Hausbock in den Deckenbalken

[Irubis]

Hallo und guten Tag,

ich bin neu hier und habe direkt eine Frage.
Wir (meine Frau und ich) sind Eigentümer eines alten Bauernhauses das wir mit viel Mühe und Geld renoviert haben. Nun stellen wir fest, dass im OG einige Deckenbalken (max. Querschnitt 20x20 cm) offensichtlich von einem Hausbock befallen sind. Nachdem ich einige Fraßgänge freigelegt hatte, sah ich das eindeutige Fraßbild eines Hausbocks. Leider finde ich die Mistviecher nicht und erreiche sie offensichtlich nicht mit meinem eingesprühtem Gift. Zwar hatten wir alle Balken ausgetauscht, die irgendwie nach Hausbockbefall aussahen, aber offensichtlich sind uns einige durchgegangen.

Es sind insgesamt 2 Räume, wo ich die Spuren sehe und den Hausbock ab und zu auch hören kann. Ich verfahre nun so, dass ich ein Hochleistungsheizgebläse reingestellt und alles abgedichtet habe. Im Moment bläst der Heizlüfter seit 2 Stunden und hält unter der Decke gut 65 Grad Celsius.
Meine Frage ist, wie lange ich den Raum beheizen muss, bis die Balken (dort 18x18 cm) durchtemperiert sind damit das Hausböcke getötet werden. Habt ihr irgendwelche Richtwerte?

Vielen Dank für Antworten

 

[oliS]

Richtwerte gibt es dafür nicht, du brauchst Messwerte.
Das Holz muss an allen Seiten, auch außen, sowie im Kern, auch an unzugänglichen Stellen wie z.B. den Balkenauflagern in den Wänden, für 60 Minuten eine Temperatur von 55 °C halten.
Ich denke das wird so einfach wie ihr euch es vorstellt nicht funktionieren.

 

[Irubis]

Ich denke das wird so einfach wie ihr euch es vorstellt nicht funktionieren.

Warum nicht? Der Raum hatte über 7 Stunden durchgängig 65 Grad C. Ich denke, dass die Balken durchwärmt waren. Beim nächsten Raum werde ich von oben durch die Decke ein 3mm Loch in den Balken bohren und dort einen dünnen Messfühler einstecken.

 

[Holzer]

Oli hatte doch ausgeführt, wo es Probleme geben kann. Und ich kann die Einschätzung bestätigen. Die Randbereiche/Mauerauflager erreicht man schlecht.

Habe vor einiger Zeit ähnliches probiert. Bei mir war es die Balkenlage über dem ehem. Kuhstall, da waren einige angefressene Balken, wobei ich da keinen aktiven Befall feststellen konnte. Die Balken lagen komplett frei, oben drauf hab ich Folie gespannt. Ein Bereich von ca. 4 mal 6m. Im Raum darunter habe ich eine 63KW Heizölkanone aufgestellt. ( Vorsicht Brandgefahr, Nachahmung auf eigene Gefahr ).
Des weiteren hab ich einen Datenlogger mit einigen Temperaturfühlern besorgt welche ich in die Balken gebohrt verteilt hab. Ich hab da ca. 12 Std geheizt und ca. 100€ Diesel verbraucht. Die freiliegenden Bereiche waren längst ausreichend erhitzt. Im Bereich der Sandsteinaußenmauer waren es aber lediglich 40-50 Grad. Hab dann aufgegeben. Da müsste man wohl schon das ganze Haus einpacken und im großen Stil heizen... eher nichts zum selbermachen.

 

[Irubis]

Ich werde mal abwarten und versuchen, die Zugangsstellen für die Eiablage zu finden und diese käferabschreckend behandeln. Wenn meine Hitzebehandlung Erfolg zeigt, dann werde ich die Balken genau beobachten ob sich neuer aktiver Befall zeigt und sie dann wiederholen. Ich denke, dass ich die Larven damit langfristig wegbekomme. Da ich aber auch von oben an die Auflager drankomme, wäre es möglich, Holzwurmmittel in dem Bereich mittels Druck einzuspritzen.

 

[Ruhestand]

Borsalzlösung!

 

[Irubis]

Hab mir schon 5 Kg bestellt.

 

[oliS]

Da ich aber auch von oben an die Auflager drankomme

Wie geht dass?
Die Balken stecken ja gewöhnlich in der Wand und sind ausgemauert.

