Versiegelung
Die ständigen und äußerst penetranten Anpreisungen vom "Bln.Bbg." (was auch immer das sei) Rupnow seines Mittelchens haben mich so weit gebracht, mal im Internet darüber etwas zu recherchieren.
Ich wollte nun endlich mal wissen, was es damit auf sich hat.
Von Herrn Rupnow bekommt man ja keine anständige Auskunft. Bei meinem letzten Disput mit ihm nach dem geheimnisvollen Wirkstoff hatte er als Antwort nur, ich sollte doch selber den "Chemicker" anrufen.
Das Porofin besteht laut Sicherheitsdatenblatt aus einem "isoparaffinischen Kohlenwasserstoffgemisch"
bzw. ist
ein "Benzin-Kohlenwasserstoff".
Die genaue Kennung als Produkt lautet CAS 90622-58-5.
Das Gemisch ist als Lösungsmittel in vielen Produkten verbreitet, so in Farben, Fußbodenölen (z.B. von Trip-Trap),
Rostlösern usw.
Beziehen kann man es unter anderem von der CBR Cölner Benzin- Raffinerie, die es unter dem Handelsnamen COBEROL B 62 vertreiben (da kriegt man es bestimmt auch billiger als bei Herrn Rupnow).
Ich vermute, das dies die Bezugsquelle des Herstellers Hydro Chemie ist.
Im o.g. Datenblatt ist das Porofin zwar als Lösungsmittel und Kunstharz deklariert, das Lösungsmittel ist aber mit einem Anteil von 99,99% angegeben, der Rest als Aromaten.
Das ist praktisch eine chemisch reine Substanz.
Das Lösungsmittel wird als wassergefährdend und gesundheitsschädlich eingestuft. In einem Mischungsverhältnis von 0,6 - 7 Vol.% in Luft ist das Mittel explosiv bei einer Zündtemperatur von 265 °C und einem Flammpunkt von 62°C.
Seine Dichte beträgt ca. 0,764.
Eine Beimischung von dem berühmten und geheimnisvollen Stoff, der die "Wände der Poren lackiert" findet sich also im Porofin nicht, jedenfalls ist sie nicht deklariert.
Was bleibt, ist eine Art Lampenöl.
Nun habe ich trotzdem überlegt, wie man damit drucklos Wände abdichten kann.
Ziegelwände haben Poren.
Diese Poren werden in 3 Gruppen eingeteilt, in Mikroporen (r kleiner 10 hoch -7), deren Füllung nur unter Druck bzw. in der Gasphase möglich ist, in Kapillarporen (r 10 hoch - 7 bis -4), die sich "freiwillig" durch die Kapillarität füllen und Luftporen (r größer 10 hoch- 4)die auch nur unter Druck zu füllen sind.
Diese Porenarten bilden das Gesamtporenvolumen eines Baustoffes.
Die Kapillarporen bilden das scheinbare Porenvolumen als Teil des Gesamtporenvolumens, dieses Volumen kann nur mit Wasser unter Normaldruck gesättigt sein.
Das scheinbare Porenvolumen ist also immer kleiner als das Gesamtporenvolumen.
Was bedeutet das:
Ohne Druck kann nur in den freien Volumenraum der Kapillarporen drucklos injiziert werden, also bei trockenem Mauerwerk.
Kapillar gesättigtes, also nasses Mauerwerk ist drucklos nicht injizierbar.
Auch der bei Porofin angesprochene osmotische Effekt ändert daran nichts.
Wenn ich ein Mittel in eine wassergesättigte Wand einbringe, muß ich:
- entweder die anderen verbliebenen Poren füllen, das geht nur mit Druck und bringt nichts, da ist ja kein Wasser,
- das Volumen der Wand vergrößern- das führt zu Absprengungen oder
- das Wasser aus den Kapillarporen verdrängen.
Das heißt bei Porofin:
Ich kippe Porofin in die Bohrlöcher und unterhalb läuft das Wasser aus der Wand. Das ist Unsinn.
Eins ist unzweifelhaft:
In einer wassergesättigten Wand kann ich kein Mittel drucklos injizieren.
