Einseitige Betrachtungsweisen

Diskutiere Einseitige Betrachtungsweisen im Forum Fachwerkkonstruktion im Bereich - Mir scheint das Forum sehr einseitig zu sein. Alles was nicht nach alten Fachwerkregeln gebaut wird, wird hier erstmal zerrissen... Mein Haus...
Aber es sollte wenigstes Geschmack erkennbar sein,

egal welcher.
Das fällt mir beispielsweise bei obigem Balkon schon schwer, selbst, wenn er mit althergebrachten Techniken und Materialien errichtet worden wäre.

Es ist kein Zufall, dass Gestaltungssatzungen (und ich bin da eigentlich gegen jede staatlich verordnete Gängelei!) hier Dinge zurechtrücken "müssen", die jedem "Normal"bürger eigentlich von alleine auffallen sollten.
 
@Markus

wieso, ist er doch. Vor 40 Jahren ;o)

Geschmack ist da schon erkennbar - ein seeehr schlechter! :eek:)

(Du solltest mal den Rest davon sehen! *höhö*)

Grüße Annette
die sich von DEM Typen immer Folgendes anhören muss:
Reißts ab, das alte Klumpp.
Hättst abreißen sollen und neu bauen. (Warum, meins ist doch garnet so verschandelt)
Mit was machst'n Deine Balken dicht? Die Risse müssen zugemacht werden, damit das glatt aussieht. (Tipp von meinem Mann: jou, Fliesen)
Wie, Du nimmst Kalk, was kommtn da noch rein, damit das richtig abbindet - Zement?
Haaach, Ihr mit Eurem Ökokram, warum Schilfrohrmatten, nehmt doch Styropor.
Das koscht doch soooo n Haufen Geld... (ok, damit hat er ausnahmsweise mal recht, aber was koscht nix...)
Streich Dein Holz, das geht sonst kaputt.
 
asso, hab noch "einen vergessen"

Warum Holzböden, ich hab überall Laminaaaad...

*naserümpf*
 
oooooder die anderen Nachbarn

die hatten ein wunderschönes Fachwerkhaus - das konnte man wirklich noch angucken.

Eines Tages fuhr eine Firma vor, die haben da so pipigelbe und kakabraune Plaste-Schindeln drauf gemacht. Pipigelb fürs Haus und kakabraun so um die Fenster rum.

Wir: das große Würgen: Voll entsetzt: "hey, warum habt Ihr das denn gemacht"...

Antwort: "ja, die Balken sind kaputt, alles morsch um die Fenster rum, und die hätten wir dann austauschen müssen und so sieht man die jetzt nimmer und es sieht wieder ordentlich aus"

!!!!!!!!

soviel dazu! (was übrigens auch net billiger war - da stimm ich zu - aber quick and dirty halt)
 
:)))

wir haben eine Küchenzeile 2,60 m unten, einen Oberschrank 1,0 m einen separat stehenden Kühlschrank, einen Geschirrschrank 80 cm und ein paar Körbe unterm Küchentisch und sind (waren, sind schon ein paar ausgezogen, aber nicht wegen Platzmangel!) eine 5-köpfige Familie.
Jetzt hab ich nicht aufgeräumt, hoffentlich sieht's meine Frau nicht :))
Gehört das eigendlich noch zum Thema?
Unsere Priorität war Vollholz und ich wette das die Spanplattenküchen der meisten Leute wesentlich teurer waren.
 
Jedem Tierchen sein Plaisierchen

Es ist ja nicht mein Haus und auch nicht mein Geld; meine Gesundheit betrifft's auch nicht.

Wobei:
Plastefenster sehen nicht nur im Fachwerkhaus scheußlich aus und 8m Spanplatten-Küche sind auch nicht billig. Alles will bezahlt sein und leben muss man auch noch drin.

Warum also nicht gleich darüber nachdenken? 's kostet nur mehr Zeit. Aber die hat man heute ja auch nicht mehr.

Werdet glücklich, werdet froh ...
 
Gesunder Menschenverstand hat noch keinem geschadet...

