Wo und welches Öl für Fachwerk innen und außen?

Diskutiere Wo und welches Öl für Fachwerk innen und außen? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Wir erhalten bald die ersten neuen Schwellen und ab Ende März möchte ich die erste Außenseite Stückweise neu vermauern und vorher etwas...
@Mario - lime experience

"Will man jetzt statt einem Oberflächenfilm eine tiefgründige Grundierung schaffen ist "rohes" Öl wegen der kleineren Moleküle besser geeignet. Möchte man Firnisse verwenden so bräuchte es einen Verdünner um das Eindringen zu verbessern. Hier wendet man sogenannte Halböle an (Kreidezeit Grundierung)"

Also Leinöl roh ist gut zum tiefen einziehen. Firnis erfüllt mehr oder weniger den gleichen Zweck nur nicht ganz so tief. Wie sieht es aus, wenn man das mehrfach aufträgt? Die Trocknungszeit ist ja durchaus kurz.

In Beiträgen die ich eben nochmal gesehen haben wird von der Verwendung von Rohöl abgeraten wegen der langen Trocknungszeit.
Mein Problem ist, dass ich ja das Erdgeschoss einer ganzen wand soweit frei räume, dass ich alle Balken mit Bürste Putze und dann ggf. Mit luft und Wasser reinige. Ich möchte die Fassade keine Wochen offen stehen lassen, sondern dann zeitig mit dem zumauern beginnen. Also staubt das ja auch. Wäre blöd wenn das alles dann am Öl hängt.

Bekomme ich Firnis nicht richtig tief ins Holz? Oder genügt es bei sehe trockenem Holz, wenn man erstmal mit Rohöl rüber geht ohne es zu tränken? Dann könnte das ja weitestgehend aufgenommen werden und am Ende dann die Firnis auftragen.

Würde halt am WE wie gesagt bestellen wollen.
 
Ich würde wie hier schon mehrfach ausgeführt und empfohlen, rohes Leinöl (in der diskutierten technischen Qualität) ohne Sikkative verwenden. Zunächst Grundieren, unverdünnt, auf trockenes (!) Holz.

Das ist alles etwas Handarbeit. Den Pinsel nicht zuweit ins Öl eintauchen und das Öl immer gut ausstreichen. Das Öl kann bis auf 60 Grad Celsius im Wasserbad vorsichtig erwärmt werden.

Ich verwende gerne Lackleinöl, das ist gebleicht und in der Herstellung etwas billiger als die traditionell abgestandenen Öl, es ist aber beides gut geeignet.

Nach Ausführung der Gefachereparatur, Instansetzung der Putze usw., Reinigung der Fachwerkhölzer, dann Schlussanstrich ebenfalls mit unverdünnten rohem Leinöl. Man merkt die Sättigung wenn sich an der Oberfläche ein leichter Glanz einstellt. dann ist genung. Der Anstrich mattiert dann selbstständig nach ein paar Wochen.

Das "Trocknen" hat wie gesagt nichts mit Verdunsten zu tun, sondern mit einer chemischen Vernetzung, die sich im wesentlichen im Holzwerkstoff vollzieht.

Für die Arbeiten ist einige Tage warmes und trockenes Wetter von Vorteil.
 
@Mario - lime experience

Danke nochmal für die Information.
Macht das denn was aus, wenn ich jetzt mit dem Rohöl bestreiche und dann nach 1-2 Tagen Schmutz dran kommt? Bzw. Wie lange sollte ich warten bis ich da z.b. mit Einbau von Gefachen loslege, wenn innen in den Balken gestrichen ist?
 
Meiner Meinung nach wird das nichts ausmachen, wenn du nicht allzu viel rum kleckerst beim Gefache ausmauern, kannst du den Staub einfach abbürsten mit einem Handfeger. Und selbst wenn mal ein klecks Lehm daneben geht, bekommst du den ganz einfach wieder ab wenn er trocken ist.
Ist ja kein Lack und dem Lehmmörtel ist das egal, da er eh keine Verbindung mit dem Holz eingeht.
 
"Wenn ich mich hier einklinken darf: warum sind die nicht brauchbar? Nicht, dass ich das anzweifele; ich möchte nur verstehen warum. Danke im Voraus!"

Die billigen Leinöle sind weniger hochwertigere Pressungen, oft Heißextraktionen, Dampfextraktionen oder gar mit Äther herausgewaschene letzte Reste. Das Trocknungsverhalten kann stark verzögert sein, oder das Öl trocknet gar nicht. Ein Farbleinöl sollte es schon sein, und das Produkt von Leinölpro ist vermutlich das preiswerteste der akzeptablen Produkte.
 
