Ressourcen sparen durch Wassermanagement

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Sauberes
Wasser ist viel zu schade für die Kanalisation. Auf der IFAT präsentierten
Fraunhofer-Forscher praktische Lösungen, die den Verbrauch von Trinkwasser
drastisch reduzieren. Das wenige Abwasser, das übrig bleibt, lässt sich mit
einer dezentralen Aufbereitungstechnik in Brauchwasser, Energie und Dünger
verwandeln.



"Wir müssen erst einmal im eigenen Land zeigen, was wir können,
bevor wir anderen etwas verkaufen wollen", sagt Prof. Walter Trösch,
stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und
Bioverfahrenstechnik IGB. Der Rotationsscheibenfilter, den er auf der IFAT
zeigt, ist Kernstück einer neuen Klärtechnologie, bei der Membranen äußerst
effektiv Schlamm und Krankheitserreger aus dem Abwasser herausfiltern. Noch in
diesem Sommer wird eine erste Membrankläranlage in Neurott bei Heidelberg in
Betrieb gehen. Mit dem Pilotprojekt wollen die Forscher demonstrieren, dass
dezentrale Abwasserentsorgung technisch machbar und ökonomisch sinnvoll ist. "Neurott
ist ein Beispiel für eine abgelegene Siedlung, bei der sich der Anschluss an das
öffentliche Kanalnetz nicht lohnt, weil das Verlegen der Leitungen zu teuer
wäre", erklärt Trösch.



Neurott ist kein Einzelfall: Siedlungen ohne Anschluss an die
Kanalisation gibt es auf der ganzen Welt. In den reicheren, technisch
entwickelten Ländern werden die Abwässer in Versitzgruben gesammelt, in den
armen Regionen fließen sie ungeklärt in den nächsten Bach oder Fluss. Trösch:
"Die Membranklärtechnologie kann die Abwasserprobleme nicht nur abgelegener
Siedlungen lösen."



In Neurott werden jetzt Kanalrohre verlegt, durch die künftig
das Abwasser von den Häusern weg gepumpt wird. In einem alten Geräteschuppen der
Feuerwehr soll demnächst die semi-dezentrale Membrankläranlage installiert
werden, die 10.000 Liter Wasser am Tag reinigen kann. "Das geklärte Wasser hat
Badegewässerqualität und kann in den nahe gelegenen Bach eingeleitet werden,
ohne dass dies negative Folgen für die Umwelt hätte", so Trösch. "Das neue
Entsorgungskonzept kostet nicht mehr als die Behandlung der Abwässer in
Großkläranlagen. Gleichzeitig liefern semi-dezentrale Anlagen qualitativ bessere
Ergebnisse, weil die Membranen Bakterien restlos herausfiltern." Das Konzept der
dezentralen Entsorgung entwickelte Tröschs Team im Projekt DEUS 21 - die
Abkürzung steht für Dezentrales Urbanes Infrastruktur-System - und wird
gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF. Mit beteiligt
sind neben Forschern vom IGB auch Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für
System- und Innovationsforschung ISI sowie von der RWTH Aachen.



Die Abwasseraufbereitung ist dabei nur ein - wenn auch
wichtiger - Teil des umfassenden Wassermanagements. Der erste Schritt ist die
Versorgung mit sauberem Trinkwasser, wichtig ist weiter der sparsame Umgang mit
dieser Ressource und schließlich die Weiterverwertung der Abfallstoffe. Am
Römerweg, einem Neubaugebiet in Knittlingen bei Pforzheim, entsteht derzeit eine
Demo-Siedlung in der die Forscher vom Projekt DEUS 21 die Stoffströme optimiert
haben: Alle Häuser bekommen zwei Wasseranschlüsse - einen für Trink- und einen
für Brauchwasser. Das Brauchwasser wird vor Ort aus Regenwasser gewonnen: Eine
Membran filtert Keime heraus, das gereinigte Nass erfüllt nun die Anforderungen
der Trinkwasserverordnung. Da Regenwasser salz- und kalkfrei ist, eignet sich
das "Pflegewasser" gut zum Geschirr- und Wäschewaschen, für Dusche und
Toilettenspülung oder zum Blumengießen. Durch die Nutzung des Regenwassers wird
der Trinkwasserverbrauch drastisch reduziert. Aber das ist noch nicht alles.
Auch in Knittlingen gibt es außerdem ein neues Entsorgungskonzept: Ein
Vakuumsystem saugt das Abwasser aus den Häusern kontinuierlich ab und
transportiert es zusammen mit dem Biomüll in das dezentrale Klärwerk am Rand der
Siedlung. Dort wird aus den Schmutzstoffen Biogas und hieraus Energie gewonnen.
Phosphor und Stickstoff werden separiert, sie lassen sich zu Dünger
weiterverarbeiten.



"Die beiden Projekte in Knittlingen und Neurott zeigen, dass
eine dezentrale Infrastruktur funktioniert", resümiert Trösch. "Wir werden die
Technik jetzt weltweit anbieten - als Gesamtkonzept oder in Form einzelner
Komponenten, die sich an die Bedürfnisse der Anwender anpassen lassen."



Am Gemeinschaftsstand der Fraunhofer-Gesellschaft zeigen die
Forscher zahlreiche Projekte, die einen ressourcenschonenden Umgang mit
Rohstoffen ermöglichen: Die von der Technologie-Entwicklungs-Gruppe TEG
konstruierte Strahlquelle Plaslight beispielsweise macht Wasser keimfrei. Neue
Ansätze zum Recycling von Kunststoff und Elektronikschrott sowie zur
Rückgewinnung wertvoller Produktionshilfsstoffe zeigt das Fraunhofer-Institut
für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV. Vom Fraunhofer-Institut für
Materialfluss und Logistik IML stammt der Vario-Collector, ein neues
Dreikammer-Sammelfahrzeug für Altglas, das durch flexible Aufteilung der
Trennkammern optimal ausgelastet werden kann - die Sammelleistung wird dadurch
um bis zu 18 Prozent erhöht, der Spritverbrauch sinkt.



<div align='right'>Siehe auch:

Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB
</div>
 
Thema: Ressourcen sparen durch Wassermanagement

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