Kalkputz auf Lehmgefache mit Streckmetall???

Diskutiere Kalkputz auf Lehmgefache mit Streckmetall??? im Forum Farben & Stuck im Bereich - Hallo Ihr Lieben, da Ihr mir schon einmal super geholfen habt, hab ich gleich das nächste Problem. Die Gefache von unserem 1712 Fachwerkhaus...
aus

dem was ich da lesen kann steht aber nichts von außenbereich!...und darum geht es doch soweit ich mich erinnere...im innenbereich ist das auch soweit richtig,aber außen dient der kalkputz als 'schutz' des lehmes vor witterunseinflüssen...das dürfte doch auch logisch und nachvollziehbar sein wie ich finde...irgendeinen grund muss es ja dafür geben das die von alters her diese schiene fahren...und dieser liegt klar auf der hand...wie auch immer,jedem seine meinung und seinen erfolg bei der ausführung der ideen...es ist mir persönlich auch noch nie ein reiner lehmputz im außenbereich begegnet,es sei denn der kalkputz war abgefallen...was nicht ausschließt das ich mich gerne vom gegenteil überzeugen lasse,allerdings nur wenn es sich um alten bestand handelt!...
 
Ziegelgewebe

verwenden, Haftbrücke aus Sumpfkalk vorstreichen, mehrlagig mit Sumpfkalk verputzen, Armierung nicht vergessen, dann klappts.
 
Wie sich vielleicht ...

... aus dem Broschürentitel "Putz und Farbe an Fachwerkbauten" (An statt IN) ableiten lässt, beschäftigt sich das v. g. Werk ausschließlich mit der äußeren Gestaltung.
 
Wie soll denn das gehen?

Pauschal-Bums!

Wie soll man denn ein Ziegelgewebe handwerklich, nachhaltig, langlebig und sinnvoll an einem Gefach aus Lehm befestigen?

Das Verputzen dieses Teils wird dann eigentlich zur Vorsatzschale mit Minimalverbund zum Gefach - Holhraumgefahr.

Ich finde ja Ziegelrabitz auch nicht schlecht aber nur da wo's sinnvoll ist.

Der Verweis auf "Kalkmilch" als Grundierung kann auch nach hinten losgehen, wenn nur drauf gestrichen wird kann diese Lage Kalk auch zum Trennmittel oder zur Trennschicht mutieren.

VORSICHT ist die Mutter der Porzellankiste.

Wenn der Lehmuntergrund passt erste dünne Kalkmörtelschicht einarbeiten - dann einen Luftkalk (ohne Trass-Zauber) :) evtl mit Dachshaarzusatz 0-4 aufbringen - dann einen 0-1er dünn drüber, Kalk-Kaseinfarbe frescal drüber.

Ich würde kein Streckmetall nehmen, für das Geld lieber ein paar Kästen Bier kaufen …

FK
 
Eigentlich wollte ich mich...

..wie vermutlich die Fragestellerin auch, hier ausklinken.

Kann mir dennoch nicht verkneifen nochmals zu antworten:

@Frau Meisinger.
Interessantes Zitat das sie da verwenden.
Woher die Verfasser ihre "Weisheit" haben, kann ich mir nicht erklären.
Ich bin in Niedersachsen geboren und lebe nun in Hessen. Beruflich bin ich bundesweit unterwegs und schaue mir, weil ich selbst eins habe, natürlich historische Fachwerkhäuser an (Bauherrenblick). Bisher ist mir keines begegnet, dass als Außenputz einen Lehmputz aufweist. Keines!
Aber vielleicht war ich ja blind.


@Florian Kurz
noch was aus der Praxis:
neben meinem "Job" als Besitzer eines denkmalgeschützen Fachwerkhauses bin ich auch ausübender Jäger.

"Dachshaarzusatz". Interessant.
Ich kenne die Erlegungszahlen von Dachsen in Deutschland. Wo und in welchen Mengen kann man denn "Dachshaarzusatz" beziehen?