 

[Mondscheinbauer]

Also wenn bei euch wirklich die Bockkäfer (Nachtrag, natürlich die Larven) am wüten sind, lasst den Profi ran. Holzwürmer kille ich ja auch selbst (25% Salmiakgeist), aber bis auf Melkschemel haben Möbelstücke ja keine statische Relevanz.

Vorsichtig, der Daniel

 

[Holzer]

Wüten tun die Larven, nicht die Käfer.

Profi ranlassen... mein Eindruck ist, dass die Verzweiflung(/Angst vorm Hausbok) gerne ausgenutzt wird, um absurde Preise abzurufen. Ein unverbindlicher Kostenvoranschlag anhand von Bruttorauminhalt oder Plänen geht natürlich nicht, sondern ausschließlich mit kostenpflichtiger Vorortberatung.

 

[Ruhestand]

die Zugangsstellen für die Eiablage zu finden

bleibt in der Praxis weitestgehend erfolglos.
Mit Borsalz bis du erstmal auf dem richtigen Weg

im OG einige Deckenbalken

Der Hausbock zieht am liebsten in warmes und leicht feuchtes Holz ein.
Schau mal, ob es da auf dem Dachboden Näßeanzeichen gibt.

Mit einem 12er - 14er Holzbohrer mach mal paar Probebohrungen im Befallbereich,
das kann Aufschluss über die Befallintensität geben.

Dass die Larven nicht, wie bereits richtig gestellt, der Käfer, am wüten sind,
wage ich zu bezweifeln.
Da könntet ihr nicht mehr schlafen, wegen der Fraßgeräusche.

 

[Holzer]

auch hören kann

Wie genau kannst du die Geräusche orten?

Hochleistungsheizgebläse

Was hast du da genau?

unter der Decke gut 65 Grad Celsius

das denke ich, ist viel zu wenig

durchtemperiert .... irgendwelche Richtwerte?

wir wissen ja nicht mal wie deine Decke aufgebaut ist

Der Raum hatte über 7 Stunden durchgängig 65 Grad C

Profis arbeiten mit 120°C heißer Luft über viele Stunden

Ich nehme an, es handelt sich um eine geschlossene Decke. Laut Profi müssen die Balken von mindestens 3 Seiten mit heißer Luft umspült sein, sonst ginge es gar nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass mit entsprechend sehr langer Aufheizzeit auch geschlossene Decken durchwärmt werden können. Sollte in den Zwischenräumen noch Schüttung sein, dauert es entsprechend noch länger.

Ich denke, dass die Balken durchwärmt waren

ich wär mir da nicht so sicher.
Hast du die Decke von oben zur Behandlung abgedichtet und gedämmt? wenn nicht, denke ich bekommst du die Decke mit 65° warmer Luft von unten NIEMALS durchtemperiert. Der Wärmeverlust nach oben ist dann viel größer, als die Wärmezufuhr von unten. Man stelle sich das Temperaturgefälle im Bauteil vor: unten 65°, oben 30°(?) in der Mitte ??.

genau beobachten ob sich neuer aktiver Befall zeigt und sie dann wiederholen.

Neubefall ist eher unwahrscheinlich...

Beim nächsten Raum werde ich von oben durch die Decke ein 3mm Loch in den Balken bohren und dort einen dünnen Messfühler einstecken

Das ist der deutlich bessere Ansatz, um den Behandlungserfolg zu überprüfen.

 

[Irubis]

Aufbau der Decke:

Deckenbalken, darauf eine 32mm Dielung. Für die Zeit der Erhitzung werden noch zusätzlich 200 mm dicke Steinwollmatten aufgelegt. Wegen der Dielung könnte ich auch die Balkenköpfe von oben erreichen, anbohren und Gift reinpressen.

Es sind insgesamt 4 Balken, Gesamtlänge 18m. Kosten für Mikrowellenbehandlung OHNE Balkenköpfe 5200 €!!!

Versteht ihr nun, wieso ich es zunächst selbst mit Hitze versuche?

Die Hausbockmadenbei ihrem holzzerstörerischen Handwerk hört man tatsächlich ohne Hilfsmittel,

Wenn ich die Mistviecher nicht gekillt kriege, baue ich notfalls die Dielung aus und wechsel die Balken aus. 5200 € für den Kammerjäger sind m.E. absurd hoch.

 

[Holzer]

Verstehen kann ich deine Motivation sehr wohl...

Also ist die Decke nach unten offen mit Sichtbalken?
Dann könnte ich mir vorstellen, dass es -insbesondere mit aufgelegter Dämmung- nicht ganz aussichtslos ist. Ich würde jedoch versuchen die Temperatur noch zu erhöhen(zweiter Heizer?) und/oder die Einwirkungsdauer vergrößern. Du kannst ja mal berichten, wenn du das nächste mal mit Temperaturmessung im Holz arbeitest.

