Luft zerfetzt worden, weil ich in meinem Haus eine Großeschmidt-Temperierung eingebaut habe. Dazu habe ich dann diesen Beitrag verfasst (der unwidersprochen blieb):
1. Eine optimale Beheizung alter Häuser nach Gesichtspunkten der Energieeinsparung und Behaglichkeit stößt an Grenzen, die die Bausubstanz, der Denkmalschutz oder gestalterische Gesichtspunkte setzen.
2. Dabei ist die Wahl des Heizsystems von untergeordneter Bedeutung, da keine Technik Wunder vollbringen und die Unzulänglichkeiten der Gebäudehülle vollkommen kompensieren kann.
3. Im Gegensatz zu den von den jeweiligen Befürwortern leidenschaftlich geführten Diskussionen stellt es sich für den Laien so dar, dass Wärme und Wohlfühlen Begriffe sind, die sich nach keiner DIN richten. Die in den Diskussionen immer wieder angeführten Prämissen sind grundsätzlich zu hinterfragen: Fühlt man sich tatsächlich nur in einem Raum mit möglichst gleichmäßiger Wärmeverteilung wohl? Waren folglich die über Jahrhunderte betriebenen Ofenheizungen grundverkehrt? Kann man eine Strahlungsheizung wirklich mit der Sonnenstrahlung vergleichen? Hier eine 40 oder 50 Grad warme Heizquelle in unmittelbarerer Nähe, dort ein glühend heißer Gasball im Weltall? Inwieweit sind die Investitions- und Betriebskosten bzw. die Verbrauchswerte eines Heizsystems bei der Sanierung eines alten Hauses überhaupt relevant? Lohnt sich zum Beispiel eine aufwändige Dämmung... Viele Fragen, die tatsächlich nur im Einzelfall zu beantworten sind.
4. Die jeweils propagierten Heizsysteme sind nicht so leicht vergleichbar, wie die jeweiligen Verfechter glaubhaft machen wollen. Ein „nur“ strahlender Kachelofen erzeugt natürlich auch warme Luft, eine Warmluftheizung strahlt natürlich auch – da das jeweilige Verhältnis wohl je nach Bausituation und Betriebstemperatur schwankt, sind akademische Aussagen Makulatur.
5. Stehen die zwei gängigen Heizsysteme – Heizkörper oder Strahlungsheizung – im konkreten Sanierungsfall zur Diskussion, so sind zunächst die räumlichen Begebenheiten zu berücksichtigen. Bei einer Totalsanierung mit erheblichen Eingriffen in die Wandaufbauten fällt der höhere Konstruktionsaufwand für den Einbau (z.B.) einer Wandheizung kaum ins Gewicht; im anderen Fall ist es sicher einfacher und kostengünstiger, Heizkörper/Strahlplatten an die Wände zu hängen oder Heizleisten zu montieren. Mit diesen Gesichtspunkten sollte die Entscheidungsfindung des Bauherren beginnen.
6. Bei einem alten Haus sollte er sich bewusst sein, dass jedes Heizsystem einen im Vergleich zum optimal gedämmten Neubau erhöhten Energiebedarf haben wird. In einem schlecht gedämmten Altbau mit Heizkörper-Heizung werden die Außenwände immer kühl sein, da die Erwärmung der Wände durch die beheizte Luft im Raum zu gering ist, um die Wärmeverluste nach außen auszugleichen. Das bedingt höhere Heizkosten, da man aufgrund der Zuglufteffekte dazu neigen wird, die Raumtemperaturen zu erhöhen und die Heizung „höher zu stellen“, insbesondere etwa nach der üblichen Nachtabsenkung der Temperaturen. Die Wandheizung hat hier auf den ersten Blick den Vorteil, dass sie zunächst die Außenwände erwärmt und Wärme in den Raum abstrahlt, womit der Zuglufteffekt entfällt. Allerdings ist damit von vorneherein ein höherer Energiebedarf verbunden, da die Heizung nicht weiß, dass sie eigentlich nur Wärmestrahlung erzeugen soll. Wärme aus den Heizleitungen wird also auch nach außen verloren gehen.
Daher ist bei der Sanierung alter Häuser ein umfassendes Konzept zu erstellen, das neben konstruktiven Fragen insbesondere das Problem der Wärmedämmung und Beheizung als Einheit betrachtet und, ausgehend von der Persönlichkeit der Nutzer und der Persönlichkeit des Hauses, eine individuelle Lösung ermöglicht.
Viele Worte, zugegeben.
Gruß Günter Flegel
 
