EnEff 2006: Energie-Impulse für die Bauwirtschaft

Diskutiere EnEff 2006: Energie-Impulse für die Bauwirtschaft im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Die deutsche Bauwirtschaft bekommt Anfang 2006 neue und interessante Impulse. Denn die EU-Richtlinie zur "Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden"...
F

Fachwerk.de

Beiträge
6.432
Die
deutsche Bauwirtschaft bekommt Anfang 2006 neue und interessante Impulse. Denn
die EU-Richtlinie zur "Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden" muss dann in den
Mitgliedsländern der Union umgesetzt werden. In Deutschland laufen die
Vorbereitungen für die neue Energieeinsparverordnung beim Bund und in der
Industrie auf Hochtouren. Vor allem das aus Deutschland stammende technische
Regelwerk kann in Europa als Blaupause dienen. Damit bauen die im Bereich der
Energieeffizienz weltweit führenden deutschen Anlagenbauer, Beleuchtungs-,
Klima-, Bau- und Fassadenspezialisten ihre Position weiter aus. Von zentraler
Bedeutung dabei ist ein jetzt in die aktive Phase getretener Großversuch des
Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) in Stuttgart, der die komplexen
Beziehungen bei Energieerzeugung und <nobr>-verwendung</nobr> in Gebäuden im Maßstab 1:1
abbildet.



Die EU-Richtlinie 2002/91/EG zur "Gesamtenergieeffizienz von
Gebäuden" muss in den Mitgliedsländern der Union bis Anfang 2006 in nationales
Recht umgesetzt werden. In Deutschland wird dafür die seit 2001 eingeführte
Energieeinsparverordnung (EnEV) geändert und ergänzt. Entstehen wird eine neue
Verordnung mit dem Arbeitstitel "Energieeffizienzverordnung" kurz "EnEff 2006".
Das klingt zunächst einmal völlig unspektakulär. Doch wird die neue Verordnung
sehr weit reichende Veränderungen im Gewerbebau nach sich ziehen. Kein Wunder
also, dass in dem grundlegenden "EnEff-Verbundforschungsvorhaben" des Fraunhofer
Instituts für Bauphysik (IBP) nicht nur IBP und Bund sondern auch ein
Industriekonsortium die Kosten von 2,5 Millionen Euro teilen.



Ziel: optimierter Energieverbrauch von Gebäuden



Aber zunächst der Reihe nach. Die bisherige EnEV ist die zur
Zeit rechtsverbindliche Grundlage über "energiesparenden Wärmeschutz und
energiesparende <nobr>(Heiz-)</nobr><span style="font-size: 1px"> </span>Anlagetechnik" für
neue und bestehende Gebäude in Deutschland. Sie führte die Wärmeschutzverordnung
von 1994 und die Heizungsanlagen-Verordnung zusammen und verfolgt das Ziel, den
Energiebedarf in Gebäuden weiter zu senken. Denn bis Ende 2005 soll eine
Energieersparnis von 25% gegenüber dem Verbrauch von 1990 erreicht werden. In
der EnEV bisher unberücksichtigt ist allerdings der Energiebedarf für
Beleuchtung, Belüftung und Klimatisierung. Dies soll nun mit der EnEff 2006
geschehen. Außerdem soll, um der EU-Richtlinie vollständig zu genügen, "...die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden .. nach einer Methode berechnet werden, die
regional differenziert werden kann und bei der zusätzlich zur Wärmedämmung auch
andere Faktoren von wachsender Bedeutung einbezogen werden, z. B.
Heizungssysteme und Klimaanlagen, Nutzung erneuerbarer Energieträger und
Konstruktionsart des Gebäudes." Außerdem sollen Mindestanforderungen für die
Errichtung neuer und die Modernisierung alter Gebäude festgelegt und zur
Kontrolle "Energiebedarfsausweise" für Gebäudeklassen verpflichtend werden.



Entscheidend für die neu zu entwickelnde Bewertungsmethode ist daher der
richtige Ansatz, um aus der großen Vielfalt technischer Anlagen und den
komplizierten Wechselwirkungen zwischen Haustechnik, Bauteilen und Mensch so
etwas wie "Energieeffizienz", also ein Optimum bei Energieerzeugung und
-verbrauch, zu bestimmen. Theoretische Rechenverfahren müssen dazu mit Daten aus
der Praxis bewertet werden. Rechenergebnisse lassen sich so absichern und Über-
oder Unterbewertungen rechtzeitig korrigieren. Das ist vor allem für Planer und
Architekten wichtig. Bislang verwendete man dafür k<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2005/i/0091-ibp.jpg" hspace="3" vspace="3" align="right" alt="Architektur, Büroarchitektur, Energieeffizienz, Fassaden, Glasfassade, Licht, Sonnenschutz, Heizanlage, energiesparende Heizung, Bürogebäude, Energieeffizienz-Richtlinie, Wärmeschutz, Beleuchtung, Klimatisierung, Klimatechnik, Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, Klimaanlagen, Blendschutz">omplizierte
Simulationsmodelle, also Näherungsverfahren, mit denen die Wirklichkeit jedoch
nur unzureichend nachgebildet wird. Damit ist jetzt Schluss, denn das IBP
liefert mit seinem EnEff-Verbundforschungsvorhaben reale Messdaten aus einem
bauphysikalischen Großversuch. Dazu dient eine "Versuchseinrichtung für
energetische und raumklimatische Untersuchungen", kurz VERU (vergleiche
Meldung "Büroarchitektur auf dem Prüfstand"
vom 22.1.2005).



