Spezielle Ziegel tragen optisch, statisch und bauphysikalisch das neue Kolumba-Museum

Diskutiere Spezielle Ziegel tragen optisch, statisch und bauphysikalisch das neue Kolumba-Museum im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Ausgrabungsfeld, Kapelle und Ausstellungsstätte - das neue Diözesanmuseum "Kolumba" in Köln wird mehr als ein Museumsgebäude. Das Foyer und die...
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Ausgrabungsfeld,
Kapelle und Ausstellungsstätte - das neue Diözesanmuseum "Kolumba" in Köln wird
mehr als ein Museumsgebäude. Das Foyer und die Halle über dem Grabungsfeld
wurden jetzt anlässlich des Weltjugendtages fertiggestellt und eröffnet. An der
architektonischen Verknüpfung von Religion, Kulturgeschichte und
zeitgenössischer Kunst unter einem Dach finden seitdem zahlreiche Besucher
Gefallen. Der hohe Anspruch an die einbindende Gestaltung gilt auch für die
erstellten Außen- und Innenwände aus massiven Ziegeln: "Steine zum Sprechen
bringen", so formulierte der frühere Generalvikar Norbert Feldhoff im Jahr 1997
den Wunsch des Bauherrn. Sichtmauerwerk aus "Kolumba-Ziegeln" (Bild unten)
dokumentiert in Verbindung mit Hintermauerwerk aus speziell
entwickelten hochdruckfesten "Kolumba-Füllziegeln" die bauphysikalischen
Qualitäten moderner Ziegel-Bauwerke.



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<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/1533-kolumba2.jpg" vspace="2" alt="Kolumba-Ziegel, massive Ziegelsteine, Ziegelbau, Ziegelmauerwerk, Sichtmauerwerk, Kolumba-Vormauerziegel, Ziegelstein, Außenwände, Innenwände, massiver Ziegel, Hintermauerwerk">

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Nach Ansicht der Lokalmedien handelt es sich um den "vielleicht
bedeutendsten Kölner Neubau der letzten 10 Jahre": Das "Kolumba" ist demnach
kein Bauwerk für unterschiedliche Nutzungen, sondern sie stehen funktionell
nebeneinander und trotzdem gestalterisch in enger Verbindung. Der
Museumsstandort hat seine besondere Geschichte. Hier befand sich einst die
spätgotische Pfarrkirche St. Kolumba. Die Ruine und die im Jahr 1950 nach Plänen
des Architekten Gottfried Böhm am Standort errichtete Kapelle "Madonna in den
Trümmern" erinnern an ihre Zerstörung im zweiten Weltkrieg. Archäologische
Ausgrabungen im Umfeld der Kapelle brachten bis in die Römerzeit zurückreichende
Ziegel-Fundamente zutage.



Stege, Stützen und Mauerwerk



Die Fragmente vorhandener Architektur und Archäologie in den
Museumsbau einzubeziehen, war die zentrale Aufgabenstellung des im Jahr 1997
stattfindenden Wettbewerbs. Als erster Preisträger konnte der Schweizer
Architekt Peter Zumthor mit seinem Entwurf am meisten überzeugen. Er sah über
dem Herzstück des neuen Museums, dem per Stege begehbaren 800 Quadratmeter
großen Ausgrabungsfeld, eine überspannende zwölf Meter hohe Halle vor. Das
umschließende Ziegelmauerwerk soll schützen, aber gleichzeitig den Kontakt der
Ausgrabungsstätte zum Außenklima nicht unterbinden. Oberhalb der Umfassungswände
der Kirchenruine ordnete Zumthor deshalb ein licht- und luftdurchlässiges, so
genanntes "Filtermauerwerk" an (Bild oben). Durch das Lochmuster strömt
Tageslicht in die Ausgrabungsebene und vermittelt ein geheimnisvolles Ambiente:



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<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/1533-kolumba1.jpg" vspace="2" alt="Diözesanmuseum Kolumba">

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Filigrane Stützen tragen das oberhalb der Halle befindliche
Museum. Sie münden unter anderem in die noch existierenden Pfeiler des alten
Kirchturms der zerstörten Pfarrkirche. Das Museum selbst wird nach der
endgültigen Fertigstellung aus zwei Ausstellungs-Ebenen mit mehreren Räumen in
differenzierter Raumfolge bestehen.



Neue Ziegel auf alten Mauerresten



Das Spannungsfeld aus historischem Mauerwerk und modernen
Ziegeln ist ein zentrales prägendes Element des Museums. Das Neue soll nach den
Vorstellungen von Zumthor organisch aus dem Alten herauswachsen.