Bravo

@ Günter Flegel

Es sind zwar viele Worte, aber es ist keines überflüssig.
Gruß aus BS
 
ja , hoffentlich Großeschmidt ohne Ende...

hätten wir hier im Forum schon alle Antworten, könnten wir es schließen...
Ich möchte noch einmal deutlich machen, was ich beabsichtige.
Wollen wir in einem Denkmal wohnen, müssen wir den Kompromiss finden zwischen Rücksichtnahme gegenüber dem Denkmal und den Ansprüchen der Bewohner. Das bedeutet aber in jedem Fall, dass wir es bewohnbar machen müssen. Mein Traumhaus ist bisher unbewohnt und in diesem Zustand für meine Familie nicht akzeptabel - primär keine Heizung, wenig Wärmedämmung, etc.

Ich bin nicht davon überzeugt,dass "viel dieser Fragen nur im Einzelfall zu beantworten sind - Zitat aus der letzten Mail von Herrn Flegel.
Im Gegenteil - viele unserer Denkmäler sind vergleichbar und damit ähnliche Konzepte, z.B. für die Heizung anwendbar.
Darum versuche ich typische Einbauten von Temperierungsanlagen zu erfassen, ihre Rahmenbedingungen zu beschreiben und damit die Übertragbarkeit (bei guten Ergebnissen) auf "vergleichbare" Objekte zu ermöglichen.
Dieses pragmatische Verfahren funktioniert in Zeiten des "Glaubenskrieges" am ehesten.

Bayrische Denkmalkonzepte a la Großeschmidt:
Der lokale Bezug von Herrn Großeschmidt war mir schon bekannt, doch hatte ich gehofft, dass alle Denkmalpfleger den hohen idealistischen Standards der Denkmalpflege huldigen. Unser zuständiger Denkmalpfleger glaubt offensichtlich nicht einmal daran, dass im "Einzelfall" Großeschmidt funktionieren könnte - sondern verdammt es pauschal.
Also sammeln wir (ich) funktionierende detaillierte Beschreibungen von Temperierungsanlagen, vielleichtläßt sich davon etwas , z.B. auf mein Traumhaus, übertragen.

Lieber Herr Flegel, mich würde noch interessieren, ob ihr schönes Haus ein Denkmal ist und wie sie ihren Denkmalpfleger überzeugen konnten.

Mit freundlichen Grüßen
Siegfried
 
Hallo, mein schönes Haus ist ein Denkmal, und überzeugen musste ich niemanden: Beim ersten Termin mit der Referentin vom DA deuteten wir an, dass die Beheizung wohl nach dem System Großeschmidt erfolgen wird. Antwort war: Prima.
Zu Ihrem Einwand: Das mit dem Einzelfall ist richtig und doch falsch. Stellen Sie sich 20 Leute mit einem Schnupfen vor. Jedem können Sie das Nasenspray xyz verschreiben, und es wird wahrscheinlich helfen, auch wenn der jeweilige Schnupfen 20 verschiedene Ursachen hat. Wer die ergründen (und abstellen will), muss tiefer gehen.
Übertragen heißt das: Man kann sicher für die Häuser x, y und z pauschal die Temperierung mit zwei Schleifen Vor- und Rücklauf und 5 cm Schilf- oder Holzfaserdämmung empfehlen. Das wird wohl in der Regel ganz gut funktionieren. Aber ich denke, wer sich schon die Mühe macht, ein altes Haus nach alter Technik mit Lehm und Stroh wieder instand zu setzen und bewohnbar zu machen, der möchte auch bei der Beheizung und Dämmung einen optimalen Weg gehen. Und der hängt eben von x Faktoren ab: Ist eine Dämmung außen möglich oder nicht? Wie sind die Wände aufgebaut und wie dick sind sie? In welche Richtung sind die Wohnräume orientiert, gibt es also Wärmegewinn durch Sonne (Beschattung, Fenster) und dementsprechend Modifikationen bei der Dämmung? Ist der Baugrund eher feucht oder trocken, gibt es einen mechanischen Schutz gegen aufsteigende Feuchte (Vorlauf oben oder unten) ...? Es ließen sich noch dutzende Fragen stellen, und sicher wird die eine oder andere Antwort die nächste so weit aufheben, dass die Standardlösung wieder irgendwo hinkommt. Aber warum eigentlich? Ich betrachte mein Haus (jedes Haus) als Persönlichkeit, und es soll das Mäntelchen bekommen, das ihm passt und steht.
Günter Flegel (schon wieder so viele worte!)
 
