RE: Ehel. Federlin Holzschutz Eiche Fachwerk

Diskutiere RE: Ehel. Federlin Holzschutz Eiche Fachwerk im Forum Schädling im Haus im Bereich - Guten Tag Hr. u. Fr. Federlin, Sie haben am 15.01. im Profil angefragt. Da ich keine Adresse ermitteln konnte nun öffentlich die Antwort: 1. Muß...
U

Ulrich Arnold

Beiträge
850
Guten Tag Hr. u. Fr. Federlin, Sie haben am 15.01. im Profil angefragt. Da ich keine Adresse ermitteln konnte nun öffentlich die Antwort:
1. Muß ein Neubau Fachwerk sein? Die Bauweise entstammt einer anderen Zeit, in der andere Anforderungen an Wohnkomfort, Bausubstanz und Bauphysik gestellt wuren. Ich mag historisches Fachwerk und man sollte alles tun um die bestehenden Bauten zu erhalten, aber für zeitgemäße Neubauten gibt es andere Alternativen.
2. Wenn Sie Kernholz der Eiche (Stiel- oder Traubeneiche, KEINE amerikanische Roteiche) verwenden, bauen Sie mit einem Holz, das der Resistenzklasse 2 (bzw. 2-3) zugeordnet werden kann. (Splint ist immer gar nicht resistent!)
Mit diesem Kernholz dürfen Sie in der Gefährdungsklasse 3 ohne chemischen Holzschutz bauen. Gefährdungsklasse 3 bedeutet kurz zusammengefasst bewitterete Außenbauteile ohne Erd- oder Wasserkontakt. Sichtfachwerk fällt in der Regel in Gefährdungsklasse 3, die Schwellenbereiche und ähnliches kann manchmal auch in die Gefährdungsklasse 4 fallen. Dort ist kein einheimisches Holz ohne chemische Behandlung mehr zugelassen.
Erstmal besteht also grundsätzlich die Möglichkeit mit Eichenkernholz ohne chemischen Holzschutz Sichtfachwerk zu erstellen.
Die Schlagregenbelastung hat aber auch Auswirkungen auf die Gesamtkonstruktion weil durch die planmäßigen Fugen im Fachwerk Regenwasser die Ausfachung, Dämmstoffe usw. durchfeuchten kann. Langzeitig extrem durchnässt hält auch Eiche den Pilzsporen nicht stand. Sie müssen also für ihr Objekt spezifisch die Schlagregenbelastung ermitteln. In der untersten Belastungstufe gibt es keine Probleme, in der Belastungsstufe 2 kann es im Einzelfall gut gehen, es kann aber auch schief gehen. Die WTA-Merkblattreihe 8 lässt nur für Beanspruchungsgruppe 1 Sichtfachwerk zu.
3. Ein weiteres Problem ist die Holzfeuchte beim Einbau. Sie Sollten und dürfen kein Holz verbauen, das feuchter als 20 % ist, besser wäre sogar noch trockener. Eiche lässt sich sehr schwer technisch trocknen, Lufttrocknung dauert jahre (Faustformel 1 cm pro Jahr = 8 Jahre für 16/16).
Wird zu nasses Holz eingebaut, bilden sich große Trockenrisse, vor allem schwindet das Holz aber so stark, dass alle Ausfachungen nach spätestens einigen Jahren überarbeitet werden müssen. An Zapfenverbindungen entstehen außerdem noch Spalte. Nasses Holz bedeutet zwangsweise kurzfristig Sanierungsarbeiten. Eine alternative kann ausgebautes Altholz sein, es solte jedoch nicht in Frankreich ein gutes Fachwerk abgerissen werden, um in Deutschland ein neues Fachwerkhaus daraus zu bauen.
4. Chemischer Holzschutz ohne Gift ist Paradox und kann per Definition nicht funktionieren. Wichtig ist mit geprüften Mitteln FACHGERECHT umzugehen, sofern die Holzauswahl einen chemischen Schutz nicht überflüssig macht. (Paracelsus: Die Dosis macht das Gift)
Regelwerke: WTA-Merkblätter, DIN 68364, DIN 68800, DIN 4108, DIN EN 350-2, ....
Ich hoffe diese Angaben konnten Ihnen und anderen helfen für weitere Fragen: www.bauplanungsbuero-arnold.de
mfG.Ulrich Arnold
 
Thema: RE: Ehel. Federlin Holzschutz Eiche Fachwerk
Zurück
Oben