Bevor hier noch Gesellschaftsgrundlagen zerhackstückt werden, möchte ich einen Einwurf tätigen: früher, als die Mehrheit der Bevölkerung auf dem Land lebte, durfte nicht jeder bauen! Da gab es in ländlichen Gegenden Baumeister, ja genau, zuständig für ein bestimmtes Gebiet. Die haben dann Entwurf, Proportionierung, Planung, Zeichnung, Bauplanung, Bauleitung und Abnahme gemacht, die Zimmerleute und Maurer angeleitet. Nicht selten wurden sie in Naturalien bezahlt, denn Geld war selten. Alle Arbeiten wie Schachten, Sumpfen, Schleppen, Transportieren usw. wurden von den männlichen Familienmitgliedern gemacht. Und das waren alle möglichen Verwandten, jahrelang.
Daher findet man in ländlichen Gegenden alte Häuser, die sich seltsam ähneln und saubere Proportionen aufweisen, so lange niemand später dran rumgepfuscht hat und noch originale Fenster drin sind.
Der Zeitgeschmack kommt und geht, Proportionen, Materialien und Baustile sind keine Geschmacksfrage.
Dass heute sogenannter "Siedlungsbrei" planlos auf die Felder geklatscht wird, ist eine der Errungenschaften der masslos agierenden Baulobby, für die wir noch in 50 Jahren keine Ausrede finden werden.
Es darf eben jeder "Bauherr" sich von allen noch so hergelaufenen Betrügern jeden Mist aufschwatzen lassen, wenn er es nur finanziert.
Die Fähigkeit, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, Maß zu halten und unabdingbare Notwendigeiten anzuerkennen, geht immer mehr Zeitgenossen verloren und so werden wir noch lange Zeugen schlimmster Entgleisung und Selbstherrlichkeit in Hausform sein...
Abgesehen davon wünsche ich Euch weiterhin allen viel Erfolg und Kraft, Eure Projekte zu bewältigen.
Alles Gute
 
Mein Haus, mein Auto, mein Pferd ...

leider ist "gesunder Menschenverstand" kein Lehrfach; "Bescheidenheit" auch nicht.

Grüße
 
oh Mann, man kann ja nur noch den Kopf schütteln...

Es gibt nunmal unterschiedliche Geschmäcker - unterschiedliche Wohnungseinrichtungen...

Macht es nicht das Leben auch etwas spannend und interessant, immer wieder alten und neues zu entdecken? Wollt Ihr wirklich diese Einheitspampe?

Jetzt lasst mal die Kirche im Dorf!

Dass man aber auch immer mit so manchen verbissenen Leuten hier zu kämpfen hat... glaubt Ihr wirklich, das tut unserem Forum gut? Seit manche hier aufgetaucht sind, gibts immer wieder die gleichen Diskussionen... (und Sprüche).

OPEN YOUR MIND würde ich mal sagen...


Annette
 
Ach weißt Du Annette

lies Dir doch bitte noch mal genau durch, wer hier wen angreift. Objektiv gesehen kann ich nur eine Person ausmachen.

Wenn guter Geschmack am Geldbeutel hängt, frage ich mich wie es Menschen geben kann, die mit wenig Geld sehr viel Stil zeigen. Geschmack ist keine Frage des Geldbeutels sondern eine subjektive Wahrnehmung.

Grüße
 
Wer hätte das gedacht...

Nicht schlecht, was alles zu meinem Beitrag geschrieben wurde. Und ich hätte nicht damit gerechnet, das es doch noch einige Leute hier gibt, die auf den ersten Blick hartgesottene Fachwerker sind, aber dann doch den ein oder anderen Kompromiss eingestehen.

O-Ton dieser Diskusion scheint mir letztendich zu sein,
- daß das Finanzielle den Rahmen festlegt
- der persönliche Geschmack die Prioritäten setzt
- und die zu Verfügung stehende Zeit so zu nutzen ist um auch was von dem Entstandenen zu haben.

Ich persönlich baue das das Haus nicht nur um, weil es nötig war, sondern auch, weil ich damit eine nicht unerhebliche Einnahmequelle schaffe.
Durch die Verlegung des Treppenhauses entstehen 3 eigenständige Wohnungen, das Dachgeschoss für mich, die beiden anderen werden vermietet.
Die Wohnungsgrößen,: DG ca.93qm , OG ca.100qm und EG ca. 63qm.
Wie ihr seht, ein zukünftiges 3 Familienhaus. Jeder Architekt wird jetzt wissen, das Feuerschutzrichtlinien einzuhalten sind. Fürs Treppenhaus z.B. F90. Jetzt sage mir von euch mal einer, ob ich das mit Holz und Lehm erzielen könnte. Die Antwort vom Bauamt ist ein klares "Keine Chance"
Die Kunststofffenster waren bei 48 Fenster die einzigste Alternative. Und von der Optik wird man kaum einen Unterschied zu Holz erkennen (auf den erst Blick jedenfalls).
So, ansonsten wünsche ich eine schöne neue Woche.
Gruß Steffen
 
@Annette

Etwas Nachhilfe zur Definition von Objektivität und subjektiv:

Objektivität:
(lat.) Sachlichkeit, Neutralität, Unvoreingenommenheit, Orientierung an der Sache. Größtmögliches Ausschalten von Gefühlen, Vorurteilen und Wünschen.

subjektiv
(lat.) persönlich, aus eigener Sicht; oft auch abwertend im Sinne von einseitig oder unsachlich gebraucht.