Hallo Herr Seifert,

ich bin mit Herrn Flegel sehr einverstanden (die Photos finde ich klasse), aber kenne die Situation als BauherrIn /IngenieurIn zu gut. Irgendwelche systematischen Grundsätze müssen doch diesen Individuallösungen zugrundeliegen!

Zu den individuellen Lösungsparametern (schön ausgedrückt?!): Mauerwerk ist Tuffstein mit ein paar Ziegeln, stark variierende Mauerstärke (25cm bis >1m), kleine Räume (8-10m2), nicht unterkellert.

Zur Beschreibung meiner Individuallösung:
Verlegekonzept: 2 Kreisläufe (1. einfache Ringleitung an allen erdberührenden Wänden =Ganzjahreskreislauf zum Trockenlegen, 2. Vor- und Rücklauf übereinander=Winterkreislauf zum Heizen) =bis zu 3 Rohrleitungen übereinander.

Zur Position des bayrischen LfD: Dort gibt es keine einheitliche Meinung zum Thema, frei nach dem Motto: "Der Prophet in der eigenen Stadt ..."
 
Individuelle Lösungsparameter

Hallo Frau Zaunseder,
danke für die individuellen Lösungsparameter.

Ich stimme Ihnen zu Herr Flegel, dass letztendlich individuell angepasst werden muss und ihre aufgezählten Faktoren eingehen werden.
Gruß
Siegfried
 
Telefonat mit H. Großeschmidt

Hatte heute Gelegenheit mit Herrn Großeschmidt telefonisch zu sprechen. Auslöser war mein Mail an ihn, mit der Bitte, mich mit "Munition" für die Diskussion mit meinem Temperierungsgegner, dem lokalen Denkmalpfleger zu versehen.
Die gute Nachricht war, dass es im Mai ein Buch zu dem Thema geben wird: Wissienschaftliche Reihe Schönbrunn Bd. 9, ca. 170 Seiten, 30€.
Authoren: Großeschmidt, Kippes, Käferhaus, Kotterer, u.a..
Konkret beschäftigt sich das Buch mit ausgeführten Temperierungsanlagen, überwiegend in Kirchen, Schlössern Museen, aber auch in privaten Wohnhäusern- Ich bin gespannt.
darüber hinaus erhielt ich noch per Mail weiteres Infomaterial.
Er machte noch einaml deutlich, dass er für z.B. Wohnhäuser, blanke Kupferrohre empfiehlt, die direkt in Putz eingebettet werden. Er betonte, dass der "billigste Massenputz" vollkommen ausreichen würde. Anheizen nach dem putzen, um spätere spannungrisse zu vermeiden.
Beaste Grüße Siegfried
 
hüllflächentemperierung

hallo,
habe gerade ihre zeilen gelesen....ich bin auch denkmalpfleger und architekt und muss sagen, dass die hüllflächentemperierung das einzig brauchbare und preisgünstigste mittel ist, altbauten bzw. denkmäler sinnvoll zu sichern....
leider kennen auch viele denkmalpfleger diese methode nicht.
allerdings muss auch diese variate auf ihr haus passen, d.h. von einem fachmann, der hüllflächentemperierungen rechnen kann, bemessen werden.
viele grüße
Büro AIA Berlin
Denkmalpflege und Bauleitung

mfg
dimitri rauer
 
Hüllenflächenteperierung

Hallo Leute,

ich habe soeben die folgenden Informationen zur Hüllenflächentemperierung gefunden:


