Schimmel in der Wohnung
ist natürlich etwas, was da nicht hin gehört.
Den Krankheitswert des Schimmelbefalls muss man aber auch differenzierter sehen.
wenn wir einen schönen Waldspaziergang machen oder unseren Kompost im Garten umschaufeln, sind wir ganz sicher auch einer Belastung von Schimelpilzen o-ä. in der Atemluft ausgesetzt, was uns keineswegs beunruhigt.
Zu Recht, denn schwerwiegende Infektionen mit Schimmelpilzen (z.B. der Lunge) sind sehr selten und kommen eigentlich nur bei immungeschwächten Personen vor. Die Toxinwirkung mancher Pilze wird über die Luft gar nicht übertragen, sondern nur durch Nachrungsaufnahme (z.B. Ochratoxin in schimmeligem Getreide oder Aflatoxine auf schimmeligem Brot).
Nebenbei tragen wir auch immer ein paar Pilze auf der Haut oder im Mund mit uns herum und geben sie auch gerne weiter.
Es ist auch schlicht nicht nachweisbar, ob eine von den seltenen Pilz-Infektionen von der schimmeligen Wandecke, vom gammeligen Duschvohang, vom letzten Waldspaziergang oder vom Kanarienvogel gekommen ist.
Nicht dass ich gerne Schimmel in der Wohnung hätte, die bauzerstörene und äesthetische Wirkung der Pilze dürfte in der Zahl die tatsächliche gesundheitliche Wirkung aber deutlich überschreiten.
In dem Onlinezitat steht, das die Initiative, die WDVS in den USA zu verbieten, von einer Senatorin ausgegangen ist, deren Angehörige, die ein einem schimmeligen Haus gewohnt hat, im Kindesalter an einem Hirntumor leidet. Hier einen Zusammenhang zu sehen, halte ich gelinde gesagt für irrational.
In den USA wird aber sicher manches anders öffentlich bewertet als bei uns und gebaut wird sowieso anders.
Unser Problem ist wohl eher, dass wir von Amts wegen zum Heizenergiesparen verdonnert worden sind, ohne das sich vorher jemand Gedanken gemacht hat, ob das mit unseren übrigen Wohnansprüchen (überall gemütlich warm, preiswert, ewig haltbar, comfortabel, T-shirt im Winter, Lüften nur wenn's zu warm ist, steril) zu vereinbaren ist und ob der Aufwand hierfür nicht auch energetisch sehr teuer bezahlt ist.
Wenn die Sanierer und Bauherren beliebig Knete hätten, würde man sicher schimmelfreie hochgedämmte Bauten errichten können (meist funktioniert ja heute schon), dann würden unsere Baudenkmäler aber wohl ganz anders aussehen und das Wohngefühl wäre wie in einem modernen Kaufhaus.
Bis dahin sollten wir vielleicht doch wieder etwas mehr lüften (die Feuchtigkeit geht eben nur mit der warmen Luft nach draußen) und uns aber auch nicht von der Angst leiten lassen, dass ein Schimmelfleck die Bude unbewohnbar macht.
Gruß Götz