Das ist eine ganz ernst gemeinte Frage. (Nicht dass sie da auf "Fertigmischungen" verweisen)

Die erlegten Dachse in meiner Region, und hier gibt es welche, würden als Haarlieferant vermutlich für 20 qm reichen. Ok vielleicht auch für 40 qm, denn es handelt sich ja nur um einen "Zusatz".
Das ist nun eine etwas sarkastische Schätzung, aber sie werden mir sicher Antworten liefern können, wo Dachshaar in Mengen die für ein ganzes Haus reichen, zu beziehen sind.
Bei uns in Deutschland sicher nicht. Jedenfalls nicht, wenn sich mehr als zehn Hausbesitzer für ihren Ratschlag erwärmen könnten.
Ich versuche selbst seit vielen Jahren einmal einen Dachs zu erlegen. Nicht um seine Haare als Zusatz im Lehm zu verwenden (auf die Idee bin ich bisher nicht gekommen). Nein, die kann man auch essen und es soll eine Delikatesse sein.
Gelungen ist es mir, mangels Gelegenheit in 15 Jahren nicht.
(Jagdgegner oder Vegetarier sollten sich mit Kommentaren bitte zurückhalten.)

An "Baufachlichen"- Ratschlägen gibt hier schon "tolle" Dinge zu lesen.

@Andreas Stiwitz
danke für die zustimmenden Worte.

ansonsten zweifelnde Grüße
Martin
 
Ein Bildbeleg

Hier die Aufnahme eines in meinem Heimatort stehenden landwirtschaftlichen Gebäudes, das nach 1889 errichtet worden sein muss, da es in einer historischen, letztmals mit Stand vom 26. Juni 1889 fortgeschriebenen Karte noch nicht eingezeichnet ist.

Das Fachwerk ist augenscheinlich nie behandelt worden und die ursprünglich vollständige Lehmausfachung hat wohl nie einen Kalkputz getragen. Ob allerdings irgendwann einmal ein Kalkanstrich aufgebracht worden ist, kann nicht ausgeschlossen werden. Diesbezügliche Reste oder Spuren sind jedoch nicht zu finden.
Leider lässt die Instandhaltung des von den Dimensionen her schon recht beeindruckenden sowie markanten Gebäudes etwas zu wünschen übrig. Abgängige Lehmausfachungen sind in der Vergangenheit bereits unter Verwendung diverser Baustoffe ersetzt worden.

Im Ort finden sich im Übrigen noch weitere, allerdings kleinere Gebäude gleicher Bauart. Auch bei diesen Gebäuden sind weder Kalkputze noch Kalkanstriche nachweisbar.

Der Lehm wurde in Ortsnähe abgebaut.
 
Außenputz

Irgendwie beginnt sich dieser Streit ob Lehmputz für Außenputz geeignet ist oder nicht sich zu verselbstständigen. Bei diesem Stand gibt es keinen fachlichen Austausch und Informationen, sondern nur noch Totschlagargumente.

Ich fasse den Erkenntnisstand mal zusammen:
1. Natürlich gibt es Lehmbauten, mit oder ohne Lehmputz. Ich habe in meiner Fotodatei viele Bilder von Lehmfassaden in unterschiedlichen Zuständen des Verfalls. Das so etwas gemacht wurde ist kein Zeichen das hier eine bewährte, allgemein anwendbare Bauweise vorliegt. Der schiefe Turm von Pisa ist auch kein Paradebeispiel für eine fachgerechte Gründung.
Die Gründe können vielfältig sein: Geldmangel, fachliches Unwissen, Experementierfreudigkeit oder die sicher auch damals beliebte Verallgemeinerungssucht. Jemand erzählt das die das in den welschen Ländern so machen also muß es funktionieren...
Im übertragenen Sinne: "Im Forum habe ich gelesen das man das machen kann also mache ich das auch..."
Das ist die Gefahr die aus solchen Diskussionen enstehen kann. Es werden nicht alle Fakten beleuchtet, es geht nur noch darum recht zu haben.

2.Die Frage ist aber WO diese Gebäude stehen, WIE sie gebaut wurden und WELCHER Wetterexposition sie ausgesetzt sind. Es geht IMMER um den einzelnen Fall.

Wenn früher oder heute Lehmbauten mit Lehmputz gebaut werden dann immer unter Beachtung dieser Regeln:
- passende Wetterexposition: wenig Niederschläge, wenig Wind, Besonnung.
- konstruktiver Holz- und Schlagregenschutz durch Eingeschossigkeit, Dachüberstand, Spritzwasserschutz und Abdichtung durch Sockel (boots and cap).
- Putzzusammensetzung, Verarbeitung.
- ständige Instandhaltung.

