Holztreppe Wurmschäden ausbessern

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Stefan39

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holztreppe-treppe-stufen-i26471_2021111375045.jpgwir haben eine schöne Holztreppe aus Fichtenholz, Baujahr 1922. Die Stufen wurden von den Vorbesitzern mit Vinyl beklebt.
Nach dem Entfernen des Belages und dem ersten Abschleifen kamen an den Stufen die Schäden zum Vorschein, die auf den Fotos zu sehen sind.

Eigentlich wollten wir die Treppe nach dem Abschleifen Ölen. Wenn wir nun aber zuvor die Wurmlöcher mit Holzkitt oder Holzspachtel füllen und danach Ölen, werden sich die ausgebessterten Stellen doch sicherlich farblich stark unterscheiden? Oder gibt es Spezialprodukte?

Eine Alternative wäre ein deckender Farbanstrich. Haben Sie Erfahrungen mit farbigem Treppenlack auf Fichtenholz-Stufen? Die Treppe befindet sich oberhalb des Kellerabganges und ist aufgrund des Temperaturunterschiedes unterhalb und oberhalb der Treppe womöglich stärkeren Spannungen ausgesetzt. Jedoch haben wir sie auch von unten mit Hanfwolle gedämmt. Hier müsste der Lack die Bewegungen des Holzes aushalten können.

Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Zeit!
Stefan Kraiss
 
Holztreppe überarbeiten

Jede Lösung wird in irgendeiner Form sichtbar sein. Da es offensichtlich nur die Vorderkanten der Trittstufen betrifft, würde ich die vorderen 5-6cm (so, dass der am stärksten perforierte Teil erfasst wird) etwa 1cm abfräsen und ein neuen Stück einleimen. Nach 2-3 Jahren ist das neue Holz so stark nachgedunkelt, dass es nicht mehr auffällt.

Wir haben das Gleiche mit unserer Treppe gemacht, doch da wir sie ausbauen konnten, habe ich sie zerlegt und die Kanten von den zwei untersten Stufen komplett ersetzt:
https://www.hausen8.de/artikel/ueberarbeitung-der-treppe
https://www.hausen8.de/artikel/einbau-der-dachbodentreppe

Heute sind die neu eingefügten Hölzer kaum mehr zu erkennen. Ich würde übrigens kein Hartwachsöl nehmen, sondern ein wachsfreies Fußbodenöl. Das festigt die obere Holzschicht und insbesondere verwurmte Bereiche noch einmal intensiv.

Viele Grüße
Tilman
 
Sie haben da...

...keine schöne Treppe aus Fichtenholz, sondern eine grenzwertig ausgefressene Treppe aus Kiefer.

Letzteres ist zweitrangig, ersteres ein Problem. Die Anobienschäden sind gravierend und nicht nur oberflächig, d.h. die gesamte Vorderkante, an der Kiefernsplintholz anliegt, ist durchgehend mehr oder weniger brüchig.

Ich würde die Trittstufen komplett mit einem 15-20mm starkem Hartholz (Esche oder Eiche) aufdoppeln. Das wäre die aufwändigste und solideste Variante, wenn's denn die Tritthöhe hergibt.

Alternativ: Nicht wesentlich weniger aufwändig, aber weniger materialintensiv ist es, die Vorderkanten zurückzuschneiden und mit neuem Holz zu ersetzen, oder den vorderen Bereich (heller Splint) als Streifen 10mm tief auszufräsen (Handoberfräse) und zu ersetzen. Vorzugsweise nicht mit Kiefernsplint, sondern -kern. Für den Laien eine gewisse Herausforderung.

Am einfachsten für Sie wäre vermutlich Folgendes: Zuerst Festigen der freigelegten Wurmgänge. Hartöl ist dazu völlig ungeeignet. Es härtet das Holz ebensowenig, wie ein Tempo-Taschentuch schnell ist oder ein Zitronenfalter Zitronen faltet :) Gemeint ist beim Hartöl lediglich, daß es im Zuge des Härtens vom flüssigen in den festen (und dann immer noch elastischen) Zustand übergeht. Zum tatsächlichen Härten des Holzes können Sie sich Paraloid B72 besorgen, das in Ethylacetat aufgelöst wird. Nach dem Auflösevorgang in etwas Ethylacetat kann weiter herunterverdünnt werden mit wasserfreiem Spiritus (Ethylalkohol). Die max. 10%ige (probieren wie es eindringt!) Lösung injizieren Sie mit einer geeigneten Kanüle geduldig in die Frassgänge. Sie soll tief eindringen, um auch das Frassmehl in den tieferen Gängen zu imprägnieren. Nach dem Trocknen können Sie einen zum Holz passenden Epoxidharzspachtel, Ponal Duo, mit etwas geeignetem Erdpigment (z.B. Ocker) eintönen und ausspachteln. Beim Eintönen orientieren Sie sich nicht an der Farbe geschliffenen Holzes, sondern an längere Zeit gealterte Kiefer im Innenbereich, und machen es einen Tick dunkeler. Vorsichtig fein verschleifen, damit Sie keine neuen Frassgänge offenlegen. Holzkitt wäre dafür ungeeignet.

