Das Plattenbauklima nach den neuen Fenstern!
Es ist vielleicht schon etwas spät, aber die Angelegenheit ist zu wichtig als dass man sie übergehen sollte.
Es besteht ein klein wenig Hoffnung, dass dem Marcus das Haus oder die Wohnung gehört. Ansonsten kann er nur auf einen Vermieter hoffen, der erkennt, dass es sein Eigentum ist, welches zumindest wertgemindert wird.
Die Problematik ist einfach, Lösungen gibt´s nur zwei!
Jedoch zuerst einmal zur Luftfeuchtigkeit:
Eine Luftfeuchtigkeit von 60 bis 65 % ist angenehm!
Wer so etwas behauptet, hat noch nie in einer trockenen Wohnung gewohnt. Die Diskussion über das Verhältnis von Luftfeuchtigkeit und Wohlbefinden würde jetzt diesen Beitrag bei weitem sprengen. Nur soviel: Nicht trochene Luft ist unangenehm, sondern staubige!
Staubige feuchte Luft ist erträglicher als trockene staubige! Bitte mal darüber nachdenken, daß zum Beispiel der Luftkurort Davos wegen seines angenehmen Klimas vor allem für Lungenkranke empfohlen wird. Und dort ist es so trocken, daß man einen rohen Schinken ans Fensterkreuz hängen kann, und ihn durch trocknen konserviert!
Dazu haben schon viele kluge Leute geschrieben, ich verweise nochmals auf den Eisenschink, der es so erklärt hat, dass man Ihm mit Physik 8. Klasse leicht folgen kann. Auch Ringelstetter ist sehr zu empfehlen. Beide Bücher gibt es gleich hier, rechts oben bei Amazoon!!!!
Gehen wir davon aus, dass in der Wohnung 21 Grad sind. Auf der Wandoberfläche und gerade in Raumecken, viel Fläche mit wenig Luftkontakt kühlt sich die Luft stark ab. Vier Grad reichen oft schon um den Taupunkt zu unterschreiten. Folge ist Schimmel an den kalten Ecken.
Das sind meistens die bereits erwähnten Raumecken, der Fenstersturz, die Heizungswindschatten über der Fensterbank, und an den unteren Wänden.
Schuld daran sind zweierlei Dinge:
Erstens: Baumaterialien und Konstruktionen mit Null kapillarer Leitfähigkeit. Das Wasser welches in und an den Wänden kondensiert kann nicht durch die Wand nach draußen.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle ob die Materialien diffusionsoffen sind oder nicht. Diffundieren kann nur Wasserdampf. Kondensiertes Wasser muss erst wieder verdampfen um dann eventuell durch die Wand diffundieren zu können.
Beton, Kalksandstein, Folien, Purschaumplatten haben ohnehin kaum Diffusionsfähigkeit. Dort kann das Wasser nur auf dem Umweg über die Wohnung und das Fenster ins Freie.
Aber auch "diffusionsoffene" Baustoffe, wie sämtliche Dämmstoffe, Dampfbremspappen, Poroton, Gasbeton...helfen nicht unbedingt.
Sie haben erst einmal einen guten Dämmwert. Trotzdem kondensiert das Wasser in Ihnen. Es hat es dann nur noch schwerer wieder zu verdunsten.
Hinzu kommt dass feuchte Materialien bessere Wärmeleiter sind. Je feuchter eine Wand, umso kälter ist sie. Je kälter sie ist, umso mehr Wasserdampf kondensiert in Ihnen.
Ein Teufelskreis...
Deshalb werden auch die unter Laborbedingungen ermittelten Dämmwerte in der Realität selten erreicht.
Die einzigen Materialien die gut kapillar leitend sind, das Wasser durch die Wände nach draußen lassen, sind Ziegel, Kalkmörtel, Lehm und Holz.
Aus diesen Materialien sollten Wände aufgebaut sein.
Das hilft dem Marcus jetzt aber wenig!
Er kann nur versuchen die Luftfeuchtigkeit zu senken und/oder die Kondensation zu verhindern, indem er die Wandtemperaturen in seiner Wohnung erhöht.
Luftfeuchtigkeit senken ist relativ einfach!
Für Luftwechsel sorgen. Allerdings ist die vielgepriesene Stoßüfterei doch eher etwas für Leute mit Bediensteten. Wer hat denn sonst Zeit für 5- bis 8-mal Stoßlüften am Tag.
Mein Vorschlag: Schneiden Sie von den Dichtungsgummis der Fenster außen unten und innen oben jeweils an beiden Seiten 5 cm ab. Dann ist Ihr Fenster immer noch ausreichend dicht, und Sie bekommen wieder Luft. Die kühle Luft von draußen mit wenig Feuchtigkeit, kommt in Ihre Wohnung und erwärmt sich. Sie kann dann viel Feuchtigkeit aufnehmen, und nach Draußen mitnehmen.
Solle Ihnen die Wohnung gehören, oder der Eigentümer mit sich reden lassen, ändern Sie Ihr Heizsystem. Holen Sie sich Strahlungswärme.
Alle Hüllflächen sind dann gleich warm, wärmer als die Luft. Es kann kaum noch Kondensation an und in den Wänden geben.
Ganz einfach dafür sind Heizleisten, mit denen kann man an die bestehende Heizungsanlage gehen, und ohne Aufreißen oder Zerstören die notwendigen Installationen vornehmen.
Der Tipp mit dem Ofen ist gar nicht schlecht. Allerdings darauf achten, dass der Ofen möglichst eine keramische Oberfläche hat. Diese wird nicht so heiß wie ein Eisenofen, das verhindert Thermik und schafft langwellige Wärmestrahlung. Einen einfachen Ofen kann man sich auch selbst bauen, macht richtig Spaß.
Alles bitte ruhig mal beim Eisenschink nachlesen, ist nicht nur Wissenszuwachs, sondern auch unterhaltsam.
Gibt’s gleich hier: "Falsch geheizt ist halb gestorben"
Zum Schluss noch eine Bemerkung für diejenigen die beim Gedanken an „unkontrolliert“ ins Freie strömende Luft gleich ein schlechtes Gewissen gegenüber Ihren Kindern und den nachfolgenden Generationen bekommen.
Erstens: Wer es warm haben will muss Heizen!
Zweitens: Zu Zeiten der Plattenbauten und deren undichten Fenster im Osten, war der Anteil der Kinder und Erwachsenen mit allergenen Beschwerden gering.
Wenn es nur an der Ernährung gelegen hätte, hätten wir alle schon in den ersten 5 Jahren Ausschlag, Pickel und Asthma bekommen.
Dass der Stand der Allergien sich erst 10- 15 Jahren auf dem selben Stand wie in den alten Bundesländern begibt, liegt nach meiner Überzeugung an den wohnklimatischen Bedingungen zu denen uns unter anderem der „Stand der Technik“ und die weltrettenden Energiesparer verpflichten.
Allerdings muss man ja nicht jeden Unfug mitmachen, nur weil er Gesetz ist.
Mit den besten Grüßen von der Ostsee
Der Ingo