Leichtlehmschüttung/ Stampflehm in Gefachen einer Aussenwand?

Diskutiere Leichtlehmschüttung/ Stampflehm in Gefachen einer Aussenwand? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, bevor ich meine erste Frage in diesem Forum stelle möchte ich einmal kurz unsere Situation beschreiben. Meine Frau und ich besitzen ein zur...
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Polarkreis

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Hallo,
bevor ich meine erste Frage in diesem Forum stelle möchte ich einmal kurz unsere Situation beschreiben. Meine Frau und ich besitzen ein zur Zeit unbewohntes Haus in Niedersachsen. Das Haus besteht aus einem massiven Keller, sowie einem massiven Erdgeschoss und einem Obergeschoss aus Fachwerk. Die Gefache des OG sind mit Ziegelsteinen ausgemauert und von außen mit einem mir nicht bekannten Putz versehen. Die zum Teil verputzten Balken wurden mit schwarz gestrichenen Leimholzplatten/ Brettern aufgedoppelt, vorhandene Fugen wurden mit Silikon abgedichtet usw. Die Außenwände wurden von innen mit Hohllochziegeln gedämmt. Die Fassadenfläche ist ca. 125m² groß. Das Dach besteht zum Teil aus einem Satteldach, bei dem der First in Nord- Süd Richtung verläuft. Die Durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei knapp über 600 l/ (m²*a). Ein Vor- Ort Termin mit einem Holzsachverständigen und/ oder Zimmermann für das Fachwerk ist angedacht, einen Termin habe ich noch nicht vereinbart.
Die Substanz von Keller und Erdgeschoss ist gut.
Ein Wesentlicher Anteil einer Sanierung ist neben dem Instandsetzen des Fachwerkes durch einen Zimmermann sicherlich der Aufbau der Außenwand.

Eine übliche Variante ist das Ausmauern der Gefache mit Leichtlehmsteinen und einer innen vorgesetzten Dämmung aus einer Hanf- Lehmschüttung in Verbindung mit einer Wandheizung . Nach Angaben des Herstellers ist diese Leichtlehmschüttung bei der Verwendung im Außenbereich durch einen hinreichenden Witterungsschutz zu schützen. Das kann nach angaben des Herstellers ein mehrlagiger Kalkputz sein.

Nun zu meiner eigentlichen Frage:

Wenn die Leichtlehmschüttung (LLS 400) erdfeucht als Stampflehm eingebracht auch in Außenbereich in Verbindung mit einem mehrlagigen Kalkputz möglich ist, warum wird sie nicht in einem Arbeitsgang mit der Innenwanddämmung hergestellt?

Gibt es hier jemanden im Forum der evtl. Erfahrungen mit einem solchen Aufbau hat bzw. weiß warum man das besser nicht so machen sollte?

Wandaufbau.png
 
Hi,
Ich hab bei mir eine Innendämmung aus erdfeuchtem Hanfleichtlehm hinter verlorener Schilfrohr-kletterschalung eingebaut. Sympathisch fand ich, -anders als bei Holzfaserplatten- komplett ohne Chemie auszukommen. Weiterer Pluspunkt ist, dass gut ausgeglichen werden kann, ohne sinnlos tonnenweise (nicht dämmenden) Ausgleichsmörtel an die Wände zu werfen. Nachteilig ist das Fehlen einer Winddichtigkeitsebene, die würde vermutlich Sinn machen.

Als Ausfachung in Außenwänden würde ich von Lehm Abstand nehmen. Von Leichtlehm noch mehr als von Lehmsteinen. Selbst bei geringer Schlagregenbelastung wär mir das zu heikel.. Besser Ziegel und Kalk(zement)mörtel verwenden. Oder nach Möglichkeit drinlassen was vorhanden?

Grüße
 
Als Ausfachung in Außenwänden würde ich von Lehm Abstand nehmen. Von Leichtlehm noch mehr als von Lehmsteinen. Selbst bei geringer Schlagregenbelastung wär mir das zu heikel..
Es gibt in D tausende von Häuser mit Lehmausfachungen die schon Jahrhunderte alt sind. Was soll daran heikel sein?
Besser Ziegel und Kalk(zement)mörtel verwenden.
Die nützen auch nicht mehr, weil wenn Schäden entstehen, in den allermeisten Fällen das Holz kaputt geht, nicht die Ausfachungen. Im Gegenteil, eine Anschlussfuge aus Lehmmörtel schützt das Holz besser als eine Kalk(zement)mörtelfuge.

Gruß,
KH
 
Leichtlehmschüttung (LLS 400) erdfeucht als Stampflehm eingebracht auch in Außenbereich
Hast du den Hersteller der LLS400 mal gefragt, ob sie dafür zugelassen/freigegeben ist?
warum wird sie nicht in einem Arbeitsgang mit der Innenwanddämmung hergestellt?
Weil sie in Summe zu dick ist ( in deinem Beispiel 220 mm), dadurch zu lange braucht um durch zu trocknen, dadurch das Risiko von Schimmelbildung oder innerer Verrottung der organischen Zuschlagsstoffe sehr hoch ist.

