Kapillarität
Hallo Mladen,
natürlich kann Kondensat das sich auf einer Wand bildet durch Kapillartransport in der Wand verteilt werden. Die Wand fühlt sich dabei trocken an bzw. sieht trocken aus. Das geht aber nur eine Weile gut. Wenn ständig Kondensat nachgeliefert wird und zwar mehr als wieder verdunsten kann, sind die Baustoffe irgendwann einmal feuchtegesättigt.
Wenn die Wand einen dichten Belag hat, z.B. Fliesen, dann verbleibt das Kondensat an der Oberfläche, irgendwann rollen die ersten Tropfen herab. So eine Wand sieht schon bei wenig Kondensatanfall nass aus, bleibt im Inneren aber trockener als im ersten Fall.
Dann kann Wasser gasförmig in eine Wand diffundieren. Wenn in der Wand die Temperatur weit genug absinkt (Taupunkt) dann kann auch in der Wand Wasser kondensieren.
Dieses Szenario ist also möglich, wird m.E. aber maßlos überschätzt. Die kapillare Transportleistung ist ca. 100- fach höher als die durch Diffusion.
Was die 150 m betrifft:
Bei Baustoffen sind solche Angaben unüblich.
Eine Ausnahme bilden Lockergesteine die im Erd- und Grundbau eingesetzt werden, also bindige bzw. nichtbindiger Bodenarten.
Dort werden die kapillaren Eigenschaften durch zwei Kennziffern beschrieben, einmal die kapillare Steighöhe und dann noch der Durchlässigkeitsbeiwert.
Mit der kapillaren Steighöhe bezeichnet man den Abstand zwischen Grundwasserspiegel und Oberkante der geschlossenen Kapillarwasserzone. Angegeben wird sie in Meter.
Die Wasserdurchlässigkeit eines Bodens wird durch den Durchlässigkeitsbeiwert k in cm/s oder m/s angegeben. Es ist die Geschwindigkeit, mit der das Wasser durch den Boden sickert bzw. kapillar eindringt.
Beide werden im Labor durch Versuche bestimmt (Versuchsgerät von Beskow, Durchlässigkeitsgerät mit konstanter Druckhöhe).
Hier einige Werte von Bodenarten:
1. kapillare Steighöhe
sandiger Kies, Feinkies 0,2m
Grobsand, schluffiger Kies bis 0,5 m
Mittel- und Feinsand bis 1,5 m
Schluff bis 15 m
Ton bis über 50 m
2. Durchlässigkeit
Kiese 10 mm/s
Sande 1 mm/s,
Feinsand 0,1 mm/s,
schwach bindige Böden: 10 hoch -5 bis 10 hoch -7 m/s,
Ton 10 hoch -8 bis 10 hoch -10 m/s.
Es gibt also einen Zusammenhang zwischen kapillarer Steighöhe und der Durchlässigkeit.
Je kleiner die Kapillaren, je größer die Steighöhe. Da aber dabei die Reibung immer größer wird, nehmen proportional zur Steighöhe die Steiggeschwindigkeit und damit die Menge des transportierten Wassers ab.
Die Angabe, das Wasser kapillar in Ziegeln bis 150 m hoch steigen kann, ist theoretische Spiegelfechterei und hat praktisch keine Bedeutung.
Es gibt keine Wand aus einem 150 m hohen, gleichmäßig zusammengesetzten Ziegel, der unten im Grundwasser steht. Und wenn wäre das ein wasserundurchlässiger Baustoff, die Transportleistung wäre praktisch gleich 0.
Viele Grüße