Dachstuhl
Hallo Paul,
gehörst du etwa zu den Leuten, die beim Kauf eines Wagens einfach in ein Autohaus gehen und dann nur sagen, dass sie einen neuen Wagen wollen, mehr nicht? ;-)
Scherz bei Seite.
Ich stand am Anfang dieses Jahres von einem ähnlichen Problem.
Will auch mein Dach „wohnbar“ machen und bin auf allerlei Aufmerksamkeiten gestoßen.
Zuerst würde ich mir einen Statiker an die Hand nehmen.
Bei einem Dachgeschoß-Ausbau müssen neue Lasten und Tragkräfte angesetzt werden, bei denen du erstmal erkennen kannst, ob deine vorhandenen Balken ausreichen, verstärkt oder gar neu gemacht werden müssen.
Wenn ich mich recht entsinne, müssen heut zu Tage mit Lasten bis zu 300kg / m² gerechnet werden. Da die Dachböden nur als Lagerräume genutzt wurden, sind sie u. U. nicht für solche Lasten ausgelegt.
Wenn du diese Hürde genommen hast, musst du dir als nächstes deine Balkenköpfe und Sparrenweiten angucken, damals baute man mit größeren Abständen, als heute zulässig ist (zum Teil eben auch durch die neu entstehenden Lasten).
Bei mir waren es Abstände von bis zu 140cm von Sparren zu Sparren.
Hinzu kamen geschädigte Balkenköpfe.
Wenn diese Sachlage ermittelt ist, kannst du einen möglichen wichtigen Kostenpunkt erfassen.
(Bei mir kam hier heraus, dass es das „günstigste“ wäre, den alten Dachstuhl abzutragen und einen komplett neuen draufzusetzen), was aber immer von Fall zu Fall zu unterscheiden ist.
Nachdem der Statiker da war, solltest du direkt mit dem Bauamt bzw. ggf. auch der Denkmalpflege Kontakt aufnehmen, welche baurechtlichen /denkmalrechtlichen Vorschriften zu beachten sind.
Wenn du auch dieses abgestimmt hast, würde ich mir zur genauen Kostenschätzung im Anschluss daran Zimmereien / Firmen für den Innenausbau einladen, die dir nach deinen Bedürfnissen und Vorstellungen ein Angebot geben können.
Zum Preis etwas zu sagen, ist natürlich nicht aus der Ferne möglich.
Es spielen zu viele ungewisse Faktoren, baurechtliche Vorschriften und deine eigenen Vorstellungen mit hinein. Um nur einiges zu nennen: Analyse der Bausubstanz auf Tragkraft und Haltbarkeit, Brandschutzbestimmungen F30, F60 oder gar F90?, Aufsparrendämmung oder Zwischensparrendämmung, Stärke der Dämmung und Art der Innenbeplankung, Anzahl der Wände, Türen, Anzahl der Sanitäreinrichtungen und Elektrik …. etc… etc…. etc.
Weiterhin hängt es davon ab, ob und wie viel du ggf. selbst machen kannst?
Was du nicht außer Acht lassen solltest sind Vorschriften für die Energieeinhaltung bei Sanierungen und damit aber auch positiv verbunden mögliche Zuschüsse vom Staat.
Wenn du aber einen Anhaltspunkt haben möchtest, würde ich mindestens mit folgendem rechnen:
Nach deinen Maßen ergibt sich meiner Schätzung nach eine Dachfläche von ca. 120 m² plus ggf. Giebelseiten.
Bei einem möglichen neuen Dachstuhl ohne Selbstbeteilung und Zuschüsse rechne mal mit dem Minimum eines anfänglichen, fünfstelligen Bereiches, alles ohne Einrichtung und Gewähr ;-), Rest eben mehr oder weniger.
Zusätzlich habe ich bei mir einen Mehrkostenpreis von 20 % kalkuliert für Dinge, die man vergessen hat bzw. sich erst beim Ausbau ergeben hatten, womit ich noch recht gut fahre.
Würde es aber, wie mein Vorgänger geschildert hat, auch ähnlich machen, indem du dir ein Limit setzt und guckst, auch evtl. über die vorher bezeichneten Schritte, was du für dein Geld bekommst, und da dann Abstriche machst oder dir noch etwas gönnen kannst.
Das schlimmste, was passieren kann, dass du irgendwann einen halbfertigen Dachausbau hast und dann feststellst, dass man noch hätte warten sollen, weil man nicht alles geklärt hat oder zu wenig kalkulierte.
Mit dem Loch sieht es auf dem Foto nicht ganz so schlimm aus, frage da aber einen Dachdecker oder eine Zimmerei vor Ort, die von außen mal gucken können, ob noch Feuchtigkeit durchs Dach dringen kann. Sollte es dicht sein, trocknet die Feuchtigkeit durch Luftaustausch in der Regel von alleine wieder weg, wenn es nicht zu stark war.
Hoffe, dir ein paar Ideen gegeben zu haben.
Gruß Thomas