Geomanten/Rutengänger
Lieber Klaus Schillberg,
es ist nun mal Fakt, das Vitruv nicht Geschichtsschreiber war, sondern selbst vom Fach kam.
Sein Fachwissen erwarb er in der römischen Armee, wo er in der technischen Abteilung, genannt die Fabri (Pioniere)als praefectum fabrum (kommandierender Offizier) für Waffentechnik, Brückenbau, Transport und Festungsbau verantwortlich war.
Die von ihm verfasste Enzyklopädie, gewidmet dem Kaiser Augustus, erschien um das Jahr 31 v,Chr. und bezieht sich auf den Wiederaufbau Roms nach dem Bürgerkrieg, wo er als Aufseher und Bauleiter öffentlicher Bauvorhaben für den Kaiser arbeitete.
Solch ein Mann war nicht nur Geschichtenerzähler!
Falls Du andere Erkenntnisse darüber hast, belege dies bitte und stelle nicht nur einfach Behauptungen auf.
Selbst wenn er nur das damalige Fachwissen zusammenfasste, warum sollte er nach Deiner Ansicht wichtige Techniken verschweigen? Den Teufel gab es damals noch nicht, die Römer waren allen Religionen, Kulten usw. aufgeschlossen.
Und warum sollte er eine Technik verschweigen, wenn Sie Deiner Ansicht nach so gut funktionierte und so wichtig war?
Und wenn er es nicht wußte, was ist mit den anderen Autoren?
Marcus Porcius Cato schrieb 184 v.Chr. "De re Rustica", von Rutengehen -nix.
Was ist mit Sextus Julius Frontius? War der auch nur Geschichtenschreiber von Hörengesagtem?
Gaius Plinius Secundus (der Ältere)schrieb die "Naturalis Historia", eine umfassende Beschreibung und Zusammenfassung des damaligen wissenschaftlichen Forschungsstandes, in die Kenntnisse von über 100 anderen Autoren von ihm übernommen wurden.
Kurz zum Inhalt:
Buch 2: Das Universum (Planeten, Sterne, Phänomene, Astronomie)
Buch 3 bis 6: Beschreibende Geografie der Welt
Weitere Bücher mit Anatomie, Botanik, Bergbau, Pharmazie, Zoologie usw.
Von Rutengehen oder Geomantie: nix.
Wie wärs mit Heron von Alexandria?
Der Mann befasste sich nun auch mit Wundern und versteckten Geheimnissen für den Gebrauch durch Priester, also Tempelwunder.
Er beschreibt die Herstellung und die theoretischen Grundlagen zur Konstruktion von Automaten, aber keine Wünschelruten.In einem größtenteils wasserarmen Land wie Ägypten wäre die Wünschelrutentechnik doch der Renner für Priester!
In seinem Werk " Dioptra" befasst er sich mit der Theorie und Praxis der Vermessung, er beschreibt Vermessungsgeräte, eine Methode zur Triangulation, Geräte und Methoden zur Landvermessung wie sein Hodometer.
Über Ruten und Rutengehen: nix.
In seinem Werk " Stereometrumena", einem Werk über Raumgeometrie, gibt er neben theoretischem Grundwissen praktische Anleitungen zur Planung von Theatern, der Anordnung der Sitzplätze usw.
Geomantische Techniken für die Akustik: keine.
Damit soll es reichen.
Ich bitte zukünftig darum, nicht einfach nur irgendwelche Behauptungen in den Raum zu stellen, sondern auch zu beweisen bzw. zu belegen. Nenne mir einen überlieferten römischen Autor, der sich auf Rutengehen bezieht!
Mag sein, das ein Rutengänger behauptete, die Römer hätten so was gemacht und als Beweis angeführt, wenn ich mit der Rute da lang laufe, zuckt es jedesmal.Das beweist noch lange nicht, das vor 2.000 Jahren ein anderer auch mit einer Rute da lang ging.Für mich sind solche, von Rutengängern selbst verfertigte Beweise nicht überzeugend.
Abschließend möchte ich feststellen, das es mir nicht darum geht, Rutengläubige vom Gegenteil zu überzeugen. Mag jeder glauben, was er will.
Mir geht es um ein Grundprinzip in solchen Diskussionen, nämlich darum, das auch belegen zu können, was man behauptet.
Viele Grüße
Georg Böttcher