"Alternative Wohn- und Betreuungsangebote für Senioren müssen ausgebaut werden"

Diskutiere "Alternative Wohn- und Betreuungsangebote für Senioren müssen ausgebaut werden" im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Angesichts des demographischen Wandels müssen alternative Wohn- und Betreuungsangebote für alte Menschen in Deutschland ausgebaut werden...
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Angesichts
des demographischen Wandels müssen alternative Wohn- und Betreuungsangebote für
alte Menschen in Deutschland ausgebaut werden. Gelingt es nicht, andere
Wohnformen zu verbreiten und entsprechende Maßnahmen in der häuslichen Pflege zu
ergreifen, müssen bis zum Jahr 2050 etwa 800.000 zusätzliche Pflegeplätze
geschaffen werden. Dies erläuterte Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der
Bertelsmann Stiftung, in Berlin bei der Abschlussveranstaltung des
Projektes "Leben und Wohnen im Alter" von Stiftung und Kuratorium Deutsche
Altershilfe (KDA). Zudem müsse die Anzahl der Beschäftigten in Heimeinrichtungen
mehr als verdoppelt werden.



"Die Zahl älterer hilfe- und pflegebedürftiger Menschen wird
deutlich steigen, gleichzeitig akzeptieren aber immer weniger Pflegebedürftige
eine Heimunterbringung. Zudem nimmt die Tragfähigkeit familiärer Netzwerke immer
mehr ab", so Dr. Mohn. Unabhängig davon, dass die damit verbundenen ökonomischen
Belastungen für unsere heutigen Sozialsysteme kaum tragbar seien, wünschten sich
ohnehin immer mehr Seniorinnen und Senioren ein Leben außerhalb der stationären
Einrichtungen. Ziel des im Mai 2002 begonnenen Gemeinschaftsprojekts war,
zukunftsfähige Wohnformen zu ermitteln, weiter zu entwickeln und zu verbreiten.



Alternativen zum Heim fördern und Rahmenbedingungen
verbessern




Eine wichtige Erkenntnis aus dem Projekt ist, dass es eine Reihe
von alternativen Wohnformen gibt, die den zukünftigen Anforderungen gewachsen
sind. So haben sich mit den ambulant betreuten Wohngemeinschaften Alternativen
zum Heim entwickelt, die es ermöglichen, auch bei Pflegebedürftigkeit in einer
eigenen Häuslichkeit innerhalb der vertrauten Nachbarschaft wohnen zu bleiben
und nicht in ein Heim umziehen zu müssen. "Eine im Rahmen des Projektes
erstellte Pilotstudie zu diesen Wohngruppen hat gezeigt, dass hier ein hohes Maß
an Versorgungssicherheit und selbstbestimmter Lebensführung gewährt wird.
Betreute Wohngruppen ermöglichen eine günstige Betreuungssituation, die den
Bewohnerinnen und Bewohnern in vielfältiger Weise zugute kommt", stellte Klaus
Großjohann, Geschäftsführer des KDA, fest. Jedoch erschweren die derzeitigen
Rahmenbedingungen die Umsetzung und Verbreitung solcher alternativen
Wohnangebote. "Sollen diese bedarfsgerechten Wohnalternativen eine Zukunft
haben, dann müssen deren Finanzierungsprobleme sowie Fragen der
ordnungsrechtlichen Abgrenzung zu Heimeinrichtungen gelöst und gleichzeitig neue
Verfahren der Qualitätssicherung erprobt werden", forderte Klaus Großjohann.



Kleinräumige Vernetzung im Wohnquartier - Schlüsselrolle für
die Zukunft




Das Gemeinschaftsprojekt hat auch noch einmal bekräftigt, dass
dem Wohnen in der normalen Wohnung und im vertrauten Wohngebiet in Zukunft eine
Schlüsselrolle zukommt. Dabei wird es nicht nur darum gehen, einzelne Wohnformen
in Richtung auf mehr Wohnqualität, Prävention und soziale Kontakte weiter zu
entwickeln, sondern vor allem darum, die unterschiedlichen Wohn- und
Betreuungsangebote kleinräumig miteinander zu verknüpfen. "Um die Versorgung mit
altersgerechten Wohnangeboten zu sichern, ist vor allem eine Vernetzung und
Integration zukunftsfähiger Wohnmodelle in bestehende Versorgungsstrukturen und
Wohngebiete wichtig", betonte Großjohann. "Nur so lässt es sich vermeiden, die
steigende Zahl Pflegebedürftiger überwiegend in zusätzlichen Pflegeheimen
unterzubringen", so die Überzeugung des KDA-Geschäftsführers.



Eigenverantwortung ermöglichen und fördern



Auch die Strukturen der Altenhilfe müssten darauf ausgerichtet
werden, die Potenziale für Eigeninitiativen, Eigenverantwortung und gegenseitige
Hilfe zu stärken, lautet eine weitere Erkenntnis aus dem Gemeinschaftsprojekt.
Dies erfordert eine Gewichtsverlagerung auf solche Wohn- und Betreuungsformen,
die dies bestmöglich leisten. Deshalb sollte die Altenhilfe ihre Aktivitäten vor
allem dort konzentrieren, wo Alt und Jung zusammenleben, nämlich in den
"normalen" Wohngebieten. "Nur dort wird es gelingen, die Potenziale für
Eigenverantwortung, gegenseitige Hilfe und auch Prävention zu stärken, auf die
wir in Zukunft so stark angewiesen sein werden", unterstrich Staatssekretär
Peter Ruhenstroth-Bauer vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend.



Auszeichnung beispielhafter Quartiersprojekte



Um Projektbeispiele zu ermitteln und bekannt zu machen, die bei
der Umsetzung von Quartierskonzepten schon praktische Erfahrungen gesammelt
haben, wurde im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts der "Werkstatt-Wettbewerb
Quartier" ausgeschrieben. Dessen Preisträger wurden im Rahmen der Veranstaltung
ausgezeichnet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Durchführung dieses
Wettbewerbs wurde durch drei Kooperationspartner sowohl konzeptionell als auch
finanziell wesentlich unterstützt: das Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend, die Stiftung Liebenau in Meckenbeuren und den Bundesverband
Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen in Berlin. Die Preise und
Anerkennungen verliehen Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann
Stiftung, und Staatssekretär Peter Ruhenstroth-Bauer, Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend.



<div align='right'>Siehe auch:

Kuratorium Deutsche Altershilfe
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