Fachkenntnissen glauben oder nicht !?
Lieber Gerd Kohlstedt,
rohes Holz,ob geschliffen oder gehobelt ist immer "offen".
In geschliffenen Oberflächen sind die Holzfaser in Schleifrichtung "gelegt" und die Poren sind eher mit Staub oder den Holzfasern bedeckt.Gehobelte Flächen sind "geschnittene" Flächen. Stellen sich den einfach vor, Sie könnten Holz mit einem scharfen Messer durchschneiden.Die Schnittflächen wären sehr glatt, d.h. auch die Holzporen(die im Grunde nichts anderes darstellen als die Austrittsöffnungen der in Richtung der ehemaligen Baumspitze wachsenden Holzzellen)sind scharfkantige Öffnungen. Wenn das Holz einen üblichen Restfeuchte von 9-12% hat, hat das Holz natürlich nach wie vor die Tendenz, Feuchtigkeit auf- und wieder abzugeben.
(Das merkt man unter anderem daran, daß bei hoher Luftfeuchtigkeit die Fugen in Dielen eher kleiner sind oder sogar zugehen und bei niedriger Luftfeuchtigkeit oder bei Fußbodenheizung die Fugen eher größer sind. Das Holz "lebt" weiterhin.) Holz nimmt das aufgetragene Öl also gerne auf, weil es seinen physikalischen Bedingungen entspricht. Ob nun geschliffen oder gehobelt ist insofern nicht das Hauptkriterium.Man ölt das Holz bis zu seinem Sättigungsgrad. Ölen sollte zügig vonstatten gehen, denn es gibt einen Nachteil beim Ölen: Ist eine Stelle geölt und wird etwas später nochmal geölt, wird es an dieser Stelle etwas dunkler als an der Stelle,wo nur einmal geölt wurde.Normalerweise ölt man mit einer speziellen Rolle mit kurzen Borsten. Beim Hin- und Herrollen überlappen sich logischerweise die Rollbewegungen. Und da muß man zügig arbeiten, denn es kann zu Fleckenbildung kommen.Am besten arbeitet man zu zweit.Das Öl schüttet man in einen halben aufgeschnittenen,ausgewaschenen Kanister (es gibt so 10 l-Kanister für z.B. Reinigungmittel,die eignen sich dafür ganz gut). Die Rolle befestigt man an einem Stil, tunkt es gut ein und los gehts. Der Helfer wischt mit einem gut geölten Lappen die Ränder ab, Sie rollen mit der Rolle, immer wieder Öl nach holen nicht vergessen. Satt auftragen. So zügig durch den Raum arbeiten. Wenn alles geölt ist, halbe Stunde warten und dann überschüssiges Öl ( der Boden ist an diesen Stellen bis zu seiner Sättigungsgrenze mit Öl "gefüllt") mit sauberen, unbenutzten Baumwolllappen(alte Handtücher oder Putztücher aus dem Baumarkt)vom Boden entfernen. Boden trocknen lassen. Wenn Boden getrocknet ( Herstellerhinweise beachten)den Boden nochmal einölen und gleichzeitig mit einem weißen Schleifpad(fein)(gibt es im Baumarkt,auch die entsprechenden Maschinen) polieren, entweder von Hand( und dann auf den Knien) oder mit besagten Maschinen.
Das Öl sollte ein gutes sein, z.B. gibt es ein exzellentes von Junckers,aber auch Trip Trap, Osmo oder Pallmann haben gute Produkte und Pflegemittel. A propos Pflege: geölte Böden brauchen Pflege durch spezielle Holzbodenseifen.Diese sollten bei jedem Reinigungsvorgang benutzt werden. Sie enthalten Wachse, die die Oberfläche vor oberflächlichem Schmutz schützen. Das läuft sich aber naturgemäß runter und muß deswegen regelmäßig erneuert werden, indem man es mit dem Reinigungsvorgang benutzt. Tut man dies nicht,"vergraut" der Boden, d.h. gelöste Schmutzteilchen werden mit zunehmender Zeit und Benutzung des Bodens in die Oberfläche " eingearbeitet und sorgen dann für das grau erscheinende Oberflächenbild. Dieses ist durch Reinigen oder Wischen nicht mehr zu entfernen. Hier hilft nut ein erneutes Schleifen.
Einmal im Jahr sollte ein geölter Boden nachgeölt werden. Hierzu wird ein leichtgängiges Pflegeöl benutzt. Vor dem Nachölen muß der Boden mit einem Intensivreiniger (vom gleichen Hersteller wie das Öl) gereinigt werden, d.h. alles, was an losen Bestandteilen auf der Oberfläche liegt, wird runtergeholt, die Poren des Holzes werden aufnahmefähig gemacht und dann wird nachgeölt. Das geht bei kleineren Flächen ganz gut mit der Hand ( Handschuhe anziehen), dazu Baumwolllappen mit Öl tränken und den Boden in gleichmäßigen Bewegungen einölen. Überschüssiges Öl wiederum mit zweiten Lappen( in der anderen Hand) aufnehmen.Das erfordert etwas Übung,aber Übung macht ja bekanntlich den Meister. Die gebrauchten Öllappen nach Gebrauch in Plstiktüte tun und mit Wasser feucht machen, erst dann in den Hausmüll tun. Achtung:Eingeölte Lappen neigen zur Selbstentzündung!!).
So, das war jetzt das komplette Programm. Wenn man dann trotzdem nicht weiterkommt, keine Heldennummer machen, sondern einen Fachmann oder eine Fachfrau fragen. Das kostet dann meistens weniger als der Mist, den man sich aus Unkenntnis selbst eingebrockt hat.Und wer will sich schon jahrelang über schlecht gemachte Eigenarbeiten ärgern?
In diesem Sinne, alles Gute
G.Wurch