Gruß,
KH
 
moin Polarkreis ich würde die Aussengefache mit ner Hanf Kalkmischung um 700 kg ausstampfen und diese erst Trocknen lassen ,und dann im anschluss die lls 400 einbauen.Oder eben Mauern..
Man kann den Stampfvorgang nicht gleichzeitig machen da die Gefache ein anderes Schwundverhalten haben als die Füllung dahinter..Wenn du es gleichzeitig Stampfen würdest dann würde sich an der gefachoberkante ein ca 4 cm grosser spalt ergeben weil die Innendammüng beim sacken an der gefachefüllung ziehen würde..
Und im gleichen maße hättest du Hohlräume hinter den Riegeln an die Kommst Du dann aber nicht mehr ran.
deswegen sieht man immer zu das die Innendämmung an der Gefachefüllung Abscheren oder Vorbeirutschen kann.
Jede Hozlasche usw.hindert deine dämmung am sacken und ergibt dann zwansläufig Hohlräume unter dem Holz,,darauf ist acht zu geben:)
Und Wie KH schon sagte wäre bei der Dicke die gefahr der selbstkompostierung auch gegeben..
wenn man eine Wandheizung an diesen "Torfmull"hängen will dann sollte man auch Vorher über geeignete befestigung nachdenken.
gutes gelingen wünscht Flakes
 
Es gibt in D tausende von Häuser mit Lehmausfachungen die schon Jahrhunderte alt sind. Was soll daran heikel sein?
Es gibt/gab aber wahrscheinlich auch zigtausend Fassaden, bei denen der Lehm nicht dauerhaft gehalten hat und durch geeignetere Baustoffe ersetzt wurde. Lehm ist und bleibt halt wasserlöslich und die Haftung von Kalkputz auf Lehm ist schlecht. Die Frostbeständigkeit von feuchtem Lehm ist vermutlich auch bedeutend schlechter als die von feuchtem Ziegelmauerwerk.

Bei meinem Haus hab ich beides vorgefunden. Lehm auf der Gebäuderückseite, wo es regengeschützt und nicht einsehbar war, da störte auch der herunterfallende Kalkputz nicht. Die übrigen Seiten wurden irgendwann ausgemauert.

eine Anschlussfuge aus Lehmmörtel schützt das Holz besser als eine Kalk(zement)mörtelfuge.
Natürlich ist in dem wettergeschützten Bereich mit Lehmausfachung das Holz auch besser erhalten als am ausgemauerten Giebel mit Regenbelastung. Das jetzt auf die schützende Wirkung des Lehms zurückzuführen, wäre m.E. der falsche Schluss.
 
Es gibt in D tausende von Häuser mit Lehmausfachungen die schon Jahrhunderte alt sind. Was soll daran heikel sein?
Das mag so sein, allerdings sind die mit Lehm ausgefachten in den seltensten Fällen auch als Sichtfachwerk ausgeführt.
Einige Gründe hierfür hat Holzer ja bereits genannt.
Die Ausfachungen von Sichtfachwerk wurden auch vor hunderten Jahren in Lehm- oder Kalkmörtel vermauerten weichgebrannten Steinen erstellt, die Erbauer wussten auch warum.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die hilfreichen Tipps.
Hast du den Hersteller der LLS400 mal gefragt, ob sie dafür zugelassen/freigegeben ist?
Ja, das war meine erste Adresse. Der Hersteller hat ein einen Händler verwiesen der die Ausführung in Leichtlehmstein mit anschließender Dämmung in LLS 400 empfohlen hat. Grundsätzlich war der Händler freundlich und wirkte auf mich auch kompetent. Ich wollte aber auf alle Fälle eine zweite Meinung einholen.
moin Polarkreis ich würde die Aussengefache mit ner Hanf Kalkmischung um 700 kg ausstampfen und diese erst Trocknen lassen ,und dann im anschluss die lls 400 einbauen.Oder eben Mauern..
Das ist eine Alternative zu den Leichtlehmsteinen in 700kg/m³ die ich mir auf alle Fälle überlegen würde wenn ich das Projekt angehe.

