Auch
wenn man dolle nachverdichtet - mit nassem Lehm - bleibt der Quell- und Schwundeffekt. Die gefachauffeuchtende Kapillarwirkung der Fuge steigt sogar mit geringerer Fugenbreite!
Selbstverständlich ist die Fuge auch bei allen anderen Naßmörteln existent. Profimäßig macht ja man extra einen Kellenschnitt als "Bewegungsfuge". Nur trocknen Kalkmörtel selber weitaus schneller und besser als Lehm.
Was dann bei Beregnung noch dazukommt:
Kalkmörtel entlastet die Fuge am Schwellholz/unterem Rähm um Weltklassen besser, da er von vornherein in seiner Fläche mehr Wasser "kurzfristig" wegsaugt - um es baldigst wieder abzugeben. Es sei denn, ein Heini hat das Gefach mit wasserabweisenden Farben nach Künzelscher Fassadentheorie zugepappt.
Freilich, auch Holz ist nicht der Renner betr. Feuchteaufnahme und -abgabe. Und ist deswegen ein bewährtes und auch dichtes Dachmaterial (Schindel). Aber das steht hier nicht zur Diskussion.
Wissen sollte man nur betr. Innendämmung, daß Holzweichfaserplatten
- bedeutend mehr Kondensat (und selbstverständlich auch Wasser) reinsaugen, als Massivholz, und
- mangels Kapillarität dann äußerst lange zurückhalten können.
Deswegen schimmelt das Zeugs ja auch nicht schlecht, sobald die Umgebungskonditionen passen.
Was die Wissenschaft betrifft, muß man immer fragen, wer sie finanziert bzw. veranlaßt. Haben sie eine zuverlässige Tabelle der Desorptionsfähigkeiten von Lehm und Kalkmörtel im Vergleich bei identischen Ausgangsbedingungen? Das könnte die anstehende Frage im Sinne von "Wissenschaft" beantworten.
Ihre so fleißig zitierte Laborforschung liegt mir inkl. der den Versuchsaufbau bestimmenden Randbedingungen nicht vor. Vorstellen könnte ich mir schon, daß unheimliche Mengen Raumluftkondensat auf einer kalten Lehmschicht in der obersten (raumluftnächsten) Zone niederklatschen und dann deren Feuchtegehalt massiv erhöhen, bis es von der Wand rinnt.
Nebenbei ist die Feuchtebeaufschlagung einer Konstruktion vorwiegend abhängig vom Verhältnis Raumluftfeuchte-Lufttemperatur-Oberflächentemperatur. Und der Anstieg der Oberflächentemperatur eines Raumes ist beim Aufheizvorgang mit Heizluft von der Materialdichte (Rohdichte).
Ein schwerer Baustoff wie Lehm wird also viel langsamer erwärmt als ein leichter Porenziegel oder gar ein Dämmstoff. Bleibt also zunächst wesentlich kälter und verschlingt unter Laborbedingungen gegen eine kaltbleibende Außenluft (Klimakammer) auch mehr Nachheizbedarf, um seine Oberflächentemperatur zu halten.
Womit wir bei den möglichen Parametern wären, die bei einem Absorptionsversuch von Kondensat in Raumoberflächen zu beachten sind, neben so einigen weiteren. Warum das alles? Weil ich den Versuchsaufbau nicht kenne und es eben genau darauf ankommt, wenn man faire Vergleichsuntersuchungen machen will.
Ansonsten ist es die leichteste aller Übungen, durch geeignete Versuchsaufbauten so gut wie jedes gewünschte Versuchsergebnis vorzuprogrammieren.
Aber die Transportleistung des Kalkmörtels, der Kondensat ins Innere wegtransportiert, es nicht an der Oberfläche schimmelriskant anreichert und danach ohne Anstrengung schnell wieder abgibt, KANN Lehmputz niemals erreichen. Na gut, im Mischungsverhältnis Sand/Lehm = 99/1 schon, aber das ist Illusion.
Wenn Sie mal die Pettenkofermethode anwenden und Baustoffe "durchpusten", werden Sie schnell selber herausfinden, welches Material für Dampfdiffusion und auch (flüssige) Sorptionsfeuchte um Weltklassen durchströmbarer ist. Meine unwissenschaftliche Prognose:
Lehm kann nur der zweite Sieger sein.
Wichtig ist allerdings auch zu wissen, wie die Feuchtigkeit in Baustoffen überhaupt transportiert wird: 1000:1 in flüssiger gegenüber dampfförmiger Form. Deswegen sage ich manchmal: Diffusion gibt es gar nicht, bzw. nur als Kondensateffekt in den Baustoff hinein. Die dampfförmig vereinzelten H2O-Moleküle (ein 'magnetisches' Dipol: mit vom neg. geladenen O abgespreizten pos. H's) kühlen in der Baustoffpore rapide ab, verlieren dabei Bewegungsenergie und krallen sich mit ihren H's dann ruck-zuck am nächsten Oxid in der Baustoffpore fest. So beginnte die sog. Tröpfchenkondensation, die sich bei ausreichend hoher Raumluftfeuchte wg. Anlagerung weiterer Wassermoleküle dann schnell zur gefüllten Pore aufschaukelt. Und nur noch kapillar an die Oberfläche zum Abtrocknen an der Luft transportiert werden kann. Was dann ungeeignete Anstriche auf Gefachen - mit besten Diffusionswerten, aber Null Sorptionsfähigkeit (quasi alle modernen Papp-Farben) - bestens zu verhindern wissen.
Oft muß man sich auf den begrenzten Verstand und die Erfahrung und nicht auf die Auftragswissenschaft verlassen.
Das wäre ja auch eine Methode. Und vielleicht nicht die schlechteste.
Besten Gruß
Konrad Fischer
Lehmliebhaber
PS: Ich zitiere auszugsweise aus einer Abdichtanleitung für Teichbau:
"Es gibt prinzipiell mehrere Möglichkeiten einer Teichabdichtung mit Lehm. ...:
1. Stampflehmabdichtung
Fetter Lehm (mindestens 30% Tonanteil) wird in erdfeuchter, krümeliger Konsistenz in einer Schichtstärke von 15-18 cm auf dem Teichboden aufgebracht und festgestampft. ...
2. ... Verlegen von ungebrannten Lehmsteinen - sogenannten Grünlingen.
Am besten verwendet man hier das Doppelformat mit 12x12x25 cm. Die Fugen zwischen den Steinen sollten möglichst klein sein und werden ebenfalls mit krümeligem Lehm verfüllt. Sie können aber auch mit einer Lehmschlämme, die Sie sich aus den aufgeweichten Grünlingen herstellen, zugegossen oder zugestrichen werden. Anschließend wird die Lehmoberfläche mit Wasser besprüht, sodaß die Lehmsteine noch etwas aufquellen können und sich eventuelle Fugen noch schließen. ...
3. Am einfachsten ist es, Fertigteil-Lehmelemente zu verlegen oder die Abdichtung mit tonhaltigen Vliesen ..."
Soviel zum profimäßigen Dichten mit Lehm&Ton. Reimt sich doch geradzu unheimlich gut mit meinen obigen Aussagen zusammen - oder?
Hier der Link zur Quelle:
http://www.nawaro.com/cgi-bin/forum.pl?action=show&groupid=2
PPS: Dieser Thread wird ja geradezu zum Lehmbaukurs, wa?