Grenzen der Energieeinsparung bei der Sanierung von historisch wertvollen
Gebäuden
Dr.-Ing. Olaf Freytag, Dipl.-Ing. Kerstin Illing, Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen Busch
Fachbereich Bauwesen
1. Einführung
Bei der Reduzierung des Energiebedarfes von Gebäuden steht immer noch die Mini-
mierung der Energieverluste im Mittelpunkt. Obwohl mit der Energieeinsparverord-
nung eine Erweiterung des Bilanzkreises eingeleitet wurde (weitgehende Ablösung
der Führungsgröße Jahres-Heizwärmebedarf durch Jahres-Primärenergiebedarf)
wird die nachträgliche Wärmedämmung als der Hauptweg zur Senkung des laufen-
den Energieaufwandes und zur Vermeidung thermisch-hygrischer Probleme angese-
hen. Ausgehend von den positiven Erfahrungen im Neubausektor (Niedrigenergie-
häuser, Passivhäuser) wird auch für den Bereich der Altbauten eine Übernahme
dieser energieökonomischen Konzepte angestrebt. Eine Minimierung des Energie-
bedarfes ist jedoch bei Altbauten, vor allem bei historisch wertvollen, nur begrenzt
möglich. Zum Beispiel ist häufig eine nachträgliche Außendämmung aus Gründen
der Fassadengestaltung nicht realisierbar; auch die Innendämmung unterliegt in
vielen Fällen Restriktionen. Zudem ist eine nachträgliche Wärmedämmung nicht zur
Behebung bzw. Vermeidung aller möglichen thermisch-hygrischen Schäden geeignet
(z. B. Sommerkondensat). Bei Altbauten ist, im Unterschied zu Neubauten, zu
beachten, dass häufig eine Unterscheidung zwischen
• dem Heizenergieaufwand zur Sicherung des für den Aufenthalt von Menschen
erforderlichem Raumklimas und
• dem ausschließlich bautenschutztechnisch begründetem Mindesteinsatz von
Energie
notwendig ist (Tab. 1). Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass automatisch
bei Sicherstellung des für den Aufenthalt von Menschen erforderlichen Raumklimas
auch alle thermisch-hygrischen Probleme, welche aus der Bausubstanz resultieren,
mit abgedeckt werden.
Sicherstellung des Raumklimas entsprechend der
Nutzeranforderungen
Erhalt des Gebäudes/Vermeidung von
Bauschäden
Heizenergiebedarf
Energieaufwand für Klimaanlagen
Bautenschutztechnisch begründeter
Mindestenergiebedarf
(Abgrenzung nicht immer eindeutig möglich)
Ausgangspunkt für die Bestimmung
Thermische Behaglichkeit
Schutz der Bausubstanz und der
Raumausstattung
Tab. 1: Klassifizierung des Energiebedarfes von historisch wertvollen Gebäuden

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43
Bedingt durch die o. g. Minimierungsbestrebungen ist das generelle Anerkennen ei-
nes bautenschutztechnisch begründeten Mindestenergiebedarfes von Altbauten fast
ausnahmslos in der Fachwelt nicht opportun. Nur ansatzweise, im Zusammenhang
mit historisch wertvollen Monumentalbauten, wird aus dem konkreten Anwendungs-
fall heraus die Notwendigkeit eines bauphysikalisch bedingten Energieeinsatzes
akzeptiert.
2 Bautenschutztechnisch begründeter Mindestenergiebedarf
Typische Beispiele für Maßnahmen zur Abdeckung des bautenschutztechnisch be-
gründeten Mindestenergiebedarfes in monumentalen Baudenkmälern sind z. B. die
Beheizung von tauwassergefährdeten Bereichen und die Grundheizung im Sommer
zwecks Vermeidung von Sommerkondensat infolge des großen Wärme-
beharrungsvermögens des Gebäudes. Die Ursachen für das Vorliegen eines
bautenschutztechnisch begründeten Mindestenergiebedarfes lassen sich in drei
Gruppen einteilen:
• Vermeidung von erneuten Schäden nach der Sanierung (z. B. Tauwasserbildung)
• Langfristige Behebung von Altschäden (z. B. Austrocknung von stark durch-
feuchten Bauteilen)
• Einsatz von Energie als Alternative zu gängigen Sanierungsverfahren (z. B.
thermische Horizontalsperrung)
Mögliche Ursachen für erneute Schäden
vorhandene Baukonstruktion
Nicht reversible
Altschäden
Auch bei
fachgerechter
Rekonstruktion
nicht vermeidbare
Probleme
Nutzungsänderung
Modernisierungsmaßnahmen
Versalzungen
Wärmebrücken
Störung des bauphysikalischen Gleichgewichtes des Gebäudes
1)
Durch-
feuchtungen
Wärmebeharrungsvermögens
des Gebäudes
Tauwassergefahr durch
nachträgliche Innendämmung
2)
1) z. B: Veränderung des Raumklimas, Erhöhung der Feuchtelast durch Nutzungsänderung
2) z. B: Gefahr der Tauwasserbildung im Auflagerbereich von Holzbalkendecken
Tab. 2: Vermeidung von erneuten Schäden nach der Sanierung
Auch bei einer fach- und denkmalgerechten Sanierung historisch wertvoller Gebäude
besteht zumindest potenziell die Gefahr erneuter Schäden (Tab. 2). Ein erheblicher
Teil von ihnen könnte durch die Zufuhr von Wärmeenergie vermieden werden. In
diesem Zusammenhang wird gegenwärtig in der Fachwelt die Bauteiltemperierung
kontrovers diskutiert. Bei diesem Verfahren werden im raumseitigen Sockelbereich
von Wände oder in tauwassergefährdeten Bereichen, z. B. Fensterlaibungen (Bild 1),

