Bodenaufbau mal wieder

Diskutiere Bodenaufbau mal wieder im Forum Statik, Aufbau & Konstruktion im Bereich - Hallo, mal wieder eine Frage zum Bodenaufbau. Wir sanieren derzeit ein Haus aus den 30ern. Der ursprüngliche Bodenaufbau war erdberührt...
Fußbodenaufbau

Die offenen Randstreifen beim Estrich sind für den Feuchtehaushalt völlig uninteressant da keine Konvektion stattfindet.
Estrich ist praktisch diffusionsdicht, selbst wenn kann er nach oben rücktrocknen genauso wie der Teppichboden. Da solche Aufbauten gedämmt sind spielt Kondensatausfall keine Rolle.
KONVEKTION, also Luftströme, sind das Medium das Feuchtigkeit von oben nach unten transportiert und nicht Diffusion. Konvektion über Randstreifen ist bei Estrich kein Thema; der Estrich federt nicht wie eine Dielenlage auf Kreuzlattung und wackligem Unterbau mit Hohlraum. Dieses Federn der Dielung- und wenn es nur mm sind- wirkt wie eine Membranpumpe.
Ihre Ansicht ist völlig irrig das mit natürlicher Konvektion eine Austrocknung stattfindet. Das Gegenteil ist der Fall!
Da schneiden findige Heimwerker in die Vorsatzschale an der Außenwand Löcher zur Belüftung. Ergebnis: Eine Wandbewässerungsanlage mit angeschlossener Schimmelzucht. Wer ist dran schuld: Nicht die belüfteten Heimwerker sondern die Gipskartonplatte weil sie "nicht atmen kann".
Wieso entsteht eigentlich hinter Schränken und Bettgiebeln Schimmel, Herr Reisiger? Immerhin gibt es ja einen Spalt zum belüften. Der ist oft noch größer wie der Randstreifen bei der Dielung.
Früher kamen Wandbelüftungsanlagen in Form eingemauerter Schlitze in den Wänden eine Zeit lang in Mode. Das wurde schon damals als falsch erkannt und schnell wieder sein gelassen. Der letzte Schrei in der Richtung waren vor etwa einem halben Jahrhundert die "Knapen`schen Mauerlungen". Die sollten durch Konvektion Mauern austrocknen. Mit verheerenden Ergebnissen. Im Winter kühlten die Wände durch die große Oberfläche noch schneller aus, die Folge war innen noch mehr Kondensatausfall. Im Sommer gab es Sommerkondensation in den kalten, massigen Wänden.
Auch das hat sich schnell wieder erledigt.

Ich wiederhole mich jetzt:
In hohlraumfreien gedämmten Fußbodenaufbauten entstehen nicht diese hohen Dampfdruckdifferenzen wie an Außenwänden, das Temperaturgefälle ist viel kleiner. Deshalb spielt Diffusion hier keine Rolle, selbst Kondensation ist nicht zu befürchten. Die passiert in un- oder schlechtgedämmten Aufbauten wenn warme Innenluft in die Hohlräume unter die Dielung gelangt.
Kondensat entsteht auch auf un- oder schlechtgedämmten Massivböden durch Sommerkondensation, wenn die im Winter ausgekühlten Fußböden von warmer, feuchter Luft umspült werden.
Das mag bei einem Kirchenfußboden für die Besucher egal sein, der dürfte immer feucht und kalt sein aber da wohnt man nicht.
Das mit dem Austrocknen nach oben funktioniert auch nicht so wie gedacht. Verdunstung benötigt Wärme, wenn ich die nicht zuführe passiert gar nichts oder das Gegenteil- es fällt je nach Klimabedingungen Kondensat aus. Es stellt sich ein Feuchtegleichgewicht im Fußboden mit hohem Level ein. Man wundert sich dann wieso Schimmel in der Kirche auftritt und Kunstwerke, von allem Holz, unter der hohen Luftfeuchtigkeit leiden müssen.
Ich empfehle Ihnen dazu sich mit dem Stand der Praxis und der Forschung zu befassen. Publikationen dazu gibt es genug.
Ein paar Beispiele:
Feuchte- und Schimmelschäden- Ursache und Wirkung von Prof. Dr. Gerd Motzke
Salzschäden an Kulturgütern - Stand des Wissens und Forschungsdefizite (DBU- Workshop)
Venzmer u.a. Sanierung feuchter und versalzener Wände
Tagungsberichte und Vorträge der Hanseatischen Sanierungstage
Mauerwerkstrockenlegung und Kellersanierung von Frank Frössel
Bauwerksabdichtung von Dieter Ansorge
usw.
 
