Wohnungsbau auf Minusrekord-Kurs

Diskutiere Wohnungsbau auf Minusrekord-Kurs im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Weniger als 250.000 genehmigte Wohneinheiten - und damit deutlich weniger als die von Bundesbauminister Stolpe genannte mittelfristige...
F

Fachwerk.de

Beiträge
6.432
Weniger
als 250.000 genehmigte Wohneinheiten - und damit deutlich weniger als die von
Bundesbauminister Stolpe genannte mittelfristige Bedarfszahl von 300.000 pro
Jahr - prognostizieren die Landesbausparkassen (LBS) für 2005. "Damit wird
erneut ein historischer Minusrekord erreicht. Die größer werdende Bedarfslücke
führt unweigerlich zur Verengung des Angebots und in der Folge zu steigenden
Mieten und Immobilienpreisen", kommentiert LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm die
aktuelle Entwicklung. Spätestens wenn Beschäftigung und Einkommen wieder den
Wachstumspfad einschlagen, werde auch die Wohnflächennachfrage zusätzlich
ansteigen.



Wohnungsbaugenehmigungen 2004

genehmigte Wohneinheiten mit Vergleich zum Vorjahreszeitraum

(Quelle: Statistisches Bundesamt)



<center>

Quartal

West

Ost

I.

76.402

(+0,2%)

12.449

(-0,4%)

II.

53.265

(-9,2%)

10.321

(-8,7%)

III.

48.158

(-12,0%)

7.867

(-18,2%)
</center>



Nach einem Strohfeuer durch die Debatte um die Eigenheimzulage
Ende 2003 laufen die Baugenehmigungen bereits im Verlauf des Jahres 2004 auf
einen neuen Tiefstand zu. Diese Tendenz zeichnet sich nach Auskunft der LBS
schon nach den Zahlen der ersten drei Quartale ab (siehe Tabelle). Während bis
einschließlich März in West- und Ostdeutschland die Genehmigungszahlen des
Vorjahres erreicht wurden, weil hier die vorgezogenen Anträge in der Statistik
verzögert ihren Niederschlag fanden, beträgt der Rückgang bei den
Baugenehmigungen im zweiten Quartal bereits fast 10 Prozent. Im dritten Quartal
lagen die Zahlen dagegen schon klar im zweistelligen Minusbereich. Lediglich
rund 270.000 Wohneinheiten dürften 2004 laut Schätzung der LBS genehmigt werden,
9 Prozent weniger als vor einem Jahr (bisher stand der Minusrekord bei 274.000
genehmigten Wohnungen im Jahr 2002).



Obwohl die aktuelle Initiative zur Streichung der
Eigenheimzulage von der Bundesregierung schon seit dem Frühjahr angekündigt
wurde, zeigt sich an diesen Daten, dass das Potenzial für weitere Vorzieheffekte
nicht mehr vorhanden ist. Nach Einschätzung der LBS dürfte es in diesem Jahr
keine mit dem Vorjahr vergleichbare "Jahresschluss-Konjunktur" mit einem
entsprechenden Genehmigungsboom mehr geben. "Wer sich sputen konnte, der hat
dies in den beiden letzten Jahren schon getan", so LBS-Verbandsdirektor Hartwig
Hamm. Nach seinen Worten ist auf jeden Fall ein weiterer Rückgang auf unter
250.000 genehmigte Wohneinheiten im Jahr 2005 vorprogrammiert, wenn nicht
überraschend positive Signale kommen.



Das Gefährliche an dieser Entwicklung seien nicht nur die
negativen Auswirkungen auf Auftragslage und Beschäftigung in der
mittelständischen Bauwirtschaft. Sondern sie stehe auch in eklatantem
Widerspruch zur vorhandenen Nachfrage. Anders als der Bundesfinanzminister in
der Diskussion um die Eigenheimzulage suggeriere, sieht die LBS noch auf viele
Jahre einen deutlich höheren Wohnungsneubaubedarf. Renommierte
Forschungsinstitute sprächen sogar von weit mehr als 300.000 Wohneinheiten pro
Jahr. Denn die demografische Entwicklung zeige noch weit mehr als ein Jahrzehnt
lang einen Anstieg der Zahl der Haushalte. Außerdem sei der Wohneigentumswunsch
bei jüngeren Menschen nach wie vor sehr deutlich ausgeprägt. "Dieses Interesse
spiegelt sich auch in den LBS-Geschäftsergebnissen wider", sagt Hamm. Bausparen
erfreue sich in den letzten Jahren gerade bei jungen Leuten wachsender
Beliebtheit. Auch daran zeige sich, dass der Wunsch nach familiengerechtem
Wohnen und Absicherung durch Wohneigentum in der jungen Generation unverändert
lebendig ist.



Mittlerweile liege das Neubauniveau bereits deutlich unter 1
Prozent des Bestandes. Damit reiche die Bautätigkeit mittelfristig nicht einmal
für den Erhalt des existierenden Wohnungsangebots aus. Die Landesbausparkassen
beklagen daher in der politischen Diskussion die einseitige Überbetonung von
Modernisierung und Erhaltungsmaßnahmen. Selbstverständlich sei es richtig,
vorhandene Wohnquartiere lebenswert zu erhalten. Auch sei es vernünftig, beim
Neubau der Nutzung vorhandener erschlossener Flächen einen Vorrang einzuräumen.
Die tatsächliche Entwicklung zeige auch, dass genau diese Potenziale vor allem
bei der Wohneigentumsbildung genutzt werden. Ohne ausreichenden Neubau bestehe
aber eine Gefahr der Verengung des Angebots mit der zwangsläufigen Folge
steigender Mieten und Immobilienpreise.



Das wachsende Interesse ausländischer Investoren an deutschen
Wohnungsbaubeständen ist deshalb nach Auffassung der LBS nicht nur als positives
Signal zu verstehen. Vielmehr zeige dies, dass Immobilienexperten auch jenseits
der Grenzen das Preissteigerungspotenzial im deutschen Wohnungsbestand ganz
nüchtern erkennen würden. "Dies sind zugleich keine guten Perspektiven für
Wohnungssuchende. Wenn die Politik die Weichen nicht richtig stellt, wird sie
alsbald wieder vor der Herausforderung stehen, kurzfristige Aktivitäten für die
Wohnungsversorgung von Familien mit Kindern zu starten", prognostiziert Hamm.
Stabile, verlässliche Akzente für die Eigentumsbildung in Form von Anreizen zur
Eigeninitiative seien für den Staat auf die Dauer bestens angelegtes Geld. Das
dürfe gerade bei Debatten um die Eigenheimzulage nicht übersehen werden.



<div align='right'>Siehe auch:

LBS
</div>
 
Thema: Wohnungsbau auf Minusrekord-Kurs

Ähnliche Themen

Zurück
Oben