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Heizrohre angeordnet. Die Befürworter der Bauteiltemperierung sprechen ihr
folgende Eigenschaften zu [1]:
• Alternative zur traditionellen Raumheizung
• Vermeidung von Feuchteschäden und Salzausblühungen auf
Mauerwerksoberflächen
• Möglichkeit des Verzichtes auf eine Bauwerksabdichtung
• Energieeinsparung durch Strahlungsheizung und Austrocknung der temperierten
Außenbauteile
Ein Hauptkritikpunkt an der Bauteiltemperierung ist die Energieökonomie. Die Kritiker
dieses Verfahrens gehen von einer deutlichen Erhöhung der Transmissions-
wärmeverluste und damit der Heizkosten aus [2]. Bisher liegen jedoch nur vereinzelt
differenzierte wissenschaftliche Untersuchungen zu den Vor- und Nachteilen der
Bauteiltemperierung vor (vergl. z. B. [3]).
a) Im Mauerschlitz verlegte Heizleitung (Warmwasser), noch nicht verputzt
b) Infrarotaufnahme
Bild 1: Bauteiltemperierung (Schloss Trebsen)
Ein weiteres Verfahren der thermischen Bausanierung ist das Klima-Schleier-Prinzip
[4]. Hierbei wird das Mikroklima vor einer feuchte- und salzbeasteten Bauteiloberflä-
che mittels eines hinsichtlich relativer Luftfeuchte und Temperatur entsprechend ein-
gestellten Luftschleiers so beeinflusst, dass keine thermisch- hygrischen Schäden
auftreten.

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3 Energieeinsparung und bautenschutztechnisch begründeter Mindestener-
giebedarf
Da der Altbaubestand mit über 95 % am baulichen Energieverbrauch beteiligt ist, wird
der energetischen Verbesserung der Altbauten eine zentrale Rolle beigemessen [5].
Durch die energetische Modernisierung aller Baudenkmäler in Deutschland könnte der
Gesamtverbrauch an Heizenergie in Deutschland jedoch nur um maximal 2 % gesenkt
werden [6, S. 22]. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass allein der Erhalt von histo-
risch wertvollen Gebäuden aufgrund der Bewahrung des in ihnen vergegenständlich-
ten Energieaufwandes als Beitrag zum Ökologischen Bauen angesehen wird (vergl.
[7]). Ausgehend von diesen Argumenten ist der Einsatz von Wärmeenergie für spe-
zielle Zwecke im Rahmen der Sanierung historisch wertvoller Gebäude angesichts des
gesellschaftlichen Anliegens Energieeinsparung nicht zwingend kritikwürdig. Proble-
matisch wird aber der Aufwand zur Abdeckung des bautenschutztechnisch begründe-
ten Mindestenergiebedarfes unter dem Aspekt, dass bei steigenden Energiepreisen
die Unterhaltskosten für Baudenkmäler deutlich ansteigen werden.
4 Nutzung von Umweltenergie
Für den Einsatz von Umweltenergie zur Abdeckung des bautenschutztechnisch be-
gründeten Mindestenergiebedarfes historisch wertvoller Gebäude sprechen folgende
Argumente:
• Senkung des Betriebskosten
• Vorbildfunktion der Baudenkmäler für den Umgang mit der Masse der Altbau-
substanz [6, S. 8]
• Teilweise offensichtliche Übereinstimmung von Energiebedarf und Angebot von
Umweltenergie (Sommerkondensat)
• Möglichkeit der Entschärfung der energieökonomisch begründeten Kritik an Ver-
fahren zur thermischen Bausanierung
Das derzeitige Sortiment an technische Lösungen zur Nutzung von Umweltenergie
ist jedoch kaum für den Einsatz zu Abdeckung des bautenschutztechnisch begrün-
deten Mindestenergiebedarfes geeignet. Der Abbau dieses Hemmnisses kann nicht
auf die Markteinführung innovativer Wärmeerzeuger (z. B. Absorptions-Wärmepum-
pen) reduziert werden; vielmehr bedarf es eines Überganges zu einer eigenständi-
gen Produktentwicklung für den Bereich der historisch wertvollen Gebäuden
auf der Grundlage einer integralen Betrachtungsweise an der Schnittstelle der
Arbeitsgebiete von Bauphysiker, Denkmalschützer und Haustechniker. In
diesem Zusammenhang wird ein wesentliches Defizit auf dem Gebiet des
energieökonomischen Bauens deutlich: Derzeitig sind die energieökonomischen
Gebäudekonzepte und die Entwicklung entsprechender Produkte weitgehend
neubauorientiert. Die Untersuchung der Möglichkeit der Übertragbarkeit auf den
Altbausektor erfolgt nachrangig.
5 Zusammenfassung
Die Minimierung des Energiebedarfs historisch wertvoller Gebäude unterliegt
unabhängig von Restriktionen hinsichtlich einer nachträglichen Wärmedämmung
allein aus bautenschutztechnischen Gründen erheblichen Beschränkungen. In einer
Reihe von Fällen kann der Einsatz von Wärmeenergie zur Vermeidung bzw.

