sicher war das alles einmal anders,
aber beim DS in unseren Breiten hört die Geschichte eines Hauses eben nicht 50 Jahre nach der Erbauung auf.
Da muss man manchmal mit "Bausünden" der vergangenen Zeit leben. Dieses scheint ein ganz besonders schwieriges Beispiel zu sein.
Sämtliche (!) Fenster(öffnungen) sind nicht von 1572.
Der Vorbau ist natürlich auch nicht von 1572, der könnte ebenso wie das zurückgesetzte Türelement aus der Zeit sein, in Fachwerk eine vermeintlich deutsche Tugend war.
Der gesamte obere Giebel ist auch jünger: siehe
1. Bemalung re am Ortgang
2. die Stiele oberhalb des Rähm passen gar nicht zu den Stielen darunter
3. Tor/oder Tür (s.o.)
4. Die Ornamentfüllung im "Zwergengeschoss" könnte gut ein Stockwerk höher gewesen sein.
Das Dach lässt vermuten, dass es hinter der Fassade deutlich moderner zugeht.
Die beiden Lichbänder sind ortstypisch, sie sollten Licht in die Diele (eigentlich Halle) wenn das Tor zu ist. Das ist aber wohl sehr lange her.
Dieses Haus hat viel zu erzählen.
Leider sind die historischen Gebäude in unserer Gegend durch die oft notgedungene Einfachheit der Konstruktion, durch Brand und auch durch Kriege nicht so gut erhalten, wie es das französische, preussische, östereichische oder bayerische Protektorat über lange Zeit ermöglicht hat.
Wie bei manchen anderen Gebäude in der Region auch, die wesentlich jünger sind, als dieses Haus, sollte sich die Diskussion nicht allein mit dem handwerklich oder technisch machbaren, sondern auch mit dem historisch wünschenswerten beschäftigen.
siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leineschloss
Ich wünsche dem Besitzer viel Fingerspitzengefühl für dieses Gebäude,
Gruß Götz
p.s. am meisten stören mich die beiden benachbarten Fassaden.