Was hast du denn nun für ein Gerät??
Ich habe auch mal mit einem alten elektrischen Saunaofen (glaube 6kW) experimentiert, allerdings nur um Möbelstücke zu behandeln. Das reicht für einen Schrank in einem Folienverschlag (Ohne Dämmung). Ob man damit eine ganze Decke erwärmt bekäme, glaub ich eher nicht. Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

 

[Holzer]

Die Hausbockmadenbei ihrem holzzerstörerischen Handwerk hört man tatsächlich ohne Hilfsmittel

Ich meine, dass ich auch schon mal solche Fraßgeräusche gehört habe. Wie Nasowas schreibt, kann sowas schon schlaflose Nächte bereiten, allerdings nicht wegen der Lautstärke, sondern wegen der Sorge, die mit den Geräuschen einhergeht

Meine Frage war jedoch nicht, ob man sie hören kann, sondern ob du feststellen kannst, WO die Geräusche grad herkommen. Ich hätte im Schlafzimmer nicht sagen können, ob die aus dem Fachwerk, dem Dachstuhl oder den Deckenbalken kommen. Fraßgänge finden sich in einem 300 Jahre alten Haus fast überall, wirklich substanzielle Schäden gab es aber im Wohnbereich nicht. Frische Nagsel (ausgeworfenes Holzmehl) hab ich im Haus auch noch nicht gefunden, außen auf der Fensterbank schon mal... so kann ich den Befall eher lokalisieren als am Geräusch.

 

[Irubis]

ich konnte aufgrund des Geräusches feststellen, wo ungefähr, d.h. in welchem Balken der Wurm sitzt. Teils fand ich auch Holzmehl unter den Balken. Allerdings scheinen die Schäden noch nicht allzugroß zu sein.

 

[Ruhestand]

in welchem Balken der Wurm sitzt

Den hört man/frau nicht!

 

[Ruhestand]

Teils fand ich auch Holzmehl unter den Balken

Das ist für den Hausbock untypisch und
deutet tatsächlich eher auf Wurmbefall (relativ unbedenklich).
Die Hausbockmade ist ein "kluges Kerlchen", sie verstopft ihre Frassgänge hinter sich und geht an das alte Zeug nicht mehr ran!
Typisch sind die ca. 4-6 mm großen, meist kreisrunden Ausfluglöcher des Käfers.

Ich hätte im Schlafzimmer nicht sagen können, ob die aus dem Fachwerk, dem Dachstuhl oder den Deckenbalken kommen.

Da ist zweifellos was dran!

Nachdem ich einige Fraßgänge freigelegt hatte, sah ich das eindeutige Fraßbild eines Hausbocks.

Das heißt nicht unbedingt, dass diese Balken noch "belebt" sind.
Kann uralt sein!
Ich verweise nochmal auf:

Der Hausbock zieht am liebsten in warmes und leicht feuchtes Holz ein.
Schau mal, ob es da auf dem Dachboden Näßeanzeichen gibt.

 

[Holzer]

Und die Art/Leistung deines Heizlüfters verrätst du weiterhin nicht?
Ich wäre tatsächlich an einem Erfahrungsbericht interessiert, insbesondere, welche Kern- Temperaturen du damit wie schnell erreichst.

Möglicherweise kommt der Befall im Wirkungsbereich einer Zentralheizung auch so langsam zum Erliegen? Zumindest die Nagekäfer, von denen ich reichlich hatte, haben im Innenbereich inzwischen scheinbar komplett aufgegeben, ohne irgendeine Bekämpfung.
Der Hausbock soll hartnäckiger sein... aber die Holzfeuchten in beheizten Räumen müssten auch für ihn grenzwertig sein. Halt auch schwierig zu dem Thema unabhängige Infos zu bekommen. Im WWW sind natürlich die Schädlingsbekämpfer sehr präsent.

 

[KHH]

Ich habe auch mal mit einem alten elektrischen Saunaofen (glaube 6kW) experimentiert, allerdings nur um Möbelstücke zu behandeln. Das reicht für einen Schrank in einem Folienverschlag (Ohne Dämmung). Ob man damit eine ganze Decke erwärmt bekäme, glaub ich eher nicht.

Wieso nicht? Man kriegt damit ja auch ne ganze Sauna auf 110° hoch geheizt. Inkl. zig Tonnen schwitzendend Fleischs....