Ziegelmacher (Beruf) in historischen Zeiten

Diskutiere Ziegelmacher (Beruf) in historischen Zeiten im Forum Sanierung allgemein im Bereich - In der Bavaria-Liste für Heimat- und Familienforscher ist die Frage nach der Herkunft eines Ziegelmachers aufgetaucht. Eine Antwort besagte...
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Alexander Peren

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In der Bavaria-Liste für Heimat- und Familienforscher ist die Frage nach der Herkunft eines Ziegelmachers aufgetaucht.

Eine Antwort besagte, dass zumindest manche Ziegelmacher Wanderarbeiter waren und jedes Jahr wo anders gearbeitet haben, mit einem sehr großen Umkreis von Südbayern bis zur Nordseeküste.

Wie gesagt, wir sind auf der Suche nach einem Ziegelmacher, die Suche nach den normalen Regeln in den Kirchenbüchern versagen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der besagte Ziegelmacher schon verheiratet und mit Kind (dem späteren Bräutigam) an seinen letzten Arbeitsort kam. Denn weder die Heirat noch die Taufe des späteren Bräutigams ist in der Pfarrei seines letzten Arbeitsortes verzeichnet.

Daher die Frage: gibt es ein spezielles Forum für Ziegelmacher, die sich auch mit historischen Aspekten beschäftigen und evtl. sogar Wanderrouten herausbekommen haben? Oder bin ich bereits hier im Forum Fachwerk an der richtigen Stelle?

Gerne können wir auch Details nennen, hier geht es um den Zeitraum 1700 bis 1800. Die Ziegelei, in der er gearbeitet hatte war Mauerbach bei Sielenbach zwischen Dachau und Augsburg. Die Ziegelei gibt es noch heute.

Wir kommen darauf, da wir wissen, dass die Glasmacher auch solch ein Wanderberuf waren und es von dieser Berufsgruppe ein eigenes Forum (Glasmacherforum) gibt.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns mit Tipps helfen könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Peren
2. Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege und Penzberger Stadtgeschichte
Mitglied in der Bavaria-Liste für Heimat- und Familienforscher in Südbayern (https://list.genealogy.net/mm/listinfo/)
ursprünglicher Fragesteller: Florian Hanslik (ebenfalls Mitglied in der Bavaria-Liste)
antworten bitte neben dem Forum bitte auch an ********** Vielen Dank im Voraus und einen schönen Sonntag mit einem kühlen Nass in greifbarer Nähe wünscht

Alexander Peren
 
Wanderziegler

Sehr geehrter Herr Peren,
viele Wanderziegler kamen aus dem Lippischen. Vielleicht nehmen Sie einmal mit dem LWL Ziegeleimuseum in Lage Kontakt auf?
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Arnold
 
oder hier

www punkt hessisches-ziegeleimuseum punkt de
 
Ziegelmacher

Sehr geehrte Mitforscher,

ich verfolge die Diskussion über den Beruf Ziegelmacher und Herstellung von
Ziegeln in vormaliger Zeit. Es ist in jedem Fall zu bedenken von welcher
Zeit man redet, denn bis zum Ende der Hofmarks- und Grundherrschaften (um
1848) war das Ziegelbrennen mit einer „Gerechtigkeit“ verbunden. Das heißt
der Hof oder das Haus der diese Gerechtigkeit hatte, verfügte über Lehm und
Holz und konnte somit Ziegel brennen. Dafür musste er z.B. in der Hofmark
Schonstett 5 fl Gulden pro Brand an den Hofmarksherren abführen. Somit waren
die Ziegel teuer (1 Brand zwischen 500 – 1000 Ziegel). Man konnte wenn man
guten Lehm hatte damals auch Ziegel an der Luft trocknen dazu brauchte man
nur die Ziegelform und einen Trockenstadel damit die Ziegel nicht nass
werden konnten. Die Ziegelqualität war natürlich nicht so hoch wie bei
gebrannten Ziegeln. In der Zeit nach 1848, als nach und nach bis ca. 1860
die Höfe und Hofgründe abgelöst wurden, also zum Eigentum der Bauern wurden,
wurden zum Beispiel in der damaligen Landgemeinde Schonstett sechs
Bauernziegelbrennöfen aufgebaut. Zu beachten: die Bauern hatten Lehm- und
Holzgründe, 1856 wurde mit solchen Ziegeln die Schonstetter Vikariatskirche
um 2 Joche verlängert. In den Dörfern gab es bereits zur Hofmarkszeit und
danach sogenannte Ziegelmeister die das brennen von Ziegeln verstanden. Nach
1880 entstanden zum Beispiel im Altlandkreis Wasserburg unzählige
Feldziegelbrennöfen, die konnte sich ein Landwirt der Lehmgründe besass für
2 bis 3 Jahre genehmigen lassen und die Ziegel für seinen Hofbau brennen.
Danach mussten die Brennöfen unter Kontrolle der Baubehörde zerstört werden,
deshalb fand man auch keinen intakten Feldziegelbrennofen für die
Erforschung. Nach 1880 kamen auch italienische Ziegelarbeiter die in dieser
Zeit für die Ziegelherstellung der Stadt München angeheuert wurden. Nachdem
sie mit ihrer Arbeit in München fertig waren (meist im September) kamen sie
auf ihrem Heimweg in den südlichen Landgemeinden vorbei und erstellten
(Patschten) die Ziegelrohlinge in Formen (Im Accord) um sie dann brennen zu
können. Das mit den italienischen Ziegelarbeitern war schon damals reine
Arbeits-Migration. Zum Hausmauernbau ist auch zu erwähnen, dass Bauernhäuser
(Altlandkreis Wasserburg) bis 1880 auch mit Bruchsteinen (Naturstein) gebaut
wurden, Gewölbe, Bögen und Stürze wurden mit Ziegeln erstellt.

Noch ein Tip: In den ersten Kataster von 1808 (Staatsarchiv München) lassen
sich bei manchen Landgemeinden die Bauformen der Höfe, Stand 1808 nachsehen.

Quellen aller Art sind z. B. Hofmarksprotokolle, Briefprotokolle, ab ca.
1817/18 Gemeindeprotokolle, Dokumente der Baugewerksschule, Gustav Vorherr
sowie Bauplan-Sammlungen im Staatsarchiv München.

Ich empfehle bei diesen Nachforschungen Quellenorientiert vorzugehen.



Schöne Grüße



Sebastian Riepertinger, Archivpfleger in Schonstett
 
Experte für das Ziegeleiwesen in Südostbayern (Rosenheim)

Wie ich gerade per Telefon von Hr. Rieptertinger erfahren habe, ist ein ausgewiesener Ziegeleiwesen für Südostbayern (Raum Rosenheim) Herr Ferdinand Stephan, bis vor kurzem Kreisheimatpfleger des Landkreises Rosenheim - Schwerpunkt Altlandkreis Wasserburg.

Vielleicht hilft es jemandem.

Einen schönen Tag und allzeit viel Forschererfolg wünscht


Alexander Peren
2. Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege und Penzberger Stadtgeschichte
Mitglied in der Regionalliste der Heimat- und Familienforscher in Südbayern bavaria-L
 
Thema: Ziegelmacher (Beruf) in historischen Zeiten

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