Fachwerk ausmauern

Diskutiere Fachwerk ausmauern im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, bin neu und habe folgende Frage. Im Scheunenanbau meines Hauses geht das Fachwerk direkt bis auf die Granitschwellen, also es gibt dort...
Endlich mal wieder was los hier.....

...ich dachte schon der Laden verkommt hier zum Tummelplatz von Kalkputzverstehern und Lehmflüsterern......;-)

Passende musikalische Untermalung gefällig?:

http://vimeo.com/60331094

Schönen Sonntag noch,

Boris

@alk: Je gute Fotos, desto brauchbare Antworten - siehst ja was sonst dabei rauskommt.
 
???

Hallo die Herren,
das hier so eine Grundsatzdiskusion inkl. verbalem Steinewerfen entsteht, find ich etwas befremdlich.
Es wär sicher der Sache dienlich, wenn man sich hier aufs wesentl. begrenzt, sowas hat in Foren m.E. nichts zu suchen.

Noch mal kurz zu mir, ich habe Holztechnik studiert meine Diplomarbeit befaßte sich mit Sanierungsstatik im Holzbau. Ich bin also durchaus in der Lage ein statisches System zu erkennen vor dem ich stehe. Ebenso kann man mich mit Fachbegriffen nicht einschüchtern.

Hier kurz die Beschreibung. Es geht um ein Bauernhaus in der Oberlausitz. Das EG bis auf den Scheunenteil ist massiv aus Mischmauerwerk. Der Scheunenteil (Grundfläche nur ca. 3 x 7 m) ist komplett in Fachwerk errichtet (Geschoßbau) und bildet den Nordgiebel des Hauses. Es gibt und gab hier nie ein Schwellholz, die Ständer stehen stumpf auf und die Ausfachung geht bis auf die Granitschwellen.
Die Konstruktion ist kurz gesagt Murks, war sie aber auch schon immer. Zumindest konnte ich keine Hinweise auf ein früheres Schwellholz finden.
Nur aus diesem Grund, also weil die Konstruktion nicht gerade dem entspricht was normal ist / im Lehrbuch steht. Bin ich auf die Idee des Ausmauerns gekommen und wollte mich hier nach Erfahrungen und Hinweisen erkundigen. Ich habe auch nicht geschrieben ich wollte den Lastabtrag über die Riegel gewähleisten. Nur für den Zeitraum "Ständer-einkürzen-Ausmauern-Abbinden" (ca. 2Tage), dannach sollen die Ständer ihre Funktion wieder übernehmen.
Prinzipiell finde ich dan Gedanken eines Ringankers nicht schlecht. Ich bezweifle zwar das sich eine Fachwerkständer um 20cm versetzen läßt (da müßten ja alle Zapfen fehlen), aber Bewegungen bis 5-6cm sind durchaus denkbar.
Die Sache mit dem Ring ist nur die. Für mich macht der nur richtig sinn, wenn er voll durchläuft und mit dem Mauerwerk des Wohnteils verbunden ist. Es befindet sich aber jeweils eine Tür zwischen massivem Haus und Fachwerkscheune. Ich könnte daher höchstens ein U gießen, der lange mittlere Schenkel (7m) wäre unter dem Giebel, die zwei Seiten wären nur etwa 1m bzw. 2m, dann kommen die Türen. Das ergibt einfach keinen Ring, auch die Verbindung zum Mauerwerk wird so nix. Stückweises gießen birgt immer die Gafahr von Rissen, hier könnte man sich mit entspr. Bewährung behelfen....
Insgesammt scheint mir aber der Aufwand für den nachträglch wirkenden "Teilring" übertrieben, denn theoretisch könnte sich auch der verschieben (er hat ja keine Verbindung zu anderem Mauerwerk, Gründung u.ä.) , wenn auch allein des Gewichtes wegen eher unwahrscheinlich.

Andere Idee:
Wie wäre denn die Idee die Ausmauerung als Stützwand auszuführen? Ich könnte ja an den Ecken (evtl.1 x 1 m) und dem Giebel innenseitig neue Fundamente gießen 0,8-1m tief, das Ganze ca. 25 cm breit und bis zur Höhe der Granitschwellen. Das Ganze wird dann im Verband mit Ziegelmauerwerk übermauert (neues+altes Fundament), sollte min. eine 36er Wand ergeben. Ansonsten würde ich wie urspr. angedacht vorgehen, im Bereich der Ständer könnte ich Flacheisen, Winkel o.ä. in die Fugen einlegen die dann mit den Ständern verspillt werden.
Das ist in meinen Augen die praktikabellste und stabilste Lösung. Hatte ich auch zuvor schon einmal so erdacht.
Aber evtl. ist das auch übertrieben?