Ich bestelle diese Zutaten bei Kremer - Pigmente, ggf. haben das auch andere Händler für Künstlerbedarf.

Deckende Anstriche auf bröseligem Grund werden Ihnen keine dauerhafte Freude bereiten. Ist denn der Wurm tot?

Grüße

Thomas
 
Hallo Thomas

> ...keine schöne Treppe aus Fichtenholz, sondern eine grenzwertig ausgefressene Treppe aus Kiefer.

Naja, unsere Treppe sah vorher nicht anders aus. Eine ebenso hässliche und abgenutzte dunkelbraune Lasur und die Misshandlungsspuren von 120 Jahren. Schön wurde sie erst wieder durch die Arbeit, die sich Stefan hier auch gerade macht.

> ...oder den vorderen Bereich (heller Splint) als Streifen 10mm tief auszufräsen (Handoberfräse) und zu ersetzen. Vorzugsweise nicht mit Kiefernsplint, sondern -kern. Für den Laien eine gewisse Herausforderung.

Das war doch mein Rat. Hab ich das so undeutlich beschrieben?

> Hartöl ist dazu völlig ungeeignet. Es härtet das Holz ebensowenig, wie ein Tempo-Taschentuch schnell ist.

Natürlich würde es bei den Kanten nicht helfen. Dafür sind sie mechanisch viel zu stark belastet. Auf der glatten Fläche hilft es bei verbleibenden Resten von Fraßgängen jedoch durchaus. Darüber hinaus würde ein wachshaltiges Öl in den Vertiefungen nur zu Drecknestern werden.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Tilman
 
"Das war doch mein Rat. Hab ich das so undeutlich beschrieben?"

Wo ist das Problem, wenn ich das ebenfalls für praktikabel erachte, neben anderen Möglichkeiten?

Wozu soll ich hinschreiben, daß Du das vorher auch hingeschrieben hast, wenn's der Fragesteller eh liest? Wir haben beide kein Patent auf diesen Lösungsvorschlag.

So wie Du es schreibst, entnimmt im Übrigen der Fragesteller, daß Hartöl die Kanten festigen würde. Das kann es nicht. Das Hauptproblem des Fragestellers sind aber die ausgefressenen Kanten.

Zu wachshaltigen Ölen: Ich stimme zu. Ich kenne im Fußbodenbereich keine Anwendung, wo ein wachshaltiges Öl besser oder zumindest gleichwertig in Bezug auf ein gutes wachsfreies Parkettöl ist.

Grüße

Thomas
 
Danke!

Danke für die guten Tipps.
Wir werden mal mit unserem Schreiner sprechen, der uns Holzsimse gefertigt hat, die ein sehr ähnliches Profil haben wie die Vorderkanten der Treppe. Diese wollen wir nämlich am liebsten erhalten oder zumindest möglichst gut nachbilden. Aufdoppeln würde daher eher nicht in Frage kommen.

Was wäre denn bei der Variante mit dem verfestigen der Gänge dann am Ende die geeignete Oberflächenbehandlung?

Ginge dann ein flächiger Anstrich mit einer guten und flexiblen Bodenfarbe?
Dann wäre zumindest die Farbigkeit der Ausbesserung irrelevant.
 
Hatte das gleiche Problem,

Habe vorne die Kante (war auch ausgetreten und verwurmt) auf ca. 3 cm abgeschnitten und eine Buchenhartholzleiste dann an diese Stelle geklebt und verschraubt. Dann habe ich die gesamte Stufe noch mit einem für Holz geeignetem Spachtel egalisiert und diese dann mit Laminat belegt.
Sieht sehr gut aus.
Gruß Herbert
 
Nach der beschriebenen Festigung...

...ist jede übliche Beschichtung bzw. Imprägnierung möglich. Ein deckender Anstrich ist jedoch nicht lange schön, es werden sich alsbald von der Mitte her bogenförmige Segmente ausbilden, in denen das Holz wieder zum Vorschein kommt.

Das Einfärben von Ponal Duo mit Pigmenten ist kein Zauberwerk und das anschließende Ölen zeigt Dir täglich Deine erfolgreiche Arbeit, statt sie unter Farbe zu verstecken.

Grüße

Thomas
 
Ist das Laminat...

...auf der Treppe nicht ziemlich rutschig, und ausserdem laut im Tritt?

Der Materialmix Buche / Laminat wäre mein Ding nicht. Dann schon lieber massiv. So lässt sich die Profilierung der Vorderkante materialgleich mit der Fläche ausführen.

Und da zwischen Stufenvorderkante und Wangenvorderkante noch genug Platz ist, müsste die Stufenvorderkante für ein vorgeblendetes Profil nicht einmal zurückgeschnitten werden.

