Statik Fachwerk
Ich hoffe der Statiker der das gerechnet und nachgewiesen hat besitzt eine gute Berufshaftpflichtversicherung. Ich hoffe auch das er sich auf der Baustelle ab und an mal sehen lässt und die Ausführung kontrolliert. Wenn der Rest des Vorhabens so erstellt wird wie auf dem kleinen Ausschnitt der auf dem Foto zu sehen ist wäre das nicht gut.
Ein paar Sachen die mir aufgefallen sind:
1. Sie schreiben das neue Tragwerk steht auf dem Bruchsteinkeller. Das sollte es NICHT. Vorher hätte ein Ringanker betoniert werden sollen da jetzt die gesamte Last über das dünne Hölzchen das die neue Grundschwelle ist auf die innere Mauerschale übertragen wird. Die kann bei dieser ungleichmässigen Belastung abreißen wenn das Mauerwerk nicht ordentlich mit Durchbindern verzahnt ist.
2. Die neue Schwelle steckt wieder tief im Bereich des Spritzwassers und im Estrich bzw. Beton.
3.Was für einen Sinn macht die aufwändige Erneuerung der alten Grundschwelle wenn die sowieso nicht trägt?
4.Was da an Regenwasser eindringt und nach innen läuft gelangt nach unten zur neuen Grundschwelle.
5. Gefühlsmäßig kommmen mir die paar Kanthölzer recht schwach vor. Immerhin liegt da mindestens eine Geschossdecke, die Decke vom Dachboden und das Dach drauf.
6. Die Bundwand ist nicht form- bzw. kraftschlüssig mit der neuen Außenwand verbunden.
7. Die Deckenbalken verlaufen einfach oberhalb des neuen Rähms, eine kraftübertragende Verbindung (Metallverbinder) kann ich nicht erkennen.
8. Wenn das alte Fachwerk keine Last mehr trägt rücken die Deckenwiderlager nach innen, es entstehen Kragarme an den Balkenenden.
9. Wie die Bundwände in das neue Tragwerk eingebunden werden würde mich interessieren. Die Bundstützen in der alten Fassade fallen ja weg.
10. Ich sehe keine Queraussteifungen in dem neuen Ständerwerk. ich hoffe das die OSB- Lage so montiert wird das sie diese Aufgabe übernehmen kann.
11. Wenn die Lastumlagerung vom alten auf das neue Tragwerk erfolgt kommt es schlagartig zu Verformungen bis in den Zentimeterbereich. Holz hat nun mal einen geringen E- Modul. Da nicht mit zünftigen, formschlüssigen Verbindungen gearbeitet wird kann das zu Schäden an Tragwerksteilen führen. Winkelverbinder aus Stahl sind nun mal steifer als eine Zapfenverbindung.
11. Einen erheblichen Nachteil sehe ich in dem Verlust an Nettowohnfläche.
Mein persönlicher Eindruck als Abschluß:
Diese Lösung erscheint mir sehr teuer, gering fehlertolerant und im Vergleich zu einer klassischen Sanierung/Modernisierung das alten Tragwerkes sehr aufwändig.
Das kommt mir eher wie eine Heimwerkerlösung vor als das Ergebnis einer fachgerechten Planung und Statik.
Den mehrfach genannten Hinweis nach einem Gesamtkonzept kann ich nur unterstreichen. Deshalb sehe ich auch wenig Sinn sich hier über Detaillösungen zu unterhalten die im Vergleich zur Gesamtproblematik kleine Fische sind.