Als Info über sonstige Horizontalinjektagen
ein aktueller Fall aus meiner Bauberatung:
"31.5.05
... Leider bin ich zu spät [auf Ihre Homepage] gestossen. Die Katastrophe ist bei mir schon passiert. ... ich bin ein armer Schlucker ... jetzt erst recht wo ich für eine chemische Horizontalsperre Geld ausgegeben habe und ich mein Haus infolge dauernd brennender Augen nicht mehr bewohnen kann. ...
Es besteht folgende Situation:
Vor 4 Wochen wurde im Keller meines Einfamilienhauses in ... eine Horizontalsperre mittels dem Produkt XY von XYZ eingerichtet. Es wurde je eine Horizontalsperre von Aussen resp. von Innen angelegt.
Der Keller ist aus ...-Steinen gebaut, die natürlich die Feuchtigkeit ideal aufnehmen können, deshalb hat es stellenweise schwarze feuchte Flecken im Keller. Auf dem Keller steht ein Haus in Holzständerbauweise. Ich wollte die Holzstruktur durch die aufsteigende Feuchtigkeit schützen, deshalb schien mir die Anwendung dieses Produktes ideal. Der Vertreter der ausführenden Firma hat auch dementsprechend Angst eingeflöst.
Nun ist es so, dass ich seit dem das Produkt in der Mauer ist (4 Wochen) an einer Augen-Reizung leide, sobald ich mich im Haus aufhalte. Ich muss noch erwähnen, dass von uns 6 Personen zuerst 3 betroffen waren. Bei 2 Personen sind die Beschwerden nach 3 Tagen wieder abgeklungen.
Denken Sie, dass es nun noch eine Rettung resp. Lösung meines Problems gibt z.B. durch Abdichten der Wände etc.? Ich bringe das Produkt wohl kaum mehr aus der Mauer.
Mit freundlichen Grüssen
N.N."
Erst dem Sichereitsdatenblatt - nicht der Produktwerbung - ist dann zu entnehmen, was in der teuren Silikat/Wasserglas-Soße alles so drin ist, die da hektoliterweise den arglosen, aber feuchteverängstigten Leutchen aufgedreht und den feuchten Buden eingespritzt wird - bauaufsichtlich natürlich zugelassen!:
u.a. (kommentierter Auszug):
"Verwendung des Stoffes/der Zubereitung: Industriell. Modifizierungsmittel für: Baustoffe .
Gefährliche Inhaltsstoffe:
R-Satz Bezeichnung
R10 R52/53 Entzündlich. Schädlich für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben.
R38 R41 Reizt die Haut. Gefahr ernster Augenschäden.
R10 R20 R36/37 Entzündlich. Gesundheitsschädlich beim Einatmen. Reizt die Augen und die Atmungsorgane.
R10 R35 Entzündlich. Verursacht schwere Verätzungen.
R11 R23/24/25 R39/23/24/25 Leichtentzündlich. Giftig beim Einatmen, Verschlucken und Berührung mit der Haut. Giftig: ernste Gefahr irreversiblen Schadens durch Einatmen, Berührung mit der Haut und durch Verschlucken.
Zusätzliche Gefahrenhinweise für Mensch und Umwelt:
Beim Einatmen von Aerosolnebeln können Gesundheitsschäden auftreten. Produkt hydrolysiert unter Bildung von Methanol (CAS-Nr. 67-56-1). Methanol ist giftig beim Einatmen, Verschlucken und Berührung mit der Haut (T, R23/24/25), führt zu irreversiblen Schäden durch Einatmen, Berührung mit der Haut und durch Verschlucken (T, 39/23/24/25) und ist leichtentzündlich (F, R11).
Hinweise für den Arzt:
Produkt spaltet bei Kontakt mit Wasser (auch im Magen-Darm-Trakt) Methanol in größeren Mengen ab, deshalb Methanolvergiftung in Betracht ziehen und auch die dafür bekannte Latenzzeit von mehreren Tagen beachten!
Hinweise zum Brand- und Explosionsschutz:
Produkt kann Methanol abspalten. Dämpfe können in geschlossenen Räumen mit Luft Gemische bilden, die in Gegenwart von Zündquellen zur Explosion führen, auch in leeren, ungereinigten Behältern. Von Zündquellen fernhalten und nicht rauchen. Maßnahmen gegen elektrostatische Aufladung treffen. Gefährdete Behälter mit Wasser kühlen.
Zu vermeidende Bedingungen: Feuchtigkeit"
KF: Das ist genial. Diese vorgeblich feuchtebekämpfende Tunke darf also nur in allertrockenster Randbedingung eingesetzt werden. Ob das der Anwender wenigstens weiß?
"Zu vermeidende Stoffe: Reagiert mit: Wasser, basischen Stoffen und Säuren. Die Reaktion erfolgt unter Bildung von: Methanol.
Gefährliche Zersetzungsprodukte:
Durch Luftfeuchte, Wasser und protische Mittel: Methanol , Ethanol . Für den in Substanz vorliegenden Silikonanteil gilt: Messungen haben ergeben, daß bei Temperaturen ab ca. 150 °C durch oxidativen Abbau eine geringe Menge Formaldehyd abgespalten wird.
Spezifische Wirkungen im Tierversuch:
Einatmung als Aerosol: Bei technisch maximal erreichbarer Konzentration keine Mortalität im Tierversuch.
Produkt verursacht: Atemnot , Koordinationsstörung .
Beurteilung in Analogie zu einem geprüften, ähnlichen Produkt: 10%ige Verdünnung in Wasser: Reizt die Augen.
Zusätzliche toxikologische Hinweise:
Gefahr ernster Augenschäden. Hydrolyseprodukt(e): Vorsicht! Produkt kann im Magen-Darm-Trakt hydrolysieren und Methanol freisetzen.
Methanol (67-56-1) wirkt lt. Literaturangaben hautentfettend, schleimhautreizend, narkotisch bis hin zu Koma oder Tod. Hautresorption möglich. Nach zeitlicher Verzögerung kann Schädigung von Herz, Nieren, Leber und Sehnerven (Erblindung) eintreten.
Ethanol (64-17-5) wirkt lt. Literatur reizend auf Schleimhäute, schwach reizend auf die Haut, hautentfettend, narkotisch, Leberschäden möglich.
Kennzeichnung (EU) Xi Reizend
R-Satz Bezeichnung
R10 Entzündlich.
R41 Gefahr ernster Augenschäden.
R52/53 Schädlich für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben.
S-Satz Bezeichnung
S23 Dampf/Aerosol nicht einatmen.
S26 Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren.
S39 Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen.
S51 Nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden.
S61 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. Besondere Anweisungen einholen/Sicherheitsdatenblatt zu Rate ziehen."
Kommentar: Immer drauf zu. Hauptsache, bauaufsichtlich zugelassen. Noch ein blühendes Geschäft mit der Angst.