Diffusionsoffenheit ...
... gilt bis zu einem sd-Wert < 0,5m. Mal ganz abgesehen von der Frage: welcher Putz wurde über das Fachwerk gezogen?
Zu diesem Thema eine erschöpfende Antwort aus einem lange zurückliegenden Beitrag (nicht von mir):
" Der nachfolgende Auszug stammt aus einem Beitrag von Dr. P. B ö t t c h e r ehem. Leiter der Abteilung Oberflächen- und Holzschutztechnik am renomierten Wilhelm-Klauditz-Institut in Braunschweig. Der Auszug entstammt einem Beitrag veröffentlicht im WTA Almanach 2006 unter dem Titel "Anstriche und Beschichtungen auf Holz".
Die vorgetragenen Einschätzungen und Erkenntnisse harmonieren mit vielen anderen Veröffentlichungen und Empfehlungen wie z.B. auch den Arbeitsblättern des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalspflege in Fulda:
"...Fachwerkkonstruktionen sind von ihrer Funktionalität begrenzt maßhaltige Holzbauteile. Allerdings besteht aufgrund der großen Abmessungen der Fachwerkhölzer in der Regel nicht die Gefahr, dass das ungeschützte Holz in seiner Tragfähigkeit durch die wetterbedingte Vergrauung der Oberfläche an Festigkeit verliert.
Haupteintragsorte für Wasser in die Fachwerkkonstruktion sind die Fugen zwischen Holz und Ausfachung (Sichtfachwerk ist nicht schlagregendicht) und innenseitige Kondensatwasserbildung wegen ungenügender Wärmedämmung, z.B. durch geänderte Nutzungsbedingungen. Auch Fugen zwischen zwei Holzteilen sind Aufnahmewege für Wasser. Das Eindringen von Wasser in das Holz ist also kaum zu vermeiden. Anderseits kann das in der Regel in flüssiger Form in das Holz eingedrungene Wasser nur über die Außenflächen abdunsten. Um so wichtiger ist es, dass das Wasser über diese Holzflächen möglichst ungebremst wieder abdampfen kann. Das ist nur durch die Verwendung von Beschichtungssystemen mit sehr geringen Diffusionswiderständen möglich. Bei dichten Anstrichschichten wird dieser Vorgang mehr oder minder stark behindert. Dadurch werden die Bedingungen für ein Pilzwachstum begünstigt. In den besonders kritischen Bereichen der Anschlusspunkte von Pfosten und Streben an Schwellen können selbst die für Außenfachwerk häufig eingesetzten Eichenkemhölzer innerhalb kurzer Zeit stark zerstört werden.
Als obere Grenze des Diffusionswiderstandes der Anstrichschichten wurde ein SD-Wert von 0,5 m empirisch ermittelt. Damit muss Fachwerk als nicht maßhaltiges Bauteil behandelt werden. Besonderer Sorgfalt ist dabei auf die Einhaltung der maximalen Schichtdicke zu legen. Da für diese Anwendung heute vor allem wasserverdünnbare Beschichtungssysteme eingesetzt werden, besteht die Gefahr, dass beim Auftrag des Mittels auf eine raue, ausgewitterte Holzoberfläche ein Teil des Verdünnungswassers schnell in das Holz wegschlägt. Dadurch wird die Viskosität rasch erhöht und erschwert den Auftrag von hinreichend dünnen Anstrichschichten. Um dennoch nicht zu hohe Schichtdicken aufzutragen, sind ein sorgfältiges Verstreichen des Anstrichstoffes und gegebenenfalls ein Vorwässem der Holzoberfläche erforderlich. Dies benötigt zusätzliche Zeit und ist häufig nicht in der Kalkulation vorgesehen. Bei richtiger Ausführung sind Renovierungsintervalle von ca. zehn bis zwölf Jahren erreichbar.
Die oben rechts stehende Tabelle gibt für einige an Fachwerkgebäuden eingesetzte Beschichtungssysteme die Diffusionswiderstandszahl an.
Daraus folgt, dass die meisten Anstrichsysteme, so auch so genannte historische Olanstriche, für diesen Einsatz ungeeignet sind. Untersuchungen an historischen Fachwerkbauten zeigen, dass diese Erkenntnis bis weit in das 19. Jahrhundert als Erfahrung vorlag. Entsprechend wurden an Fachwerkbauten hauptsächlich die Zierstücke farblich gefasst. Der eigentliche Feuchteschutz des Gebäudes wurde durch konstruktive Maßnahmen (z.B. Dachüberstände, vorspringende Geschosse und Wandbekleidungen mit unterschiedlichsten Materialien) erreicht. Erst im 20. Jahrhundert wurden viele dieser historisch authentischen und technisch sinnvollen Vorhangschalen zugunsten einer Fachwerksichtigkeit entfernt. In ungünstigen Fällen war eine rasche Zerstörung der wertvollen Substanz die Folge."