Wenn das nicht eingehalten wird dann gibt es einen erhöhten Instandsetzungsbedarf oder Verfall.
Man sieht man die Folgen an dem Beispiel mit der Scheune. Eine ganze Reihe von Gefachen wurden bereits ausgetauscht, es gibt verheerende Schäden vor allem am Giebel.
Sichtfachwerk mit Lehmausfachung und Lehmputz außen trägt selbst bei Einhaltung der o.g. Kriterien ein erhebliches weiteres Risiko in sich: die heutige Art der Wohnungsnutzung. Feuchte- und Wärmeströme in einer Fachwerkwand bieten genug Schadenspotential selbst bei korrekter Verarbeitung und Planung. Wenn das ein Wohnhaus wäre würden die Schäden wohl noch schlimmer aussehen.

3. Man kann sich darüber austauschen ob in bestimmten Fällen Lehmputz außen funktioniert, gut. Auch ich habe seit Jahren mit Lehm gebaut und auch mit Putz im beregneten Außenbereich experimentiert. Zum Lehmbau gekommen bin ich übrigens im Rahmen einer Weiterbildung in Großfahner, als sich dieser Markt erst zu entwickeln begann.
Aus meinen Versuchen weiß ich das bereits eine kleine Abtropfkante die eine Wasserfahne laufen läßt in kurzer Zeit erhebliche Schäden hervorrufen kann. Je schneller Wasser fließt, je schlimmer die Zerstörung. So etwas zu verhindern ist konstruktiv an einer Fassade praktisch nicht ausführbar. Auch die Oberflächengestaltung ist entscheidend. Glatte, mit der Glättkelle nachverdichtete Oberflächen sind dicht und fest, sie widerstehen flüssigem Wasser viel besser als rauhe, poröse Oberflächen. Aber wie wirken sich solche verdichteten Putze auf den Feuchte- und Wärmehaushalt der Wand aus?
Rauhe Fassadenoberflächen aus wenig verdichtetem Lehmputz mit geringerem Tonanteil bremsen fließendes Wasser und damit dessen Erosionsfähigkeit. Die diffusionsoffene, kapillare Struktur behindert die inneren Wärme- und Feuchteströme nicht. Aber schon geringer Regenmengen werden von dem rauhen, porigen, gut kapillar leitfähigem Lehmputz aufgesaugt und eingelagert. Wenn es in der arabischen Wüste nur ein paarmal im Jahr regnet, kann das ein Gebäude gut verkraften, die eingelagerte Feuchte wirkt als Klimaanlage. Bei uns regnet es aber mehr wie in der Wüste und ist nicht so heiß.

Deshalb meine Empfehlung:
Wer als Laie mit dem Gedanken spielt, selber sein Haus außen mit Lehm zu verputzen weil er gelesen hat das geht, möge die Finger davon lassen, nicht weil Lehmputz Sch.. ist sondern weil ihm die Erfahrung und das Wissen fehlen.
Wer als Profi, sei es nun als Bauleiter, Projektentwickler, Baubetreuer, Planer oder Auftragnehmer so ein Projekt ausführt sollte sich um die Risiken und die Unwägbarkeiten vorher im Klaren sein. Das ist mit einer Bedenkenanmeldung an den Bauherren nicht getan.
Ich würde das nicht umsetzen, weil ich in dem Vorhaben auch keinen Sinn sehe. Den erheblichen Risiken die ein Lehmaußenputz bringt stehen keine Vorteile gegenüber.

Viele Grüße
 
bravo herr böttcher,

sie haben es zusammengefasst und auf den punkt gebracht...da bedarf es keiner weiteren worte mehr...
 
Doch...

...der Georg wieder ;-)

Wie so oft, klar strukturierte, verständliche und nachvollziehbare Erläuterungen aus der Fachwelt.

Danke.

@A. Meisinger:
schweigende Philosophen nützen auch niemandem. Ich bediene mich, so gut es geht, meiner Erfahrungen und dem Gesehenen. Jedoch keiner "Phrasen" ;-)
 
Thema: Kalkputz auf Lehmgefache mit Streckmetall???

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