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Behebung von Bauschäden sinnvoll sein. Dieser bautenschutztechnisch begründete
Mindestenergiebedarf sollte generell als eigenständige Planungsgröße anerkannt
werden. Für den Einsatzes von Umweltenergie zur seiner Abdeckung bedarf es noch
der Erarbeitung altbauspezifischer Konzepte und Produktentwicklungen.
Literatur
[1] Großeschmidt, H.: Die Temperierung – Verfahren zur Thermischen Bausanie-
rung, Raumtemperierung und Klima Stabilisierung in Museen und anderen Gebäu-
den Arbeitskreis Energieberatung Thüringen, Heft 1/1996
[2] Graupner, K.: Wundersames Verfahren; Kritische Betrachtung der Temperierung
für historische Gebäudebausubstanz (1999) 3, S.36-39
[3] Seele, J.: Bauteiltemperierung; Untersuchungen zur Anwendung – Auswertung
von Praxisbeispielen Manuskript, IGS Institut für Gebäudeanalyse und Sanierungs-
planung München GmbH, 2001
[4] Kießl, K.: Raumklimaänderungen bei feuchte- und salzbelasteten Wänden – Er-
probung bauphysikalischer Schutzmaßnahmen am Objekt FAS – Schriftenreihe –
Heft 10, S. 163-173; Verlag für Bauwesen, Berlin 1999
[5] Gertis, K.: Wärmeschutz Energieeinsparung Umweltschutz, Studie Lehrstuhl
Konstruktive Bauphysik, Universität Stuttgart, 1996
[6] Veit, J., Eckermann, W., Fischer, E.; Henes-Kleiber, U.: Klimaschutz und Denk-
malschutz; Argumente und Hinweise für die energetische Modernisierung von Bau-
denkmälern, Deutsches Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege Propstei Johan-
nesberg, Fulda 1998
[7] Trebsener Erklärung: „Die graue Energie erhalten – Denkmalpflege als Beitrag
zum Ökologischen Bauen“
 
Quelle ?

Hallo Lumi01,

das war ja nun richtiger "Lesestoff".
Gibt es dazu noch eine detailliertere Quellenangabe?

Gruß aus BS

Bernd
 
Mehr Info

Schon interessant, was hier betr. Hüllflächentemperierung alles zum Besten gegeben wird. Was Mißerfolge und Erfolge betrifft, bietet meine Seite www.konrad-fischer-info.de/7temper.htm unverblümten Stoff aus über 10 Jahren Temperiererfahrung - auch im eigenen Massivbau - zum Thema

Allgemeines Problem ist ja die ausbleibende Info zu Versagern seitens der Beteiligten. Und da gibt es so einige gerichtsmassige Nieten.

Von der Rohreinputzerei darf man sich nach den mir bekannten Erfahrungen zumindest deutlich erhöhten Energieverbrauch und deutlich geminderte Effizienz (Trägheit des Systems, in bestimmten Fällen unzureichendes Wärmeangebot) versprechen. Außerdem kostet es deutlich mehr als Vorwandinstallation. Dafür siehts obertoll aus ;-) Für Technikfeinde ist das offenbar sehr vorteilhaft und sein Geld echt wert.

Sei´s drum.

Weiteres auf der o.g. Webseite.
 
Thema: Großeschmidt- umstrittenes Konzept

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