Großversuch VERU weltweit einzigartig



VERU ist ein dreigeschossiges Versuchsgebäude aus Stahlbeton, dem typischen
Materialmix von Verwaltungsbauten. Es steht, klimatisch ideal, in Holzkirchen im
Süden Bayerns auf der "Freilandversuchsstelle" des IBP. In jeder Etage befinden
sich neun quadratische Räume mit jeweils 14 m² Grundfläche, von denen sechs als
"Messzellen" und "Musterbüros" nach DIN-Norm ausgestattet sind. Die Außenwände
jeder Messzelle weisen unterschiedliche Materialien und Fassadenelemente auf,
die das heute übliche Spektrum gängiger Industriefassaden im Neu- und Altbau
abbilden. Mehr als 250 Sensoren erfassen ständig alle relevanten Messdaten über Energieverbräuche, Raumklima und Temperatur, Luftaustausch, Zugluft,
Beleuchtungsintensität, Außentemperatur, Wind, Sonneneinstrahlung und vieles
mehr. Dies ermöglicht weltweit zum ersten Mal vergleichende, interaktive
Untersuchungen im Maßstab 1:1. Neu ist die "integrale Betrachtung" von
Energieaus- und -einträgen durch Fassaden, dem Energieverbrauch für Beheizung,
Kühlung und Beleuchtung, der raumklimatischen und visuellen Behaglichkeit sowie
der wechselseitige Einfluss von Fassadentechnik und den technischen Anlagen des
Gebäudes.



Die Messungen laufen seit Beginn 2005 und bereits Ende April werden erste
Ergebnisse vorliegen. Damit wird es dann ab Ende 2005 erstmals möglich, bei der
Planung von Gebäuden alle technischen Anlagen und Bauelemente so auszuwählen,
dass das Gesamtsystem aus Büronutzern, Energieerzeugern und -verbrauchern
optimiert wird. Das spart dann nicht nur viel Geld bei der technischen
Gebäudeausstattung, sondern sorgt auch für ergonomisch optimal ausgestatte Büros
und dauerhaft niedrige Energiekosten. Der verantwortliche Abteilungsleiter beim
IBP, Hans Erhorn, sagt: "Wir sind bereits sehr bald in der Lage, Nachhaltigkeit
mit Zahlen zu belegen." Das bedeutet eine Abkehr von der bisherigen
Planungspraxis, bei der Bauteil- und Anlagendaten und deren Wechselwirkung
untereinander lediglich im Modell hochgerechnet werden. Erhorn: "Aus
qualitativer Betrachtung wird quantitatives Wissen. Das IBP entwickelt dafür
auch eine neue Software zur Planung energieeffizienter Gebäude."



<center>



<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2005/i/0385-ibp.jpg" vspace="2">

<span style="font-size: 10px">In den "Musterbüros" erfassen mehr als 250 Sensoren alle relevanten
Messdaten über Raumklima und -temperatur, Luftaustausch, Auswirkungen der
Sonneneinstrahlung, Beleuchtungsintensität sowie Energieverbrauch für
Heizung, Kühlung, Belüftung und Beleuchtung unter wechselnden Bedingungen.
Ziel: Belastbare Daten gewinnen für eine Optimierung der Gebäudeplanung,
sinkenden Energieverbrauch und niedrigere Anlagenkosten.</span>
<hr>

</center>



Diese praxisorientierte Bewertungs- und Planungssoftware entsteht parallel zum
Forschungsvorhaben und wird im Laufe des Jahres 2005 marktreif, rechtzeitig zum
Start der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Planer, Architekten und
Investoren wird dies freuen, denn die Vorteile liegen auf der Hand. Neben
umfassender Planungssicherheit werden bisher verborgene Potentiale zur
Kostensenkung erschlossen und die Arbeitsplatz-Qualität mit der Folge erhöhter
Arbeitsproduktivität verbessert. Zugleich bieten sich durch die "integrale
Betrachtung" ganz neue Chancen zur Automatisierung und Steuerung der
Gebäudehülle, ein innovationsstarker Bereich der "Mechatronik-Industrie", in dem
deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen weltweit führend sind.



Die große Bedeutung des Projekts erschließt ein weiterer Blick hinter die
Kulissen. Es ermöglicht dem Bundesbauministerium in Europa vorbildlich
dazustehen, denn mit der jüngst fertig gestellten

DIN 18599 ist es gelungen, als
erstes Mitgliedsland in der EU das technische Regelwerk für die konsequente
Umsetzung der eingangs zitierten EU-Richtlinie zur "Gesamtenergieeffizienz von
Gebäuden" geschaffen zu haben. Damit existiert nun eine "Blaupause" für die
anderen europäischen Länder und eine beispielhafte Umsetzung für die europäische
Normung und den damit verbundenen einheitlichen Marktzugang in ganz Europa, für
den deutsche Unternehmen nun eine ganz hervorragende Ausgangsposition haben.



<div align='right'>Siehe auch:

Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
</div>
 
Thema: EnEff 2006: Energie-Impulse für die Bauwirtschaft

Ähnliche Themen

L
Antworten
5
Aufrufe
2.034
P
J
Antworten
10
Aufrufe
1.458
LehmHandWerk
L
F
Antworten
0
Aufrufe
1.989
Fachwerk.de
F
Zurück
Oben