Natürlich
bekommt ein Planer normalerweise Geld für seine Planung. Was wäre daran falsch, wenn er seinen Kunden fair - als Treuhänder sogar gegen seine eigenen Interessen - pflichtgemäß berät? Und der Kunde dann dank Einkauf des vorzugsweise auf Erfahrung beruhenden Fachwissens die für ihn selbst - technisch, gestalterisch, wirtschaftlich - beste Lösung verwirklichen kann?
Wenn es der Produktverkäufer genauso für Geld machen würde oder der Handwerker, wäre das auf jeden Fall etwas ganz anderes, als sein Brot mit dem umsatzbringenden "ERGEBNIS" der "Kostenlos-Planung" fristen zu müssen. Seltsam, daß dieser kleine, aber doch sehr feine Unterschied scheinbar einer Erklärung bedarf.
Doch die Tragik dabei ist, daß der Bauherr, der sich doch nur eine für ihn selbst vorteilhafte Bauberatung wünschen sollte, von Anfang an dem Trugschluß verfällt, "Umsonstberatung" wäre eine gute, nein bestimmt der beste Anfang für seinen Bau.
Und so wird der Bauherr von "umsonstberatenden" Verkäufern und Handwerkern zwangsweise und trickreich in eine kostenträchtige und allzuoft bauzerstörende und verpfuschte Richtung gedrängt, die erst in zweiter Linie den "Kostenlos-Planer" des Handwerks / Produktverkaufs ernähren kann und muß.
Die von der Werbung erzeugte Verkaufshypnose für die beworbenen Bauprodukte - als klassische Massenhalluzination bis in den letzten Gefühlsabgrund verankert, kommt den Kostenlos-Beratern natürlich sehr zu gute. Sie können beruhigt auf eine entsprechende Baupfusch-Vorkonditionierung ihrer Kunden in spe setzen. Die käuflichen Medien & Politiker haben ihren Auftrag gut erfüllt. Selbst der "unabhängige" Planer hat es schwer, dagegen anzukommen.
Der dabei natürlich gegebene Interessenskonflikt der "Umsonst-Beratung" scheut logischerweise Lösungen für den Kunden, bei denen zu wenig oder nix herausspringt, wie der Teufel das Weihwasser. Lösungen, die zu billig sind, bei denen gar nichts notwendig wird oder etwas, was der Umsonstberater gar nicht drauf hat. Irgendwo her muß das Geld ja kommen, warum nicht vom Kunden, der gerade zur Verfügung steht? Wer guckt schon gern in die Röhre nach dem Schuß in den Ofen? So dumm ist man dann doch nicht!
Für den fairen Planer dagegen sind bauherrenbegünstigende Lösungen eine sportliche Herausforderung (wg. Überwindung der tiefsitzenden Vorurteile des Kunden) und moralische Ehrensache (weil auch der Planer oft von Baukostenmaximierung schlichtweg profitiert).
Um diesen Konflikt zu dämpfen, gibt es das "Honorar für die mitverarbeitete Bausubstanz" - das gem. HOAI 2009 nun separat vereinbart werden muß. Wieviele Planer hier und da haben es wohl außer mir schon mal wirklich angemessen und ohne Abstriche vereinbart? Oder andere beidseits faire Wege gefunden, das Honorar von den Baukosten abzukoppeln (die es freilich auch gibt)?
Und während der Handwerker und Produktverkäufer geradezu fixiert auf "sein Ding" ist, lebt der Planer idealerweise von der Zusammenschau aller Details in ein großes Ganzes.
Klar wie Kloßbrühe, oder? Und eigentlich keiner Erwähnung wert. Obwohl ein Großteil der Bauherren - Saving the Penny & Losing the Pound - von Anfang an den falschen Weg einschlagen. Warum?, mag sich jeder selbst beantworten.
Nun hat sich freilich auch bei so manchen Planern - jawoll, auch Architekten - die nicht nur vom Anstand, sondern auch rechtlich verbotene Unsitte eingeschlichen, Umsonstplanung von Handwerkern und/oder Produzenten/Produktverkäufern anzunehmen und dem arglosen Bauherren frech weiterzuverkaufen. Weil der Planer entweder selbst keine Ahnung von den konstruktiven Details hat, oder weil es eben für ihn wesentlich bequemer und auch materiell wesentlich vorteilhafter ist.
In all diesen Fällen stoßen wir immer auf erhebliche Planungshonorar-Nachlässe "unter HOAI-Mindestsatz" bzw. unangebrachtes Weglassen von Leistungsprozenten als bedeutende Minderungsfaktoren für das damit schnell erreichte billigste Honorarangebot, was der dumme und oft öffentliche Bauherr leider als zentrales Vergabekriterium hat.
Die planerseitige Vergabemanipulation und Korruption erkennt man beispielsweise an Ausschreibungstexten, in denen dann "Produkt XY oder gleichwertig" steht. Wenn der Handwerker dem Architekten/Ingenieur die Planung bis zum Leistungsverzeichnis (LV) gemacht hat, ist das für Laien etwas schwerer zu erkennen. Denn der Betrugs-Handwerker baut ein paar nicht leicht erkennbare Tricks ein, die ihm als Bieter auf sein eigenes LV - eigentlich ein Unding! - immer den Auftrag zu seinem überhöhten Preis (inkl. Belohnung für den untreuen Planer) verschaffen.
Beispielsweise, weil er auf die von ihm hineingetürkten Pseudo-Positionen, die es später gar nicht braucht, billig bietet und alle Mitbieter, die das nicht wissen, normale Preise und dann rausfliegen.
So einfach ist der Vergabeschwindel, für den ahnungslosen Bauherren immer mit unabwendbaren und deswegen so beliebten krassen Mehrkosten verbunden und überraschend (?) weit verbreitet. Schöner können die dabei Beteiligten ihre Umsätze und Gewinne auf dem Buckel des doofen und wehrlosen Bauherren bestimmt nicht steigern. Darin liegt die Verführung. Ihr nicht zu erliegen, setzt etwas mehr als den Besuch der Sonntagsmesse voraus.
Wer von den mitlesenden Bauherren und Handwerkern grad ein von irgendeinem Planer aufgestelltes LV zur Hand hat, einfach mal reingucken. Ist ein Produkt genannt, dürfte alles klar sein, oder? Und wenn ausgeschriebene Positionen dann in der Schlußrechnung gar nicht vorkommen, wohl auch. Denn auch so manche Architekten/Ingenieure sind nur (Un)Menschen.
Ende der Aufklärung und das war keine Philippika gegen die Sonntagsmesse!
Konrad Fischer
Abgeklärter