Immobilienwirtschaft und dena streiten um die Art des Energiepasses

Diskutiere Immobilienwirtschaft und dena streiten um die Art des Energiepasses im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Im Vorfeld des in Kürze zu erwartenden Referentenentwurfs der novellierten Energieeinsparverordnung haben Spitzenverbände der...
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Im
Vorfeld des in Kürze zu erwartenden Referentenentwurfs der novellierten
Energieeinsparverordnung haben Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft -
nämlich GdW, BFW und Haus & Grund - mit Hilfe eines Praxistests "große Mängel an
Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit der Ergebnisse des bedarfsbasierten
Energieausweises" ausgemacht. Vor diesem Hintergrund fordern die Verbände mit
der Einführung des Ausweises in Deutschland die freie Wahlmöglichkeit für
Vermieter und Eigentümer zwischen bedarfs- und verbrauchsorientierter Variante.



"Der bedarfsorientierte Energieausweis liefert keine genaueren
Informationen über die Energieeffizienz und auch keine höhere Transparenz auf
dem Wohnungsmarkt als ein verbrauchsorientierter Ausweis", stellte Haus &
Grund-Generalsekretär Dr. Andreas Stücke angesichts des durchgeführten
Praxistests der Spitzenverbände fest. So unterschieden sich die Kennwerte für
den Primärenergiebedarf um bis zu 60 Prozent bei der Bewertung ein und desselben
Gebäudes (mehr über
Verbrauchs- und Bedarfspaß
).



BFW-Präsident Walter Rasch erläuterte, dass der Feldversuch der
Deutschen Energieagentur (dena) zur Praxistauglichkeit der bedarfsorientierten
Ausweises Lücken aufweisen würde, die die Spitzenverbände mit dem nun
vorgelegten Praxistest hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Ergebnisse gefüllt
hätten. Daneben habe man bereits frühzeitig eigene Modelle für
verbrauchsbasierte Ausweise entwickelt



GdW-Präsident Lutz Freitag erläuterte die Ergebnisse des
Praxistests im Detail und wies auf stark abweichende Bewertungen verschiedener
bedarfsorientierter Energieausweise hin, die im Auftrag der Spitzenverbände bei
mehreren bei der (dena) gelisteten Ausstellern unabhängig für ein Mehr- und ein
Einfamilienhaus in Auftrag gegeben wurden. Insgesamt seien die abweichenden
Ergebnisse im Wesentlichen auf die unterschiedlichen Eingangsdaten, d.h. die
unterschiedliche Bewertung des Gebäudes und seiner Anlagentechnik bzw. des
beheizten Wohnraums durch die Aussteller der Energieausweise, zurückzuführen.



Neben den unterschiedlichen Kennwerten für den
Primärenergiebedarf boten auch die Preise für die Energieausweise kein
einheitliches Bild. Bei identischen Verfahren lagen sie



  • für das Mehrfamilienhaus zwischen 550 und 1.070 Euro,
  • beim Einfamilienhaus zwischen 232 und 414 Euro.
Damit lagen diese überwiegend außerhalb der im
Evaluierungsbericht zum Feldversuch der dena angegebenen Bandbreiten für die
Kosten der Energieausweise von 100 bis 300 Euro für Einfamilienhäuser und 200
bis 500 Euro für Mehrfamilienhäuser. Ebenso seien die Sanierungs- und
Modernisierungsempfehlungen in den Ausweisen sehr unterschiedlich und subjektiv
geprägt. "Bedenklich stimmen vor allem Sanierungshinweise, die unwirtschaftlich
sind", kritisierte Freitag.



Energieausweis eigne sich laut GdW, BFW und Haus & Grund
nicht als Konjunkturprogramm




Nach Ansicht von Andreas Stücke könne der Energieausweis vor dem
Hintergrund dieser Ergebnisse nicht mehr als eine Erstinformation für den
Eigentümer oder Vermieter darstellen und das Thema Energieverbrauch stärker in
das Bewusstsein bringen. "Als Konjunkturprogramm eignet er sich jedoch nicht.
Genauso wenig ist damit ein verbesserter Verbraucherschutz zu erreichen",
unterstrich Stücke. Auch Investitionen in energiesparende Maßnahmen werden nach
Auffassung der Spitzenverbände nicht durch den Energieausweis ausgelöst. Solche
Entscheidungen würden vielmehr durch die Investitionsprogramme der
Bundesregierung zur Gebäudesanierung und Energieeinsparung angesichts aktueller
Energiepreissteigerungen positiv beeinflusst.



dena weist Kritik zurück



"Die Spitzenverbände der Wohnungswirtschaft können den
bedarfsorientierten Energiepass nicht erschüttern", mit diesen Worten weist
Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), die
geäußerte Kritik der Verbände GdW, BFW und Haus & Grund am bedarfsorientierten
Energiepass zurück. "Die Ergebnisse, die die Verbände der Wohnungswirtschaft
heute vorgestellt haben, halten wir nicht für belastbar. Im Praxistest wurden
lediglich zwei Gebäude überprüft. Dies kann nicht als eine repräsentative
Untersuchung des bedarfsbasierten Energiepasses angesehen werden", ergänzt
Kohler.



zur Erinnerung: Die dena hat im Auftrag der
Bundesregierung einen bedarfsbasierten Energiepass entwickelt und in einem
Feldversuch an über 4.100 Gebäuden erprobt. Die Ergebnisse seien laut dena sehr
positiv gewesen: Der dena-Energiepass werde ...



  • von Wohnungs- und Hausbesitzern verstanden und
  • am Markt akzeptiert,
  • er sei zu niedrigen Kosten erstellbar und
  • könne dem Modernisierungsmarkt neue Impulse zur Schaffung von
    Arbeitsplätzen geben.
Die aus dem Feldversuch resultierenden Erkenntnisse und
Verbesserungsansätze wurden den verantwortlichen Ministerien zur Verfügung
gestellt und fließen / flossen in die Ausgestaltung des gesetzlichen
Energiepasses ein.



"Der gesetzliche Energiepass ist eine gute Basis für die
Beurteilung der energetischen Qualität von Gebäuden. Darüber hinaus unterstützen
wir ein freiwilliges und von der Wirtschaft getragenes
Qualitätssicherungssystem, das die Ausstellung von Energiepässen weiter
standardisiert und so das Vertrauen der Gebäudeeigentümer und Mieter in den
Energiepass stärkt", ist sich Kohler sicher.



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