Ich habe den Feiertag gestern in Niedersachsen produktiv genutzt und die oben von mir erwähnte Vorsatzwand aus Hohllochziegeln in einem Zimmer entfernt. Ergebnis war ernüchternd. Das Fachwerk ist in einem desolaten Zustand.
Hier nur ein kleiner Auszug der Schäden:
Unbemerkter Wassereintritt durch das Dach, so das die Holzverschalung der Decke in einem großen Bereich kompostiert ist. Teile des Fachwerkes wurden durch Bauholz mit einem hohen Splintanteil ersetzt. Der überwiegende Teil der Balken in diesem Bereich ist zu wechseln da in einigen Bereichen nur noch wenig tragender Querschnitt vorhanden ist.
Dachsparren sind ebenfalls marode und wurden unfachmännisch instandgesetzt. D. h. der originale Sparren ist komplett getrennt, die entstandene zwei Teile wurden mit 2 cm Brettern an den Seitenflächen aufgedoppelt. Hält halt weil wenig Last in diesem Bereich. Alles in allem ist das aus meiner Sicht keine Substanz für die ich eine aufwändige Sanierung in Kauf nehmen möchte. Bei einem 200 Jahre alten Eichenfachwerk würde ich mir das noch einmal überlegen.
Hier habe ich den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Soll heißen ich hätte erst das Fachwerk freilegen sollen bevor ich den neuen Aufbau plane.
Vielen Dank jedoch für die freundlichen Hinweise.
 
Es gibt in D tausende von Häuser mit Lehmausfachungen die schon Jahrhunderte alt sind. Was soll daran heikel sein?

Die nützen auch nicht mehr, weil wenn Schäden entstehen, in den allermeisten Fällen das Holz kaputt geht, nicht die Ausfachungen. Im Gegenteil, eine Anschlussfuge aus Lehmmörtel schützt das Holz besser als eine Kalk(zement)mörtelfuge.

Gruß,
KH
Dann muss man das Lehmgefache aber auch sauber und richtig mit Mörtel verputzen, damit der Lehm nicht zuviel Flüssigkeit zieht. Dann kann die eigezogene Flüssigkeit vom Holz über den Lehm langsam an den Kalk nach außen gegeben werden, wenn ich das richtig verstehe.
Ich weiß echt noch nicht, wie wir das bei uns machen sollen. Da wir westseitig einen "neueren" Anbau haben, ist dieser bereits mit Klinkersteinen verfacht, während die Südseite weitestgehend aus Lehmgefachen mit Holzstöckern gefertigt ist.
Wenn man hier aber durch Steine + vernünftigen Putz die winddichtere Variante hinbekommt, dann wäre das wohl die beste Lösung, oder?
 
@chris.b Du kaperst gerade mit deinem Beitrag diesen Faden. Deshalb nur ganz kurz:
Wenn man hier aber durch Steine + vernünftigen Putz die winddichtere Variante hinbekommt, dann wäre das wohl die beste Lösung, oder?
An einer balkensichtigen Fachwerkfassade sind die Undichtigkeiten in den allermeisten Fällen die Anschlussfugen der Gefache und/oder die Balkenstöße. In den wenigsten Fällen die Ausfachungen selbst. D. h., es spielt weniger eine Rolle ob und mit was die Gefache ausgemauert sind, oder ob sie gestakt und mit Strohlehm beworfen oder ausgestampft sind. Selbst ob der Gefachputz 100 % intakt ist, oder nicht, ist zweitrangig. Denn die Anschlussfugen sind oder werden IMMER undicht (sein).
Einfach weil das Holz niemals aufhört wechselweise zu quellen und zu schrumpfen.
Wer eine weitgehend "wartungsfreie", sprich pflegeleichte und winddichte Fassade/Außenwand haben will, soll sich keine Sichtfachwerkfassade zu legen. Wer eine geerbt, geschenkt oder sonstwie "unfreiwillig" bekommen hat und keine Lust (oder kein Geld) auf widerkehrende Erhaltungsmaßnahmen hat, sollte sie bei nächster Gelegenheit vollflächig zu bauen.

Gruß,
KH
 
In Ordnung. Die Fugen müssen natürlich letztlich bleiben... soweit man das nicht wie bei uns einfach vollflächig überstreicht :rolleyes:.
Wir sind bei uns ja noch ganz am Anfang der Sanierung und wissen letztlich noch nicht genau, welche Variante jetzt die bessere und günstigere Variante ist. Also Lehm oder Stein und offen oder verhangen. Neu gemacht werden muss letztlich eh alles, daher müssen wir idealerweise erstmal nach dem günstigeren gucken.
Das Problem ist, dass man unsere Westfassade vermutlich nicht gedämmt verkleiden kann, da Platz fehlt und der Denkmalschutz da etwas gegen hat. Aktuell liegt eine lotrechte Verschalung unmittelbar auf dem Fachwerk auf (ohne Durchlüftung).
Da wir dort von innen sowieso mit Wandheizung arbeiten wollten, war die Überlegung, ob man dort dann außen zumindest den unteren Bereich offen hält.
Ich hätte gesagt, dass dann dort Lehmgefache eher nass werden als Steingefache. Wobei es letztlich ja egal sein könnte, da man den Kalkputz drüber hat, der die Feuchtigkeit ja abhält.
 
Anbei ein Foto aus dem Fränkischen Freilandmuseum. Es zeigt anschaulich wie sich eine Lehmausfachaung bei Regenbeanspruchung verhält.(sie löst sich auf). Auch der Kalkputz, Reste davon sind noch zu erkennen, kann das nicht dauerhaft verhindern.
 

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