Ich habe wohl eher nicht behauptet,
"... dass ein Fachwerk, was die modernen Ansprüche ans Wohnen erfüllt, kein richtiges Fachwerk mehr sein kann."
Allerdings dürfte unstrittig sein, daß die Fachwerktechnologie nur schwer mit heutigen Anforderungen kombinierbar ist. Dazu muß dieses (zuweilen ja tatsächlich) "richtige" Fachwerk so wesentlich ergänzt oder auch verändert werden, daß man in der Gänze nicht von einem klassischen Fachhwerkhaus sprechen sollte. Das macht sich für mich auch nicht an der ohnezweifel charmanten Wiederverwendung alter Baustoffe fest, die schafft nur vorgegaukeltes Alter, aber keine Authentizität.
Weiter: Der Neubau mag eine Adaption des Vorbildes sein, von einer Kopie ist er auch optisch und konstruktiv weit entfernt. Das Fachwerk im letzteren Falle ist völlig anders und ziemlich willkürlich zusammengestellt. Während der ursprüngliche Bau durch gestalterische Klarheit und die Einfachheit besticht, die man am klassischen Fachwerk erwarten darf, hängt zum Beispiel der obere giebelseitige Austritt gestalterisch und konstruktiv in der Luft, statt auf dem Kehlbalken aufzustehen. Die putzig abgeknickten Streben oberhalb dieses Austrittes sind auch mehr gewollt dekorativ als traditionell. Zudem: Einen so schmalen Giebel über der übernommenen Viererteilung des Erdgeschosses im OG zu sechsteln, ist wohl keine optische Verbesserung des Vorbildes. Allenfalls niedlich.
Wie ich schon sagte, die auf der lebendigen Tradition fußende Fachwerkbaukunst gibt es nicht mehr. Neben Könnern unter den Zimmererleuten, die für sich diese Bauform wiederentdeckt haben, gibt es allerlei Nachahmer unterschiedlichen Niveaus. Und manchmal scheint das Ergebnis nur von den Dimensionen des vorhandenen Altholzes abzuhängen...Konstruktiv beherrschen das manche; das Gefühl für die Gestaltung und deren regionaltypische Besonderheiten ist aber kaum zu finden. Hat man das nicht, und es muß unbedingt Fachwerk sein, wäre eine 1:1 Kopie die bessere Wahl.
Grüße
Thomas