Nachschlag
@Dirk
Es gibt hier zwei Weltanschauungen,
1. die, das NUR Wärmedämmung wirkt (U-Wert-Theorie) und
2. die, dass AUCH Wärme gespeichert werden muss.
Hier gehen die Meinungen weit auseinander.
Ich will hier auch keine neue Diskussion entfachen, nur zum Nachdenkenn anregen, warum es doch für die Wand hilfreich sein kann, (Sonnen-)Wärme zu speichern.
Thermoskannen, Heizkesselisolierungen, Kühlschränke, der Mensch im Winter etc. benötigen beste Wärmedämmmaterialien mit geringstem U-Wert, um dem Temperaturausgleich entgegen zu wirken.
Hier wird ein Faktor nicht berücksichtigt (braucht auch nicht), was für den Temperaturhaushalt von beheizten Gebäuden jedoch wichtig ist:
DIE GLOBALSTRAHLUNG (bitte mal bei Wikipedia nachlesen).
Dieser Strahlung ist das Haus täglich und allseitig (!) ausgesetzt.
Mit einer guten (und teuren!) Wärmedämmung hält man diese kostenlose Strahlung vom Haus fern. Die Strahlung wirkt jedoch erwärmend auf Oberflächen ein und kann damit beim Temperaturhaushalt des beheizten Gebäudes hilfreich sein.
Nebenstehendes Bild (Quelle: Rationeller Bauen, Feb. 1983) zeigt Temperaturverläufe in einer ungedämmten Wand im Winter (nächtl. Außenlufttemperatur nahe dem Gefrierpunkt) mit der Wirkung der Globalstrahlung.
Ich schreibe absichtlich nichts von Sonnenstrahlen, da offensichtlich 99% der Meinung sind, wenn die dicke Wolke vor der Sonne sitzt, gibt es keine positive Wirkung der Sonnenstrahlung mehr - falsch. Sie ist lediglich geringer. Auch unter dem bewölktem Himmel wird es am Tage wärmer, wenn nicht gerade arktische Kaltluft zu uns strömt.
Nebenstehend zeigt die Zeichnung also Temperaturverläufe, wie sie in einer ungedämmten 40cm dicken Wand vorkommen können.
Linksseitig der Mauer, die Umwelt, rechts der Mauer unseren beheizten Raum, den wir warm haben möchten. Dazwischen die Wand, die gut "dämmen" sollte.
Durch die Bestrahlung der äußeren Wandfläche (Globalstrahlung) wird hier aber kostenlos eine Wärmemenge in die Wand eingetragen, was zu einer Erhöhung der Wandoberflächentemperatur führt. Teilweise wird die Wärme wieder nach außen abgestrahlt, bzw. konvektiv abgegeben, teilweise wird die Wärme eingespeichert in der Wand (Dämmfassaden werden durch Globalstrahlung an der Oberfläche zwar noch stärker erwärmt, diese speichern aber fast keine Wärmemenge ein!).
Die Temperatur in den äußeren Zentimetern der massiven Wand steigt stark an, obwohl die Außenlufttemperatur nur geringfügig ansteigt. Der Wärmestrom fließt nun durch die erwärmte Außenhaut der Wand in Richtung der Wandmitte.
Dieser nach innen gerichtete Wärmestrom wirkt nun dem nach außen abfließenden Heizwärmestrom entgegen und dämmt die Heizwärmeverluste damit ein!
Darin liegt das "Geheimnis" der positiven Wirkung speicherfähiger Materialien (mit "schlechteren" U-Werten) auf den Wärmehaushalt des Hauses und die Ungültigkeit des U-Wertes für Außenwandbaustoffe in der Praxis, da bei der Ermittlung der U-Werte die Einstrahlung der Sonnenwärme keine Berücksichtigung fand (es wäre umsatzschädlich für die Dämmstoffindustrie, denn die DIN-Normen, wo Lambdawerte und unwirtschaftliche Dämmstoffstärken vorgeschrieben sind, werden maßgeblich von der Industrie gestaltet!).
Die kostenlose Sonneneinstrahlung dämmt also in der speicherfähigen Wand den Heizwärmestrom von innen nach außen ein!
Man kann diesen Effekt nutzen oder man ist von den Dämmstoffen überzeugt und investiert in Dämmmaterialen für das Haus.
Es gibt jedoch immer noch die Wirtschaftlichkeitsgrenze.
Mit Dämmstoffen alleine auf dem Mauerwerk bei Altbauten (Fassadendämmung) lassen sich in der Praxis zweifelsohne ca. 15% an Heizkosten einsparen (Quelle: ARD-Sendung "Plusminus" vom 23.11.2011, bei YOUTUBE:
- anschauen lohnt!).
Wenn man von jährlichen Heizkosten von 2000,- EUR beim Einfamilienhaus ausgeht, so bedeuten 15% Ersparnis 300 EUR weniger Heizkosten im Jahr.
Gerichte urteilen bezüglich der Wirtschaftlichkeit einer Maßnahme, dass ich die Maßnahme innerhalb von ca. 10 Jahren amortisieren muss, sonst ist sie unwirtschaftlich (Unwirtschaftlichkeit befreit von der EnEV nach § 25 EnEV!). Nun spart man innerhalb von 10 Jahren 3000 EUR Heizkosten ein, dafür bekommt man aber keine ordentliche Dämmung an die Fassade!
Abzüglich der Unterhaltskosten (Renovierung/Sanierung) für die Dämmfassade und häufiger Tauwasser-/Sorptionsproblematiken (ggf. mit Auffeuchtung des kapillaraktiven Mauerwerks, Verminderung der Dämmwerte und Schimmelproblematiken) plädiere ich persönlich nach wie vor für die dicke massive und trocknungsfähige Ziegelwand mit Kalkverputz, ggf. mit raumseitig leichteren und ungefüllten Ziegelsteinen (600-800kg/m³) zur besseren Wärmedämmung.
Weitere hilfreiche Informationen fand ich im Internet (neben den natürlich bekannten Schriften von Konrad Fischer und Claus Meier) unter anderem bei:
www.dimagb.de
www.ib-rauch.de
www.club-of-home.de
www.paul-bossert.ch
Grüsse aus Berlin
Sascha