....hier noch mehr.....
Hallo Ralf,
ja das ist so: Frage 5 Fachleute und bekomme 7 Antworten.... ;-)
Hier die 8.:
"Kein Denkmal und das FW kann ruhig unsichtbar werden. "
Mein erster Rat: Verschale das Fachwerk auf der Wetterseite außen auf irgendeine Art und Weise!
Das ist zwar einmal ein größerer bis großer Aufwand. Danach hast du aber keine Probleme mehr mit dem Fachwerk, sprich, der Statik.
Umgekehrt, machst du das nicht, hast du für immer eine Baustelle. Denn ein Sichtfachwerk muss permanent gepflegt werden. Vor allem auf der Wetterseite. D. h., alle 2 - 3 Jahre alle Balkenstöße und Anschlussfugen der Ausfachungen genau kontrollieren. Es reicht nicht "mal schnell" von unten drüber zu gucken, ob sich der Gefachputz schon irgendwo löst. Wenn man das sieht, ist es meistens schon zu spät.
Ich weiß von was ich rede, damit verdiene ich meine Brötchen.. ;-)
Zweiter Rat: Lass dir von niemand irgendetwas von Dampfsperren erzählen! Außer, dass man die niemals in einen Altbau, vor allem nicht in ein Fachwerkhaus, einbauen sollte.
Dampfsperren funktionieren nur wenn sie überall und 100% dicht sind. Klebt man eine solche Sperre auf einen alten, rissigen Balken, ist sie durch die Risse im Holz schon undicht.
Du solltest nur über Dampfbremsen nachdenken und reden.
Thema Dämmung:
Eine Dämmung, egal ob Innen- oder Außendämmung, muss von außen wasser- und winddicht, darf aber nicht luftdicht (gasdicht) sein, damit sie von außen bei Schlagregen nicht nass wird und keine Kaltluft rein "blasen" kann, aber von innen kommende Feuchtigkeit nach außen raus diffundieren (verdunsten) kann.
Von innen soll sie dampfbremsend belegt werden, damit nicht zu schnell / zu viel Feuchtigkeit rein kann.
D. h., der gesamte Wandaufbau, vom Außenanstrich/Fassadenfarbe bis Innenanstrich muss von innen nach außen immer diffusionsoffener werden.
Unbestrittener Fakt ist, dass eine Außendämmung grundsätzlich effektiver und weniger "schadensstiftend" ist als eine Innendämmung. I. d. R. entstehen bei einer Außendämmung weniger Wärmebrücken als bei einer Innendämmung, die da wären: alle in die Außenwände einbindenen Decken und Innenwände, alle Durchdringungen, z. B. Deckenunterzüge, Fenster- und Türleibungen, an den Außenwänden mehr oder wniger press anliegende Treppenwangen, usw.. In Summe kommen so einige m² an ungedämmten Flächen zusammen.
Kann man keine Außendämmung anbringen, bleibt halt nur die Innendämmung.
Gerade für Fachwekhäuser sollte sie individuell für das Haus berechnet werden. Einerseits um den größten Kosten-Nutzen-Effekt zu erzielen, andererseits um keine Schäden zu verursachen. Ein Fachwerk kann ganz schnell zu viel innengedämmt werden! Was zur Folge hat, dass der Taupunkt zu weit im Wandaufbau liegt, sich in dieser Ebene zu viel Kondensat bildet, das nicht schnell genug raus trocknet und deswegen die Balken von innen her verrotten können. Bis man das von außen sieht, ist es garantiert zu spät. Der Zimmerer kriegt einen Auftrag.
Das soll nicht heißen: Also besser gar keine Dämmung. Es soll heißen. Das Geld für eine genaue Berechnung zu investieren, es ist gut angelegtes Geld.
Zu dem was bei dir vorhanden ist:
Bimssteine sind für ein Fachwerk gut. Für mich wären sie nach Lehmsteinen, die zweite Wahl, da sie schon einen recht guten Dämmwerte haben, sehr diffusionsoffen sind und ein Außenputz (Kalkputz) sehr gut darauf hält.. Sollte es dazu kommen, dass du Gefache öffnen musst, kannst du die Steine mit Lehm-Mauermörtel wieder ein mauern. An den Gefachanschlüssen zu den Balken verhält sich ein Lehmmörtel "freundlicher" zum Holz als ein Kalkmörtel. Lehmfugen bleiben auch etwas dichter als Kalkmörtelfugen.