Vom Erscheinungsbild her musste dafür das neue Sichtmauerwerk
eine optische Beziehung zum historischen Mauerwerk der einstigen Pfarrkirche
bilden. In der Planungsphase wurden verschiedene Ziegel-Muster angefertigt und
eingehend begutachtet. Schließlich entschieden sich Architekt und Bauherr für
den Ziegel eines dänischen Herstellers, der seitdem als "Kolumba-Ziegel"
bezeichnet wird.



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Die hohen Anforderungen beziehen sich auch auf die vorgegebenen
bauphysikalischen Werte des Hintermauerziegels. Wegen der gewünschten
ausgeglichenen Raumfeuchte sollte er eine hohe Rohdichte (1,2 kg/dm³), und
Druckfestigkeit (20 N/mm²) mit einer außergewöhnlich hohen
Wasseraufnahmefähigkeit von 12 Prozent verknüpfen. Angesichts dieser eigentlich
widersprüchlichen Eigenschaften waren eine Ziegelherstellung und Rohstoffe von
nachgewiesen hoher Qualität gefordert.



Die Wahl fiel auf den Ziegelhersteller Lücking, einem
Mitgliedsunternehmen der Unipor-Ziegel-Gruppe. Der im Werk Bonenburg entwickelte
Ziegel ähnelt einem typischen Unipor-Ziegel ohne Verzahnung.
<img border="1" src="http://www.baulinks.com/webplugin/2005/i/1533-kolumba4.jpg" align="right" hspace="3" vspace="3">Allerdings
sind Steinhöhe und Lochbild schon ungewöhnlich. Seine Bezeichnung als "Kolumba-Füllziegel"
erhielt er vom Architekten, weil dieser ihn als "wesentlichen Füllkörper zum
Sichtmauerwerk" ansieht.



Der Kolumba-Ziegel bildet zusammen mit dem "Kolumba-Füllziegel"
einen Mauerwerksverbund mit Überbindemaß. Die besondere Schnitthöhe des
Füllziegels, von 15,1 Zentimetern resultiert aus dem Verbund: Drei Schichten
Kolumba-Ziegel ergeben zusammen mit drei Lagerfugen von jeweils 1,7 Zentimeter
Dicke die Schichthöhe einer Lage "Kolumba-Füllziegel" plus Fuge. "Da das
Mauerwerk besonders exakt vermaßt ist, liegt die Toleranz der Abweichung von den
geforderten Steinabmessungen bei Null", erklärt Stephan Böddeker vom
Unipor-Mitgliedswerk August Lücking.



Handwerkliche Sorgfalt gefordert



Die Maurer des für den Museums-Rohbau zuständigen Unternehmens
Heitkamp gehen bei der Erstellung des Ziegelmauerwerks mit ähnlicher Sorgfalt
wie der Hersteller vor. Solide handwerkliche Arbeit statt Akkord ist gefragt.
Die Art der Mauerwerkserstellung ist in einer langen Liste vorgeschriebener
Verarbeitungshinweise festgehalten. So muss eine gleichbleibende Beschaffenheit
des speziell auf die Wasseraufnahmefähigkeit des "Kolumba-Füllziegels"
abgestimmten Mörtels gewährleistet sein. Grundsätzlich sind alle <nobr>Stoß-,</nobr> Lager-
und Außenfugen satt und hohlraumfrei auszuführen. Um einen möglichst
gleichbleibenden Farbton des Sichtmauerwerks zu erreichen, dürfen Ziegel nicht
gleichzeitig aus unterschiedlichen Chargen entnommen werden.



Außer dem Schnurgerüst werden bei der Ausführung des 60 Zentimeter dicken
Außenmauerwerks keine Hilfsmittel eingesetzt. Vor dem Einbau achten die Maurer
auf die ausreichende Vornässung der Steine. Grobe Verschmutzungen werden noch
vor dem Abbinden des Mörtels entfernt. Zum Schutz vor Witterungseinflüssen
decken die Verarbeiter gelagerte Ziegel und erstellte Mauerwerksteile stets mit
einer Folie ab.



Gesamteröffnung im Jahr 2007



Vom Wettbewerb im Jahr 1997, über die Grundsteinlegung durch Joachim Kardinal
Meissner im Jahr 2003 bis zur endgültigen Eröffnung im Jahr 2007 ist es ein
langer Weg. Die Eröffnung des Museums verläuft angesichts seiner
Nutzungs-Vielfalt in Etappen. So ist die sanierte Kapelle schon seit Dezember
2004 wieder für den Publikumsverkehr freigegeben. Im August kamen anlässlich des
Weltjugendtages als weitere fertiggestellte Bauabschnitte das Foyer und die
Halle über dem Ausgrabungsfeld hinzu.



Obwohl noch nicht gänzlich fertiggestellt, ist der Erfolg des Projektes gewiss.
Das Museum zieht mit seiner ungewöhnlichen architektonischen Lösung schon jetzt
zahlreiche Besucher aus nah und fern an.



<div align='right'>Siehe auch: siehe zudem:
 
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