Grüße

Thomas
 
laminat-treppenprofil-rutschig-i26874_20211114134018.jpgDas Laminat ist nicht rutschig

Weil es an der Kante in ein Treppenprofil eingefasst ist.
Vorne an die Kante wird ein Treppenprofil aus Metall geschraubt, in dieses wird das Laminat reingeschoben.
Das Treppenprofil ist vorne ein wenig gerillt.
Das Laminat sucht man sich aus, dass es nicht rutschig ist. Es sollte nicht das billigste sein und eine robuste Ausführung wählen.
Die rote Farbe war der Wunsch meiner Frau.
 
Ist unter anderem...

...eine Geschmackssache. Von der alten Treppe ist optisch nichts übriggeblieben.

Aber offenbar funktioniert es ja.
 
Klasse @Tilmann

Schaut man sich die Treppe auf dem von Tilmann angegebenen Link an, kann man nur den Hut ziehen!

Das Problem dürfte wohl sein, dass man sowohl Fachwissen, als auch Maschinen braucht, um so eine überarbeitete Treppe selbst zu schaffen.

Das Einfachste ist es natürlich, die Fraßgänge zuzuschmieren mit Holzkitt, Farbe drauf und fertig. Spätestens in 10 Jahren sind diese Trittstufen dann durchgefressen und es werden Stücke herausbrechen.

Die Frage ist, wenn man seine Treppe selbst ausbaut und die Wangen abnimmt, dann kann man ja die einzelnen Tritt- und Setzstufen in die Hand nehmen und überarbeiten bzw. auswechseln.

Was würde denn wohl so ein Stück Holz kosten, um eine Trittstufe zu erneuern? 10 €?

Eventuell ist der Ersatz einzelner Stufen preislich günstiger und auch schneller zu bewerkstelligen als das Ausfräsen und Ersetzen von Leisten?

Da mich das Thema selbst beschäftigt - wer kann Preise nennen?

Gruß

Karl
 
Treppensanierung

Hallo Karl,

danke für die Blumen. Ja klar braucht man ein paar Werkzeuge und Kenntnisse aber ich gehe davon aus, dass jemand, der sich ein altes Haus kauft, um es zu sanieren, über beides verfügt. Sonst würde er ja Handwerker mit der Aufgabe betrauen.

Das mit dem Ausheben der Treppe ist halt in diesem Fall blöd: Eine gerade Treppe, die unten in zwei Zapflöchern ruht und im Stockwerk darüber nur gegen das Gebälk gelehnt ist, ist einfacher ausgehoben, als eine Treppe, die um Ecken geht. Stefan hätte hier ungleich mehr Arbeit.

Die komplette Stufe hier auszutauschen ist ohne Ausbau und Zerlegung der Treppe keine Option: Die Stufe sitzt ja beidseitig in den Wangen und dazu müsste man sie zerlegen können. Abgesehen davon dürfte die Setzstufe auch in einer Nut an der Unterseite der Trittstufe stecken.

Die gesamte Vorderkante könnte man vermutlich mit etwas Aufwand noch erneuern. Dazu müsste man sie in der Mitte zerschneiden, um die Enden aus den Wangen ziehen zu können. Die neue Kante könnte dann ein wenig schmaler ausfallen, so dass man sie erst in die eine Wange einsteckt und dann rüber in die andere Wange schiebt. Allerdings sehe ich hier die Schwierigkeit darin, dass es keine Ansatzpunkte für Schraubzwingen oder Ähnliches gibt, um beim Anleimen Druck auf die Leimstelle zu bringen.

Am sinnvollsten wird es sicher sein, mit der Oberfräse das Splintholz etwa 10mm tief abzufräsen und ein neues Stück einzuleimen. Wenn man keine passenden Radiusfräser hat, um die Kante wieder beizuformen, geht das zur Not sogar mit Raspeln und Schleifblöcken. Übertriebene Präzision sieht in einem Altbau eh befremdlich aus. Ich musste mir das hier in den ersten Jahren auch erst hart erlernen, weil ich eigentlich eher ein Mikrometerfetischist bin.

Mit der Oberfräse würde man zwar nur bis auf ein paar Zentimeter an die Wangen kommen, doch das ist nicht so schlimm, denn der Bereich der Kante wird in der Regel eh nicht betreten. Um eine gerade Linie zu fräsen, reicht ein entsprechend breit zugesägtes Brett, dass man einfach auf die zu bearbeitende Stufe legt und gegen die Setzstufe schiebt. Auf diese Weise könnte man das Brett und die beiden Wangen wie eine Schablone nutzen, an der man mit der Oberfräse entlang fährt.

Natürlich könnte man es auch mit Laminat und Aluprofilen machen aber da bin ich ganz bei Thomas: Dann ist es ja keine schöne alte Holztreppe mehr.

Viele Grüße
Tilman
 
Thema: Holztreppe Wurmschäden ausbessern

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