"Regierungsentwurf zu Gebäudepässen gefährdet Zehntausende neuer Arbeitsplätze"

Diskutiere "Regierungsentwurf zu Gebäudepässen gefährdet Zehntausende neuer Arbeitsplätze" im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Der ab 2006 EU-weit vorgeschriebene Energieausweis für Gebäude droht in Deutschland weitgehend wirkungslos zu bleiben. Nach Informationen des...
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Der
ab 2006 EU-weit vorgeschriebene Energieausweis für Gebäude droht in Deutschland
weitgehend wirkungslos zu bleiben. Nach Informationen des Deutschen Mieterbundes
(DMB) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) würde die im Regierungsentwurf der
Energieeinsparverordnung vorgesehene Ausgestaltung des neuen Energiepasses weder
den Energieverbrauch für potenzielle Mieter oder Käufer transparent machen, noch
die erhoffte Sanierungswelle im Altbaubestand auslösen. Die Energievergeudung
ginge weiter und würde Mietern bei weiter steigenden Energiepreisen immer höhere
Nebenkosten abverlangen. Fortschritte beim Klimaschutz blieben weit unter den
erwarteten Möglichkeiten.



Nach der zugrunde liegenden EU-Richtlinie hat ab 2006 jeder, der
eine Wohnung neu anmietet oder kauft, das Recht, sich einen Energiepass vorlegen
zu lassen. Am morgigen Dienstag (10.5.2005) soll der mangelhafte Entwurf von den
Regierungsfraktionen abschließend beraten werden. DMB und DUH fordern eine
grundlegende Überarbeitung.



Zentrales Manko des bisherigen Papiers: Bei der Ausstellung des
Energiepasses soll es für alle Häuser mit acht oder mehr Wohneinheiten dauerhaft
ausreichen, lediglich den Energieverbrauch früherer Nutzer der Wohnungen
anzugeben. Auf eine Bestandsaufnahme der Bauqualität oder der Heizungsanlage des
Gebäudes könnte somit verzichtet werden. Der DMB und DUH fordern hingegen den
Rahmenvorgaben der EU-Gebäuderichtlinie entsprechend einen "Innovationsausweis",
der nachvollziehbar und objektiv Auskunft gibt über den Energiebedarf und die
Energie-Qualität des Gebäudes, unabhängig vom individuellen Verhalten früherer
Nutzer. Nur so erhalten die Wohnungseigentümer wertvolle Hinweise über den
Zustand des Gebäudes und über notwendige Schritte zur effizienten energetischen
Sanierung der Häuser. "Der bedarfsorientierte Energieausweis wäre ein
Innovationsmotor für Deutschland. Er würde Milliarden-Investitionen in
Gebäudesanierung und Klimaschutz auslösen, zehntausende neuer Arbeitsplätze
schaffen und nicht zuletzt die nationale Energierechnung senken. Die
energetische Sanierung steigert den Wert der Immobilien und hilft Millionen
Mietern, Energiekosten zu sparen.Der reine Verbrauchspass, den die
Wohnungswirtschaft gebetsmühlenartig fordert, wäre dagegen kaum das Papier wert,
auf dem er geschrieben werden soll. Wo wäre da der Modernisierungsanreiz?",
fragt Stefan Bundscherer, DUH-Bevollmächtigter für Klimaschutz.



Der Deutsche Mieterbund hat fünf zentrale Kriterien für einen
verbraucherfreundlichen Pass erarbeitet:



  • Der Energiepass für Gebäude muss bundesweit gelten,
  • er muss bundesweit einheitlich sein und
  • ein einfaches und verständliches Bewertungsschema enthalten;
  • die Bewertung der Immobilie muss sich am energetisch optimalen
    Baustandard (Passivhaus) orientieren sowie
  • an Gütesiegeln, die auf dem Markt bereits eingeführt sind, wie z.B. die
    Kennzeichnung so genannter "weißer Ware" im Elektrobereich, also von
    Kühlschränken, Waschmaschinen usw.
Dr. Franz-Georg Rips, Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes:
"Wir haben jetzt die Chance, ein Gütesiegel auf dem Wohnungsmarkt einzuführen,
das echte Transparenz für Mieter und Käufer bringt. Die Regierung muss jetzt die
gesetzlichen Rahmenbedingungen für einen Pass schaffen, der objektive
Informationen über den energetischen Zustand eines Gebäudes bietet,
Vergleichbarkeit aller Objekte, ob Neubau, Altbau, Einfamilienhaus oder
Hochhaus, gewährleistet und eine Klassifizierung enthält, die auch für
Verbraucherinnen und Verbraucher ohne Ingenieurstudium verständlich ist."



DMB und DUH fordern, dass sich der Energiepass am Energiebedarf
eines Gebäudes orientiert. Unabdingbar seien konkrete gebäudebezogene
Modernisierungsempfehlungen. Die Bewertung des Gebäudes müsse in Klassen,
beginnend von A (Passivhausstandard) bis I (Energieverschleuderer), erfolgen.
Dies sei notwendig, um die Energieklasse in Immobilien-Inseraten einfach
darstellen zu können.



"Die Versuche der Verbände der Hauseigentümer und Vermieter,
einen reinen Verbrauchspass auf Basis der Heizkostenabrechnung einzuführen,
zielen darauf ab, ein innovatives Instrument von vornherein zahnlos zu machen.
Wir wollen strenge energetische Standards, damit der Modernisierungsstau bei
Wohngebäuden in Deutschland zügig aufgelöst wird. Dies bringt Transparenz in den
Wohnungsmarkt, erspart Mietern und Hausbesitzern Heizkosten und birgt darüber
hinaus ein enormes Jobpotenzial für die mittelständische Wirtschaft", fordern
Rips und Bundscherer übereinstimmend.



Ein Modellvorhaben der Deutschen Energieagentur (DENA) im Jahr
2004 ergab, dass 70% der befragten Eigentümer die Modernisierungstipps aus dem
bedarfsorientierten Energiepass ganz oder teilweise umsetzen wollten. Bei rund
30% der selbstnutzenden Eigentümer und der privaten Vermieter gab der Pass den
Anstoß für eine Modernisierung. Weitere 30% aller Eigentümer nutzen den Pass, um
eine geplante Modernisierung zu "optimieren" und energiesparende Maßnahmen zu
integrieren, so die DENA.



Nach Angaben von DUH und DMB fallen 95% des Energieverbrauches
im Gebäudebestand in Altbauten an, die bis 1982 errichtet wurden - also in einer
Zeit ohne jegliche Vorgaben für den Wärmeschutz. Der am Bedarf der Gebäue
orientierte "Innovationspass" ist in der Regel für unter 200 Euro zu haben. Bei
einem Mehrfamilienhaus liegen die Kosten unter 300 Euro.



<div align='right'>Siehe auch:

Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
</div>
 
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