Aus meinem Fundus
Profanblockbauten/ Rathaus in Eisenbrod
Im Inneren ist alles schlicht und die Blockwände bis Brüstungshöhe verschalt, von hier ab werden die unbehauenen Balken sichtbar und mit ockergelben Anstrich versehen, während ihre mit Lehm gefüllten Zwischenräume hellbraunen Grund tragen.
Höchst originell ist ferner die Deckenkonstruktion.
Zunächst teilt ein größerer Unterzug, welchen in der Mitte ein runder Pfosten stützt, den Raum in zwei Teile, ihm folgen in der Querrichtung die eigentlichen Balken in Entfernung von 1,50 m und darauf endlich, wiederum quer zu jenen, eine Holzdecke aus aneinander gereihten Rundhölzern. Letztere sind im Durchschnitt 15 cm stark und ohne Zwischenräume so zusammengelegt, dass abwechselnd Wipfel -und Stammenden sich berühren, d.h. ihre ungleichen Holzdicken sich der Länge nach ausgleichen. Eine Lehmschicht vertritt den Fußboden. Ähnliche Deckenkonstruktionen sind uns, mit Ausnahme des nördlichen Böhmens, woselbst sie noch einige mal wiederkehren, im übrigen Europa nirgends bekannt; seltsam bleibt es immerhin, ihnen hier zu begegnen, sie gelten sonst für ein Charakteristikum kleinasiatischer Bauernhäuser und der lykischen Felsengräber, an welchen die typisch auftreten. Da letztere teilweise noch aus dem 5. Jahrhundert vor Christi stammen, dürfte auch die Deckenkonstruktion des Eisenbroder Rathauses auf ältere Traditionen zurückgeführt werden können.
Auszug aus ,,Geschichte der Holzbaukunst in Deutschland“, Ein Versuch von Carl Lachner, Leipzig, Verlag von E. A. Seemann, 1887