Das Gleiche gilt auch für die Lehmwickel-Decke. Wenn du Öffnungen rein machen musst, verschließe sie wieder mit dem gleichen Material. Wenn du beim Öffnen das auszubauende Material nicht mit sonstigem Schutt und Dreck vermischst, kannst du es 1:1 wieder verwenden. Oder, wenn du den alten Putz runter hole willst, hole ihn so runetr dass die Decke selbst möglichst wenig beschädigt wird und falls Löcher oder Fehlstellen auftauchen, kannst du sie recht easy mit Strohlehm auffüllen/reparieren.
Zu den gemachten Vorschlägen:
Gefache komplett ausräumen und bis nach außen nur Dämmstoff einbauen bedeutet zwar eine bessere Dämmung, vor allem gegen Kälte, je nach Dämmstoff aber u. U. schlechteren Hitzeschutz und weniger Schallschutz.
Dazu bis auf die Ständer alle anderen Balken rauszunehmen halte ich für mehr als gewagt. Ein Fachwerkhaus wurde als solches gebaut, wird durch Rausnehmen von Balken nicht zu einem (modernen) Holzständerbau, der seine Aussteifung durch 20 - 25 mm dicke OSB- od. Sperrholzplatten bekommt. So eine Lösung würde ich mir nur von einem im Fachwerkbau wirklich erfahrenen Statiker vorschlagen und auch berechnen lassen, aber nicht von "jedem dahergelaufenen" Zimmerer "einfach so" machen lassen.
Von einer Vorsatzschale als Innendämmung rate ich eher ab. Meiner Meinung nach sind hohlraumfrei auf die Innenseite der Außenwände geklebte, kapillar leitfähige Dämmungen (HFD-Platten) bauphysikalisch gesehen die bessere Lösung. Eben weil es so keine Hohlräume zwischen Dämmung und Außenwand gibt. Von innen eindiffundierte (Luft-)Feuchtigkeit kann so auch kapillar durch den gesamten Wandaufbau nach außen abgeführt werden. Baut man eine Vorsatzschale, die mit Dämmstoff hinterfüllt wird, muss ÜBERALL gewährleistet sein, dass keine Hohlräume bleiben und im Laufe der Zeit keine entstehen (Thema Setzungen des Dämmstoffs). Verwendet man dazu z. B. die weichen Holzflex-Matten, wirds mit der Kapillarität schon schlechter. Die billige Mineralwolle geht gar nicht!
Wie man eine hohlraumfreie HFD-Innendämmung im Detail baut kannst du bei den bekanntesten Lehmbaustoffhersteller nachlesen. Die bieten ausführliche Arbeitsanleitungen als pdf-Dateien als kostenlose Downloads an.
Zur Decke:
Wenn der Raum über der Decke ungeheizt bleibt, gilt das Gleiche wie für die Außenwände: Von unten nach oben immer diffusionsoffener. D. h., bleibt das DG ein mehr oder weniger ungenutzter Dachboden, muss keine Dampfbremse unter die Decke, wenn die Dämmung und der Bodenbelag auf ihr Feuchtigkeit nach oben raus lässt. Konkret: als Dämmung, z. B. Holzfelx-Matten oder Einblasdämmung, als Bodenbelag z. B. Rauspunddielen auf einer entsprechend hohen Unterkonstruktion.
Ein ungeheizter Raum unter einem gedämmten Dach zählt nicht als geheizt! Dazu wird er im Winter zu kalt.
Wird das DG in absehbarer Zeit, d. h., die nächsten 2, 3, 4 Jahre ausgebaut und bewohnt, gilt das Gleiche wie für Innenwände. Man muss nichts dämmen oder "dampfbremsen". Der Fußboden kann auch vollflächig "abgedichtet" werden. Es entsteht ja im Deckenquerschnitt nirgends Kondensat.
So viel erst mal. Bitte benutze auch die Suchfunktion dieses Forums, deine Fragen wurden alle schon x-mal beantwortet und durch diskutiert. Da kannst du noch mehr "Tage(eher Nächte)" mit verbringen.. ;-)
Nur Mut, nicht verzweifeln und gutes Gelingen!
Gruß,
KH
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