Antwort für Thomas (Forum 13444) vom 01.06.2005
Hallo Thomas,
wir bauen gerade und haben uns auch für Terracottafliesen in Diele, HWR, Gäste-WC und Küche entschieden. Die 1.6 cm dicken Fliesen haben wir im Internet für knapp 19,- Euro gekauft. Sie müssen vor dem Verlegen kräftig geölt werden, damit sie den Mörtel und/oder Fugenkit nicht annehmen. Das Verlegen überlassen wir einem versierten Fliesenleger. Der Unterbau ist relativ einfach. Du mußt in der Tat eine Sauberkeitsschicht legen lasssen. Darauf wird normaler Weise die Sohlplatte gegossen. Hierauf kommt ein Sperranstrich (Kaltanstrich) aus Bitumen. Auf diesen Sperranstrich wird eine Schweissfolie, die mit einem Brenner erhitzt wird, aufgeklebt. Dann ist der Boden erst einmal von unten wasserdicht. Auf diese Folie nun kommt eine Wärmedämmung, auf die dann der Estrich gegossen wird. Der Estrich dient in erster Linie der Begradigung von Unebenheiten in der Bodenplatte. Bei uns wird vor dem Estrich noch die Fußbodenheizung eingebaut, die dann praktisch in den Estrich eingegossen wird. So vorbereitet werden nun die Fliesen bei uns mit weissem Kleber direkt aufgeklebt. Weisser Kleber, damit keine Kalk- oder Salzbestände durch die Fliese schlagen. Wenn der Boden dann wieder begehbar ist, wird er nochmals kräftig mit Hartwachs versiegelt und fertig. Über eines sollte man sich bei Terracotta aber immer im Klaren sein: Er nimmt trotz Versiegelung mehr Schmutz an, als eine Keramikfliese und erhält so im Laufe der Jahre seine typische Patina. Wer es lieber klinisch rein mag und sich über jeden kleinen Schmutzfleck ärgert, sollte lieber die Finger vom Terracotta lassen. Für uns war jedoch gerade diese Patina, die man in so vielen alten Bauernhäuser, Kirchen und Palazzi sieht, gerade der Grund, uns für dieses Material zu entscheiden.
Das Einbringen einer Kiesschicht kann auch hilfreich sein, wenn die Umgebung eher feucht ist. Sie wirkt wie eine Drainage unter dem Haus.
Auch wir werden eine Wandheizung im WZ installieren. Du hst offensichtlich ein altes Haus, in dem wahrscheinlich von Wärmedämmung in den letzten 300 Jahren nicht unbedingt die Rede war. Du solltest Dich mit einem Klempner in Verbindung setzen. Bei nicht isolierten Aussenwänden besteht die Gefahr, daß Du eher den Garten heizt, als Deine Räume. Es muss von innen auf jedem Fall eine gute Wärmedämmung aufgebracht werden, damit die Wärme in die richtige Richtung strahlen kann. Lehmputz ist nicht nur ökologisch ein tolles Material, sondern gerade in alten Häusern ideal, da unbedenklich und Feuchtigkeitsausgleichend.
Du wirst wahrscheinlich noch aufpassen müssen, daß Du keine
Feuchtigkeit durch die Aussenmauern im Erdbereich bekommst. Diese alten Häuser stehen meist nicht auf einem Ringfundament, was bedeutet, daß das Aussenmauerwerk einfach auf dem (Lehm-)Boden steht.
Du hast viel Arbeit vor Dir, viel mehr als wir mit unserem Neubau. Dennoch beneide ich Dich. Es gibt nichts, was so viel Charme hat, wie ein altes Bauernhaus. Wir bauen zwar nach alten Vorlagen, aber eben neu.
Ich wünsche Dir gutes Gelingen! Herzliche Grüße aus Hamburg
Gundula