Man sieht ja häufiger Ausmauerungen von Fachwerk gerade im erdnahen Bereich. Ich hab nur noch nie gesehen, dass das derartig massiv gemacht wurde. Da sind sogar meist nur einfache (12er) Wände zu finden.
Daher frag ich mich ob es sinnvoll und nötig ist. Ich hatte wegen des besseren Verbandes an eine 24er Wand gedacht.

Mir wären eigene Erfahrungen oder Beobachtungen hier die liebsten, Antworten. Im theoretsches Steineklopfen bin ich auch nicht der schlechteste, nur davon Rückt die Baustelle kein Stück vorran.
 
Wenn Sie statisch keinerlei Probleme sehen ist die Art der Ausführung ja nur noch Feintuning, von daher verstehe ich dann allerdings denn Sinn der Ausgangsfrage nicht so ganz. ;-(
 
Meine Intension ist und war es, mich hier nach Erfahrungen anderer zu erkundigen um Problemen und Fehlern aus dem Weg zu gehen. Im Bereich Holzbaustatik und -konstrution bin ich fit. Ein großes "?" sind für mich die Gründung und das Mauerwerk. Hier habe ich weder theoretische noch praktische Erfahrungen.
Ich wäre jetzt z.B. einfach davon ausgegangen, das die alte Gründung ausreichend ist, ob dem so ist weis ich aber nicht. Woher auch? Eben so ist klar das selbst eine einfache Ziegelwand die anfallenden Druckkräfte aufnehemen kann. Es gibt genügend Bestandsgebäude in denen die Obergeschoße und Giebel nur einreihig gemauert wurden. Aber wie ist es mit Schub???
Daher frage ich nach einschlägigen Erfahrungen.
In der Form wie:
"Geht, habe das so und so gemacht." Oder: "Geht so nicht, gab bei mir folgendes Problem."
 
Eben wegen dem Schub würde ich es nicht ohne ein Schwell machen und weil Sie optisch keine Anforderungen stellen kann man das sehr gut auch aus Stahlbeton machen.
Um die Gründung würde ich mir die wenigsten Sorgen machen, das Dingen steht ja schließlich schon ein paar Jahre da drauf.
Eine weitere Möglichkeit wäre der gesamte Neuaufbau der Wand bis zum Rähm, Vorteil hier:
Sie haben gleich eine unversalzene und trockene Wand.
Könnte ja für die spätere Nutzung auch interessant sein.
 
Hallo Alk

Ich kann ohne Bild nur Mutmaßen, doch hört es sich für mich sehr nach schlesicher Holzbauarchitektur an. Langständerbau der typisch gekürzt auf Sockelsteinen bzw. Sockelmauer ruht.
Vermutlich ein regional typisches, freitragendes, langstrebiges Hängefachwerk (langstrebiger Umgebinde Grundtypus). Diese Konstruktionen sind weder Murks noch falsch!!!!!Herr Böttger behauptet so etwas auch immer mal gern !! Bevor man ein Diplom über Sanierungsstatik schreibt sollte man die Holzbauarchitektur genau kennen. Langständer-Bau ist der ältere Grundtypus und ist auf schlesichem Gebiet in zahlreichen Variationen anzutreffen. Bei wirklichem Interesse kann ich Ihnen gern weiter helfen.

MfG
 
@Sträselkucha

Vielen Dank, den Begriff "Langständerbau" kannte ich so nicht, ist aber zutreffend.
Murks ist das in meinen Augen schon, wenn Holz im Erdfeuchtenbereich verbaut wird. Evtl. lag das Gelände früher tiefer, Straßenbau usw. das Thema kennt man.
Und statisch/konstruktiv besser ist ein unteres Schwellholz allemal um Schubkräfte aufzunehemn. Die vielen Umgebinde in meiner Region zeigen aber das es auch ohne geht. Wobei ich schon immer etwas verblüfft bin das die Ständer dort wirklich nur durch das obere Rähm und die Kopfbänder auf den Granitschwellen in ihrer Position gehalten werden.
Im modernen Holzbau ist sowas nicht denkbar, dort müßte man mit Pfostenträgern, Schwertern o.ä. arbeiten.
In wieweit die Konstruktion schlesischen Ursprung hat, kann ich nicht sagen, dafür kenne ich mich geschichtl. zu wenig aus. Regional liegt das Gebäude im Randbezirk der Oberlausitz, der Böhmische Raum und die Dresdner Heide liegen weitaus näher als das niederschlesische Gebiet.
 
Warum verblüft?

