Pilzbehandlung im Keller
Liebe Frau Cyba,
Eigentlich habe ich mir ein wenig mehr Informationen erhofft als den dürren Hinweis:..." Da Beton Zeit seines Lebens abbindet wird auch Wasser in der Wand dazu benutzt und der Austrocknungsprozess wird gewährleistet..."
Ich dachte, es geht um einen Putz und nicht um Beton. Dann wäre ja eine Betonwand immer trocken?
Wenn dieser "Beton" immer weiter hydratisiert, könnte er nicht auch das dafür erforderliche Wasser aus Kondenswasser oder gleich aus der Luftfeuchtigkeit binden? Woher weiß dieser "Beton", das er dafür Wasser nur aus der Wand nehmen darf?
Wieso sind andere, herkömmliche Sanierputze Ihrer Darstellung nach nicht diffusionsoffen bzw. verhindern die Verdunstung von Wasser an der Oberfläche?
Aber da mir solche Informationen von Ihnen fehlen, habe ich mal in meinem Gedächtnis gekramt:
Ich vermute mal, Sie beziehen sich auf das Abbindeverhalten von Dicalciumsilikat (Belit),ein Klinkermineral im Zement bzw. in latenthydraulischen Zusätzen wie Trass, Asche, Schlacke, Puzzolane usw.
Nun habe ich schon als Student in Cottbus bei Frau Prof. Dr. Skwirblis (Spitznahme: Bitumenelli)gelernt, das dieses Klinkermineral über Monate bei geringer Wärmeangabe hydratisiert. Dabei werden Wassermoleküle kristallin gebunden:
Ca2SiO4 + nH2O ergibt CaO x 2SiO2 x nH2O +Ca(OH)2
Allerdings entsteht auch durch die parallel ablaufende Carbonatisierung des Kalkhydrats wieder Wasser (die Formelgleichung spare ich mir).
Ich fasse zusammen:
Fakt 1:
Da dieses Mineral Belit bis max 30% Bestandteil von Zement ist, könnte noch in einigen Monaten nach Aufbringen eine Einlagerung von Wasser in das Mineralgerüst erfolgen.
Fakt 2
Gleichzeitig wird im Bindemittel Zement in anderen Hydratreaktionen (z.B. Ettringit zu Monosulfat) und durch Carbonatisierung des freien und freigesetzten Kalkhydrates Wasser freigesetzt.
Fakt 3
Ob zwischen Wassereinlagerung und Wasserabspaltung bei Abbindereaktionen ein Wassermanko entsteht, kann Frau Cyba nicht nachweisen. Selbst wenn, wage ich zu bezweifeln, ob man damit eine Wand trockenlegen kann.
Fakt 4
Die Behauptung, das diese Wandtrocknung auf ewig, zumindest über Jahrzehnte erfolgt, ist nicht haltbar. Die geringe Menge von Belit im Putz (einige %) und damit das Bindevermögen von Wasser steht in keinem Verhältnis im Vergleich zur Wassermenge in einer feuchten Wand.
Fakt 5
Die Wasseraufnahme durch Kondenswasser und Luftfeuchte bei dieser Reaktion wird völlig außer acht gelassen.
Fakt 6
Die komplexen Vorgänge durch Salztransporte in feuchten Wänden sowie Ausblühungen und Sinterungen von Zementmineralien gerade wie Dicalciumsilikathydrat werden nicht berücksichtigt, entweder aus Unkenntnis oder Vorsatz.
Fakt 7
Die schwerwiegende Behauptung, andere Sanierputze verhindern die Austrocknung "überschüssigen Wassers" auf der Wandoberfläche, wird unbewiesen belassen.
Liebe Frau Cyba, da sind mir doch die Erklärungen Ihrer Konkurenz auf den von Ihnen geschmähten "Trashseiten" noch lieber. Die versprechen wenigsten nur, das die Oberfläche Ihres Putzes trocken aussieht bzw. sich trocken anfühlt.
Wenn ich mit meiner Vermutung zum Wirkmechanismus Ihres Putzes falsch liegen sollte, können Sie mich ja gern berichtigen.
Viele Grüße
Georg Böttcher