wenn Sie fünf Fachleute fragen,...
haben Sie bestimmt sechs Antworten. Auch moderne Mittel und der Versuch alles abzudichen haben seine Berechtigung. Nur waren und sind die alten Häuser nicht dafür konzipiert und sie weigern sich, sich ummodeln zu lassen. Das kann man oft genug erleben. Wenn man sich in ein altes Haus verliebt hat, sollten man nicht versuchen, daraus eine Prinzessin zu machen.
Kalkputzpflege: jetzt denkt vielleicht mancher, da muß ich ja ständig streichen. Das hatte ich nicht gemeint, die wichtigste Pflege beginnt mit der Aufmerksamkeit, also wenn z.B. ein Fallrohr leckt, muß es so schnell wie möglich repariert werden. Die Witterungseite muß vielleicht einmal öfter gestrichen werden. Dabei ist es günstig immer das gleiche Mittel zu nehmen, Kalk. Kalkfrabe nicht zu dick machen, sonst platzt sie ab. Auch mit dem Kasein sparsam umgehen. Hier ein paar Ausführungen dazu: //forum.derhausdoktor.net/#post2. Viel hilft nicht immer. Dafür lieber zweimal streichen oder auch dreimal. Der Putz wird es danken, so viel Zuneigung zu erhalten. Gleichzeitig haben Sie Ruhe, Ihr Gebäude Stück für Stück zu betrachten und Sie selbst entschleunigen sich auch ein wenig dabei.
Kalkputzmischungen: Mit dem Grundmischungsverhältnis liegen Sie schon ganz richtig, aber selbst ich rühre mir den Kalk erst einmal an, um zu sehen wie der örtliche Sand, selbst bei Lieferung aus der gleichen Grube, denn es ist ein Naturprodukt, sich in der Mischung verhält. Wenn die Mischung plastisch ist, also zum Vermauern gut, sollte sich nicht gleich Wasser oben absetzen, am Besten mal eine Nacht stehen lassen. Dann eine Probefläche putzen. Wie läßt er sich verreiben, reißt er? Wenn das gelingt, dann zu einer Putzmischung weiter verdünnen. Ich nehme grundsätzlich Eimer zum Abmessen, Schippe ist zu ungenau, um immer das gleiche Mischungsverhältnis zu erreichen. Erst den Kalk mit Wasser und wenig Sand klumpenfrei mischen und dann den restlichen Sand zu setzen. Die Flächen gut vorwässern und dann den Putz auftragen. Ich empfehle als erstes einen Spritzbewurf ca. 70% Deckung mit etwas gröberen Sand, dann wird die erste Lage schon wesentlich besser (ebener). Putz nicht aufziehen sondern anwerfen, denn nur so erhält er seine gute Haftung. Den frischen Putz vor Witterungseinflüssen (Wind, Sonne) schützen und feucht, nicht naß halten. Die erste Lage rauh halten, Haftungsbrücke und vor dem Aufbringen der zweiten Lage die Sinterschicht mit einem Stahlbesen o.ä. unterbrechen, damit sich beide Schichten verbinden können. Mit der zweiten Lage nicht solange warten, pro Millimeter Schichtdicke max. einen Tag. Deckschicht nicht so mager, nur geringfügig weniger Sand, 1/2 Anteil. Die Deckschicht nach Möglichkeit ohne viel Zugabe von Wasser verreiben, da sonst der Kalk aus der Mischung austritt und an der Oberfläche versintert. Man kann dem Kalkputz Zement zusetzen, aber da besteht die Gefahr, das sich Salze bilden. Besser ist Trassmehl Kasein oder Leinöl und SPARSAM, nicht wie vorgeschrieben, denn es gibt ja eine Balance. Setze ich zu viel zu, wird der Putz starrer und verliert teilweise seine Eigenschaften. Nach dem Putz, wenn es geht noch feucht in feucht erste Kalkmilch auftragen. Es ist keine Hexerei, es ist Arbeit und wenn man die Augen, die Hände und diese Regeln berücksichtigt, sollte nicht viel schief gehen. Nun ist sicherlich auch klar, das sich ein tradierter Putzer kein Risiko teuer bezahlen läßt. Er hat einfach eine ganze Menge (harter) Arbeit zu leisten, von der er auch eine ganze Menge mehr verstehen muß, als ein heutiger "Putzmonteur", ohne diese Arbeit herabwürdigen zu wollen, an seiner Spritze, denn sein Verständnis beläuft sich nur darauf, wie er es an die Wand bekommt, mehr nicht.
Sicherlich ist der Sockel ein Problem. Ich würde erst die Schräge oder von mir aus auch Kehle ausbilden und dann den Putz aufbringen, wenigstens die Deckschicht später, weil ich dadurch keinen vertikalen Übergang habe und so das Wasser schlechter eindringen und besser ablaufen kann.
Problem Feuchtigkeit: Ich hatte es ja oben schon erwähnt, die Häuser waren anders ausgestattet, d.h. sie hatten einen Ofen, der nicht am Fenster stand, die damals weniger dicht waren als heute. Ich will damit sagen, das ein neues Heizungssystem, mit dem Haus kompatibel sein muß. Leider wird das meist nicht berücksichtigt und man schaut nur auf die theoretische Enerigieeinsparung, die am Ende meist nicht einmal eintritt oder nach Jahren sogar in sein Gegenteil verkehrt, weil durch die Tauwassereinlagerung (Feuchtigkeit) die bauphysikalischen Eigenschaften sich drastisch verschlechtern. Dazu gibt es im oben angeführten Forum auch was zu lesen. Für ein altes Haus ist i. d. R. Konvektionsheizung das reine Gift und die meisten Probleme liegen darin begründet, das die Oberflächentemperaturen deulich geringer sind, es reichen drei Grad, als die Raumtemperatur und zusätzlich die Fenster dicht gemacht wurden. Bei allen Verständnis, das wir Energie einsparen müssen, ich sehe es genau so, habe ich noch keine Rechnung gefunden, die nachweist, das mit vernünftig gelöster Stahlungsheizung, weil sie ja mehr Energie an den Baukörper abgibt, mehr Energie verbraucht wird, als mit heutigen Konverktionsheizungen und allem Regel-Schnick-Schnack. Rechnen wir in den Vergleich noch die Baukosten und den Energieverbrauch bei deren Herstellung mit ein, bricht das Kartenhaus der Ökologie neuer Systeme völlig zusammen. Dabei lasse ich noch alle Fragen der Gesundheitsbeeinträchtigung, durch Schimmel, Milben und Co völlig außer Acht, die für das Wohlbefinden ein ganzes Leben lang eine wesentliche Rolle spielen.
Mit freundlichem Gruß
M. Schmidt