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"Danke nochmal für die Information.
Macht das denn was aus, wenn ich jetzt mit dem Rohöl bestreiche und dann nach 1-2 Tagen Schmutz dran kommt? Bzw. Wie lange sollte ich warten bis ich da z.b. mit Einbau von Gefachen loslege, wenn innen in den Balken gestrichen ist?"

Wenn die gestrichenen Partien überhastet abgedeckt werden, kommt es nicht nur zu Trocknungsverzögerungen. Es entstehen vorallem geruchsintensive Aldehyde, und die stinken über lange Zeiträume. Aus diesem Grund ölt man Möbel z.B. nicht innen. Ich habe die obige Grundierung auch aus diesem Grund empfohlen. Sie trägt nicht so dick auf und trocknet weitaus schneller, auch schneller als hochwertige Farbleinöle.

Es versteht sich von selbst, daß auf den Innenseiten keine Grundierung mit Fungiziden verstrichen werden sollte. Hier wäre ein verdünntes Leinöl oder auch ein Möbelhartöl die bessere Wahl.

Grüße

Thomas
 
Wie gesagt es geht nicht um den Aufbau eines vernetzten Anstrichfilms, der auf der Oberfläche abgelegt wird.
Sinn der Grundierung ist möglichst weit das Holz zu penetrieren.
Dazu sind rohe Leinöle, wie hier mehrfach ausgeführt besonders gut geeignet. Die Effektivität liegt darin das kleine Moleküle tief in den Porenraum eindringen, bei der oxidativen Trocknung "aufblähen" und so die Porengeometrie verringern und diese wasserabweisend auskleiden.

Das Trocknen darf nicht mit dem Verdampfen der Lösemittel beworbener Ölmischung verwechselt werden. Hierbei "schrumpft" das eingebrachte Material.

Die Praktische Erfahrung mit rohen Leinöl am Fachwerkholz an der Fassade ist. Das Öl steht nur für maximal eine Stunde an der Öberfläche. Dannach ist nur noch ein eine sehr minimale Ölschicht beim reiben mit den Fingerkuppen spürbar. Diese ist nach Ablauf von 24 bis 48 praktisch verschwunden.

Für die Gefachereparatur können angrenzende Balken auch begrenzte Zeit abgedeckt werden. Für die vollständige Trocknung ist aber der ungehinderte Zutritt von Luftsauerstoff zu gewährleisten.
 
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Das Öl steht nur für maximal eine Stunde an der Öberfläche. Dannach ist nur noch ein eine sehr minimale Ölschicht beim reiben mit den Fingerkuppen spürbar. Diese ist nach Ablauf von 24 bis 48 praktisch verschwunden.

Für die Gefachereparatur können angrenzende Balken auch begrenzte Zeit abgedeckt werden.
Das Problem dabei ist halt, dass auf frisch geöltem Holz kein Abklebeband hält.
Man kann einen Verschmutzungsschutz (Folie) nur antackern. Damit werden die Folienränder entlang der Anschlussfugen an alten, unregelmäßigen Balkenkanten niemals dicht. Wasser und Mörtel schaffen sich drunter, wenn man unvorischtig arbeitet.
Meine Erfahrung: Frisch geöltes Fachwerk deckt man am besten überhaupt nicht ab und verwendet die dadurch gesparte Zeit zum vorsichtigen arbeiten, damit man das nicht abgedeckte Holz eben nicht versaut. Kommt doch mal etwas Mörtel aufs Holz, sieht man das sofort und kann ihn wieder entfernen. Geöltes Holz lässt sich einfach abwischen.
Den letzten Farbanstrich macht man sowieso ganz zum Schluss, wenn alle Reparatur- und Verputzarbeiten beendet sind.
 
Danke nochmal für die Informationen. Ich werde am Wochenende die neue Schwelle Ölen. Leider kann ich den Eichenbalken von unten wohl nicht mehr Ölen, da jetzt die Rollbahn doch noch etwas zügiger wieder eingesetzt werden soll. Naja, dann Öle ich kräftig an den Rändern und hoffe mal das genügt. Immerhin hab ich von unten direkt den Kalkmörtel mit Klinkerbahn drunter. Mit wäre es zwar schöner, aber dann ist es halt jetzt so. Vielleicht schaffe ich es morgen direkt vorm Einbau nochmal mit etwas Firnis drunter zu gehen, die dann zügiger trocknet. Soll halt auch nicht direkt alles mit dem Mörtel verschmieren.
 
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