Hallo Erik,
es ist ein wenig schwierig, miteinander zu reden, wenn Du auf meine Argumente nicht eingehst und auch gegen Behauptungen argumentierst, die ich gar nicht gemacht habe.
Aber ich versuche es noch 'mal:
zu 1 und 2. Luftgetrocknete Dielen produzieren eben nicht nur die Fugen, die ein Dielenboden aufgrund des natürlichen Umgebungsfeuchtewechsels produzieren muss. Zum Thema Holzfeuchte bietet Wikipedia eine Zusammenfassung, die sich mit der Fachliteratur deckt und in deutlichem Gegensatz zu Deinen Behauptungen steht. Da findet sich zum Beispiel folgende Tabelle:
Typische Feuchtegrade von Nutzholz (grobe Richtwerte):
Darrzustand: 0 %
Innenräume mit Zentralheizung: 6–8 %
Innenräume mit Ofenheizung: 8–10 %
Innenräume ohne Heizung: 10–12 %
Fenster und Haustüren: 12–15 %
Außengelagert: 15–18 %
Fasersättigungsbereich: 28–32 %
Waldfrisch: ca. 60 %
Wassergesättigt: 100 %
Fällfrisch: bis 150 %
Dein "lufttrocknes" Holz (entspricht "außengelagert" in der Tabelle) hat also keine 12-15% HF, die Messgeräte sind wahrscheinlich fehlerhaft. Letzteres wäre auch gar nicht verwunderlich, elektrische Holzfeuchtemessungen sind im allgemeinen nicht besonders genau. Eine wichtige Komponente dieser Messungen ist nämlich die Holzdichte, und die schwankt im heterogenen Baustoff Holz.
Aus Deiner 40% Luftfeuchte resultiert aber eine Holzfeuchte von ungefähr 8%. Das Heruntertrocknen von 15% (wenn nicht gar mehr) auf 8% im eingebauten Zustand führt rein rechnerisch bei einem 30cm-Brett zu ca 6mm breiten Fugen. Möglicherweise hindern die Schrauben oder Nägel das Rücktrocknen des Holzes vorerst etwas, aber das Holz ist ausdauernder als seine "Hemmklötzer". Die Fugen werden also von Jahr zu Jahr breiter werden, ggf. könnten sich auch Mittelrisse auftun. Der Spread zwischen der Holzfeuchte einer Dielung im Sommer und im Winter ist jedenfalls in normalen Innenräumen deutlich geringer als eine Holzfeuchteänderung von mindestens 15 auf 8%.
Die von Dir gemessenen 40% LF sind im Übrigen völlig uninteressant, weil ein momentaner Wert. Holz passt sich zum einen in holzarttypisch unterschiedlicher Geschwindigkeit einer veränderten Luftfeuchte an. Spitzen nach oben oder unten verpuffen da. Zudem sind die übrigen Bedingungen zu würdigen, um die Fugenbildung zu werten. Hieltest Du es mit dem Unterbau (unbedingt und vollständig diffusionsoffen bis zum Mutterboden hin) genau so archaisch wie mit der Holzfeuchte der eingebauten Dielung, wäre trotz dauerhaft geringer LF oberhalb der Dielung keine markante Fugenbildung zu erwarten, weil sich 2 Baufehler (zu feuchte Dielung und zu feuchter Unterbau) gegenseitig aufheben (freilich nur, bis der Holzwurm kommt).
zu 3. Was soll da jetzt falsch sein? Ich sehe keinen Sinn darin, nun auch noch nach Spätherbst und Frühwinter zu differenzieren. Innerhalb der Heizperiode sinkt die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit im beheizten Innenraum, und die Holzfeuchte folgt ihr etwas langsamer. Zum Ende der Heizperiode ist die Holzfeuchte am geringsten, und die Fugenbildung am markantesten. Mit dem Ende der Heizperiode steigt die Holzfeuchte, je nach Luftfeuchte (Wetter) langsamer oder schneller, und damit reduzieren sich die Spalten. Baut man freilich Holz ein, das im frisch eingebauten Zustand feuchter ist, als es kurz vor Beginn der Heizperiode je wieder werden kann, hat auch zu diesem Zeitpunkt Fugen. Und diese werden über die Jahre allermeist breiter.