In eine trockene bzw. teilgesättigte Wand kann nur soviel eingebracht werden, wie freier kapillarer Porenraum zur Verfügung steht.
Ein Beispiel:
Bei einer Ziegelwand Dichte 1.750 kg/m³ und einem Gesamtporenvolumen von 29% gibt es ein scheinbares (kapillares) Porenvolumen von 19%.(Beispiel aus Remmers Handbuch Gebäudeinstandsetzung 2007)
Wenn das zu 50% wassergesättigt ist, kann ich 95 l Porofin pro m³ in die Wand einbringen. Dann ist die Hälfte der Poren immer noch wassergefüllt, die andere Hälfte (wenn das geheimnisvolle Mittelchen wirkt)wären hydrophobiert.
Üer die Art dieses geheimnisvollen Mittelchens, falls es das überhaupt gibt, kann man nur spekulieren:
1. Ich glaube nicht, das hier ein neuer Wirkstoff beigemischt wird, der nur exklusiv vom Hersteller praktisch als Monopolist vertrieben wird.
Es taucht nirgenwo bei Porofin etwas von einem Patent auf, das dafür Basis wäre.
Also kann es nur ein Stoff sein, den auch andere verwenden.
Dafür in Frage kommen Silikonverbindungen, die es in Dutzenden von Varianten je nach Awendungszweck auf dem Markt zu kaufen gibt; die Hersteller bauen bei Bedarf sicher auch spezielle Silikone.
In Frage kommen Silikone es in zwei Hauptgruppen gibt. Einmal hochviskose, aber schon in geringer Konzentration wirksame Siloxane und niedrigviskose, in hoher Konzentration wirksame Silane.
Eingesetzt werden sie in wässrigen Emulsionen.
Als Zusatz für Porofin käme also nur ein Alkylalkoxysilan in Frage, das über Hydrolyse zu Silanol und dann durch Kondensation zu Siloxan im Baustoff reagiert.
Dann müssten aber davon erhebliche Wirkstoffmengen im Porofin vorhanden sein.
Nach der Porofinbeschreibung funktioniert der Wirkstoff aber durch Verdunstung des Lösemittels und anschließender Immobilisierung auf der Porenwand.
Diese Widersprüche kann weder der Hersteller noch Herr Rupnow lösen.
Wer sagt eigentlich dem Selberbauer, wieviel von dem Mittel er in die Wand bringen muß, um einen Erfolg zu erzielen?
Wer mißt das Feuchteprofil der Wand und stellt die Durchfeuchtung fest? Wer legt dann die Verfahrensschritte und die Mengen fest?
Übrigens, Gewährleistung:
Der Hersteller bietet ein Jahr für professionelle Verkäufer wie Herrn Rupnow und zwei Jahre für Selbstanwender aus das Produkt.
Also auf die Einhaltung der Zusammensetzung nach internem Werkstandard, nicht auf den Anwendungserfolg bzw. die Wirksamkeit.
Den Nachweis der Wirksamkeit z.B. über ein Prüfzeugnis der Bundesanstalt für Materialprüfung bleibt der Hersteller schuldig.
Mein Fazit:
Ich glaube, der gleiche Effekt wie mit Porofin kann man auch erreichen, wenn man gewöhnliches Lampenöl aus dem Möbeldscounter in eine bitte nicht zu feuchte Ziegelwand kippt.
Am besten ist ein oberflächig mit Kondensat vernässter Putz und eine im Kern trockene Wand.
Wenn man dann noch den Empfehlungen des Herstellers folgt und die überschüssige Feuchte durch fleißiges lüften entfernt, müsste es auch mit Lampenöl klappen. Vielleicht klappt es sogar ohne!
Viele Grüße
p.s. Trotzdem möchte ich gern meinen Wissensdurst bezüglich der Titel von Herrn Rupnow stillen, ich hoffe er nimmt mir meinen Beitrag nicht allzu übel.
Ich habe nicht die Absicht, ihm in sein kleines hydrophobiertes Verkäuferparadies zu kacken, ich will nur meinen fachlichen Horizont erweitern.