Ich glaube es wird viel über Fachwerke geschrieben, auch in diesem Forum. Aber keiner erkennt wirklich die statischen Systeme. Da wird über Schwellenhölzer und Ringanker philosophiert, die bei diesen Langständerbauten kaum Einfluß haben.
Langständer (Geschoßbauten)mit hängendem, langstrebigen Fachwerk funktionieren, weil:
-die Langständer im Ausknickbereich "eingeschoßene" Deckenbalken (Ankerbalken) haben
- diese in mehreren Achsen Hausteilend als Gebinde (Bundwände) den Traufenschluß und damit den Zug halten
- diese Langständer durch Bundwände von oben aufgehängt mit Weihschwanzverbindungen durch Strebewerk und Schußriegel gegen Schub gesichert sind.
- Die Lagständer im Gegesatz zum Stockwerkbau kein Gelenk im OG am DB bilden
- Die Dachbalken DG aufgekämmt sind und den Traufenschluß (Zug) nochmals halten.
-in Verbindung mit Firstsäulen, Kehlbalken, Hahnbalken und Längsstrebenverband ein selbsttragendes Hängegefüge bilden
-der Dachbalken den Schub als Zugstab nimmt
-Bei großen Gebäuden Mittelgurte mit Mittelsäulen hängendem Strebewerk ausgestattet sind.
u.u.u.
Schlesien ging bis Uhyst Kreis Hoywoy. In Merzdorf bei Uhyst stand bis 1933 ein Musterbau einer Langständerkirche

Also immer schön aufgemerkt Sanierungsstatik im Holzbau ist schwieriger als es manchmal den Anschein hat.

LG
 
Längständerbauten?

…mit Riegeln zwischen den Längständern?
…mit einer Grundfläche von 3x 7 m?

Sehr interessant aber äußerst unwarscheinlich
 
@bpB

Sie scheinen sich ja sehr gut auszukennen im historischen Holzbau!
Dan lassen sie mal den Schub durch die Schwelle ;-)
 
PS

Langständerbau nicht Längsständerbau;-);-) ;-) ;-);-) !!!
Sie amüsieren mich.
 
Begeisterung

Sie kennen sich aber auch bestens aus, möglicherweise hauen Sie aber hier einiges etwas durcheinander.

Ständerbauweise wird als Geschossbauweise bezeichnet. Die von der Schelle<FRONT> bis zum Dachgebälk durchlaufenden Ständer, darum und nur darum Langständer, tragen die gesamten Lasten über mehrere Stockwerke ab. Gebäude mit mehreren Stockwerken wurden daraufhin als Langständerbau bezeichnet. Die auf einem gemauerten Sockel errichteten Ständer waren durch waagrechte Balken, die so genannten Ankerbalken<FRONT>, miteinander verbunden. Die Ankerbalken dienten gleichzeitig als Auflage für die Deckenkonstruktion der einzelnen Geschosse.

Ständerbauweise ohne Schwell o. Ankerbalken = eine primitive Pfostenbauweise und die hat sich nun mal nicht bewährt und wurde eben durch die Ständerbauweise ersetzt.
 
Ich lasse sie mal in Ihrem Glauben!

Da sie scheinbar Prof. Ing. sind und dazu noch Zimmerer, der die alten Techniken beherrscht, kann ich mich nur vor Ihrem geballten Wissensschatz in Demut verneigen.
Prof. Ing. e.h. Gustav Wolf wäre blass vor Neid.
 
Psst

bpb, ich wohn in so ner Hütte,nur heißt dein beschriebener Ankerbalken hier Schwellriegel....
 
Schön

das sie uns über Ankerbalken aufklären wollen bpB.
Das wurde schon 3 Antworten eher getan.
Na da! Fröhliches Betonieren noch.
Das nennt man struvsche Dekadenz.
 
Watt nu

Entweder Anker- bzw. Schwellbalken oder Riegel, ein Riegel liegt immer nur zwischen zwei Ständern. Das könnte ein Verweis darauf sein das es entweder eine Pfostenbauweise war oder der jetzige (Schwell)Riegel durch Kürzug der Stiele zwischen ursprünglichem Schwell und erstem Riegel dazu gemacht wurde, ähnlich wie der Fragesteller das hier vor hat.
 
Der

Fragesteller macht s dazu....hier war s schon immer so....und nicht nur bei unserer Hütte....warum so verbissen daran festhalten das es nur den und den haustyp gibt.

Grüße Martin
 
Nö, nicht verbissen

Ich bezweifele nur das die Häuser ursprünglich so errichtet wurden, historische Belege scheint es dafür ja auch nicht zu geben.
 
Es war in meinem Fall definitiv so, das es kein unteres Schwellholz gab. Ich habe am Feiertag die Reste der Gefache entfernt und mir alles genau angesehen. Die Granitschwellen sind recht grob behauen und wirken verdreht, nur im Bereich der Ständer wurde auf eine einigermaßen plane Fläche geachtet, dafür wurde aber sehr genau eine Nut für den Einschub der Stacken eingemeiselt.
Hatte ich so noch nicht gesehen.
 
Thema: Fachwerk ausmauern
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