--- Aus dem Lexikon sociologicus

Da Geschmäcker so verschieden wie die Menschen sind, kann s.g. guter Geschmack nicht objektiv bewertet werden.

Grüße
 
Gut & Schlecht

@Ulrike Nolte:
also beim guten Geschmack gilt oben Gesagtes, einverstanden.
Wie sieht's aber beim schlechten Geschmack aus ?
;)
 
Komplexes Thema

Da kann ich Ulrike nur beipflichten, die "Geschmackfrage" ist eine Phrasendrescherei erster Güte, womit oft versucht wird, Stilbruch zu kaschieren.
Die leider weit verbreitete Vorstellung der Hausbesitzer, Entscheidungsfreiheit ohne Grenzen zu besitzen, tut den Wohngegenden gar nicht gut. Denn was häufig vergessen wird ist, dass der schönste Palast wirkungslos bleibt, wenn er nur aus drei Meter Entfernung betrachtet werden kann, weil das Grundstück winzig ist. Andererseits wertet eine schöne Lage ein Häuschen durchaus auf.
Soll heissen, das Ganze muss zusammenpassen. Und das ist keine persönliche Geschmacksfrage, da gibt es seit Jahrhunderten Proportionen die beachtet werden, Sichtlinien, Symmetrien und Raumverhältnisse, die bestimmte Wirkungen erzielen. Gerade bei alten Häusern ist es nach meiner Meinung angebracht, darauf zu achten.
Natürlich gibt es Leute, denen es keine Gänsehaut bereitet, Stilblüten zu betrachten, aber: nobody 's perfect.
Leider kann man heute trotz diverser Genehmigungen (ausser in Altstadtzentren) kaum eine Prüfung auf harmonisches Zusammenspiel der Siedlung erkennen, so dass vielfach Neubauten reine Schlafstädte ohne Zentrum und Seele begründen, inklusive aller weltweit nur möglichen Häusertypen auf 600qm - Grundstücken.
So ist besonders Altbauten schnell anzusehen, ob jemand den Stil erkannt hat oder eben Accessoires wichtiger sind als Grundelemente. Das ist Regional verschieden und immer finanziell beeinflusst.
Die Kunst ist wohl, mit kleinem Beutel und eingeschränkten Möglichkeiten das Optimum zu erzielen, für mich und die anderen.
 
Na ja, so wie in manchen Altstädten die Fachwerkhäuser aufeinandergeklatscht sind, hoch hinaus für viel Raum, obwohl unten das Grundstück eher beengt...

Ich weiß nicht, ob ich das unbedingt schön finde...
;o)

auch wenn es alt ist...

Grüße Annette
 
Schön oder nicht schön...

Schön finden ist dasselbe Level wie guter Geschmack...
Abgesehen davon bauen die Stadtzentren heute weitaus enger und höher und Architekten kriegen Preise dafür wer am engsten und höchsten baut.
Den Stil der Fachwerkhäuser zu treffen, ist bedeutend schwieriger. In Rostock und Wismar ist mal Altstadtstil aus Betonfertigteilen probiert worden, war gar nicht schlecht, als Versuch gedacht.
Wegen der Einstellung "Find ich nicht schön - reiss ich ab" gibt es ja Denkmalschützer, auch wenn oft Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen.
Wer die engen Altstädte nicht mag, kann ja aufs Land gehen, da verfallen ganze Gutshäuser.
 
Trotzdem

stimmen die Proportionen und ein Miteinander der Stile ist auch vorhanden. Selbst wenn die Häuser aus verschiedenen Epochen stammen.

Es kommt ja nicht darauf an, wie groß/hoch die Häuser auf kleinen Grundstücken sind, sondern ob alle Elemente zusammen passen. Und dafür gibt es noch immer genügend gute Beispiele. Sogar im 2. Weltkrieg total zerbombte Städte haben noch solche Kleinode zu bieten.
 
Thema: Einseitige Betrachtungsweisen

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