Danke Herr Reisinger

für ihre ausführlichen Ausführungen. Als Estrich ist auch eine feinere Körnung in gebundener Form vorgesehen. Was genau meinen Sie mit dem Verbund und wie stelle ich ihn optimal her, um Schüsselungen im Estrich zu verhindern.
Ist es aus ihrer Sicht auch möglich, Zementfluesen oder Terrazzo anschließend einzubringen? Wir werden nicht alle Räume im EG mit Holz belegen. Bad, Flur und HWR bekommen eine andere Oberfläche. Teilweise eben beschriebene aus Rückbau. Wollen diese gerne erhalten. Im HWR sind evtl Fliesen im heutigen Sinne angedacht, wobei wir damit noch nicht ganz warm werden. Evtl ein Ziegelboden. Ich habe Sorge, dass ich die Feuchtediffusion unterbinde.
Bezüglich ungedämmter und hohlraumbesetzten Bereichen unterhalb der Dielung, Herr Böttcher:
Gänzlich ungedämmt ist der Aufbau durch den Blähton ja nicht. Außerdem könnte ich die Hohlräume umgehen, indem ich zwischen die Lagerhölzer eine Schüttung einbringe (Kork oder materialtreu dann den Blähton ungebunden).
 
Fußbodenaufbau

Schön das Sie das mit der Konvektion langsam verstanden haben. Was jetzt noch fehlt ist die Abkehr von dieser Gebetsmühle Diffusion.
Wenn Sie das noch schaffen dann nehmen Sie folgenden Aufbau für den Dielenboden:
ca. 5-7 cm Estrich eben und in Waage eingebaut,glatt ausgerieben
Abdichtung (Folie, Schweißbahn, Dichtschlämme)
Ca. 100 mm Holzfaserdämmung aus druckfesten Platten
in die obere Lage Lattung bündig (oder ein paar mm tiefer) zur Oberfläche der Dämmlage eingelassen
Dielung (Die Dielung muß voll auf den Platten aufliegen, die Latten fixieren nur).
Dieser Aufbau ist billiger, geht schneller, ist nicht so fummelig und dämmt besser. Es gibt keinen Trommeleffekt, keine Membranpumpenwirkung und es knarzt nichts.
Aufbauhöhe ca. 20 Zentimeter.
 
Mit Verbund meine ich Herr Pete, dass die obere feinere Schicht, sich mit der darunterliegende verbindet, so dass keine ungewollten Hohlräume entstehen. Wir hatten einmal den Fall, da hatte eine Estrichfirma nicht so gearbeitet wie Sie es sollte und ein oder zwei Tage später eine feinere Schicht über den Blähtonestrich eingebaut. Leider schüsselte diese dann doch an einer Ecke auf, so dass nachgearbeitet werden musste. Also entweder wird nass in nass gearbeitet, also alles an einem Tag oder die letzte Schicht ist halt etwas dicker und man verringert den Wassergehalt, soweit, dass die Oberfläche gerade noch glatt gezogen werden kann. Wichtig ist auch das absaugen des Fußbodens vor dem Estricheinbau.
Zementfliesen sind möglich, dass ging ja früher auch. Nur werden diese ggf. auch ganz leicht aufschüsseln. Fliesen würde ich ausschließen, da diese jeglichen Feuchteaustausch unterbinden wie Sie richtig schreiben. Ziegelfußböden sind toll. Wenn Sie die Möglichkeit haben, können Sie alte Ziegel aufschneiden, das ergibt eine verrückte Struktur. Cottoplatten sind eine scchöne Sache und sogar die Creatonplatten (20/40). Terrazzo würde ich auch als Möglichkeit unterstützen.
viele Grüße, Michael Reisinger
 
Thema: Bodenaufbau mal wieder
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