zu 4. Ich habe nicht vom Einbau einer Diele mit 8% HF geschrieben, 9% ist üblich. "Unvermeidliche" Quellungen oder gar Hochkommen? Sicherlich rufen bei Dir täglich hunderte Bauherren an, die nach dem Urlaub die Wohnungstür nicht mehr öffnen können, weil die von der Konkurrenz verlegte zu trockene Dielung hochgekommen sei? Nochmal zum Mitschreiben: Eine mit 9% eingebaute Dielung kommt im normalen Wohnumfeld nicht hoch, und produziert auch keine später auffälligen Stauchungen. Weder in Urlaubszeiten, da muß die Wohnung schon aus wichtigeren Gründen zumindest frostfrei gehalten werden, noch bei Heizungsausfall, der ja üblicherweise auch in ein paar Tagen behoben ist. Sofern das Holz tatsächlich einmal leicht gegeneinanderdrückt: Es hat eine gewisse Elastizität. Stärkere Stauchungen würden nur teilweise zurückgehen und können zu späterer verstärkter Fugenbildung führen, ABER: sie treten bei Holz, das mit 9% eingebaut wurde, im bewohnten Objekt mit halbwegs normaler Klimatisierung nicht auf. Wer freilich eine Hanfplantage im Wohnzimmer realisieren will oder die Dampfsauna dielt, sollte auf Lücke verlegen.
Deine Auslassungen über Thermoholz letztlich sind schlicht Blödsinn, sorry. Es ist weder gepresst, noch Asche. Vielmehr ein Laub- oder Nadelholz, das mit ca. 185 - 210 Grad behandelt wurde, und dadurch einen dunkleren Farbton annimmt (sehr dekorativ im Innenbereich) und sehr schädlingsresistent wird (z.B. erstklassiges Terassenholz). Wenn man von einer Sache überhaupt keine Ahnung hat, muß man sie nicht verreißen.
zu 5. Wenn Deine Dielen keine Buckelbahn bilden, sondern ihre Welligkeit nur im sehr flachen Blickwinkel zeigen, passiert an den Kanten gar nichts sichtbares, sie neigen sich keinesfalls im relevanten Maße zueinander. Oder sie neigen sich doch zueinander, dann hast Du große Krümmungen. Ebener Boden und geneigte Kanten passen nicht zusammen, wie uns die Geometrie lehrt.
6. Auch wenn der Erwin Thoma ein angenehmer Zeitgenosse ist und gut Geschichten erzählen kann, er ist kein Märchenonkel und er ist wirtschaftlich erfolgreich. Auch deshalb, weil er sein Holz trocknet. Dielung von Thoma ist immer kammergetrocknet. Du interpretierst da irgendwas völlig falsch.
"Das hat man allerdings in den 200 und mehr Jahren vor Erfindung der Kammertrocknung und der Folierung von Brettern nicht gemacht und dennoch wunderbare Dielenböden gehabt!" Welch Geistesblitz! Könnte es gar sein, daß vor Einführung der Zentralheizung, dichterer Fenster etc. ein feuchteres Raumklima herrschte? Ferner, daß die erhaltenen älteren Böden ausnahmslos im trockneren und wärmeren heutigen Raumklima kräftige Fugen zeigen, die man bei einem alten Boden wohl dulden mag, einem neuen Boden aber in Zeiten bewährter Baunormen und erhöhtem Qualitätsbewusstseins nicht verzeihen würde? Das immer wieder irrlichternde Totschlagsargument mit der angeblich so viel besseren Bauweise der Altvorderen hinkt doch auf allen Extremitäten. Nur wenige Holzböden sind (leider) letztlich 200 Jahre alt geworden, der Rest ist verfault, weil doch nicht so optimal verbaut. Und unter veränderten wohnklimatischen Bedingungen müssen auch tradierte Techniken hinterfragt und ggf. optimiert werden. Dazu ist ein Handwerker, der mit seinem Material denkt und lebt, ja auch imstande.
Was im konkreten Falle eben eine technische Nachtrocknung der Dielung bedeutet. Oder konsequente (Wieder-)Herstellung einen Bauklimas a'la Bauernkate 1900. Küchenherd oder Kachelofen, unterlüftete Dielung, zugige Fenster und Türen, ungeheizte Kammern, Wärmflasche im Bett und Katzenfell gegen Rheuma...
Grüße
Thomas
P.S. Und da noch ein schönes Foto zum Thema Luftfeuchte nach Wunsch. Sowas ließe sich auch mit HF-Messgeräten denken.